Sie wollen die IT der Raiffeisen Bankengruppe in Österreich bis 2014 harmonisieren bzw. vereinheitlichen. Wie weit sind diese Bemühungen gediehen?
Beim Projekt "Eine IT für Österreich" wollen wir  alle Banksystemeharmonisieren. Wir haben bei der Bankensoftware noch verschiedene Lösungen in Österreich im Einsatz und bemühen uns daher,  diese mittelfristig auf ein System zu z usammen zu führenDas ist anspruchsvoll, weil sich die bestehenden Systeme unterschiedlich entwickelt haben und in jedem von ihnen  unterschiedliches Knowhow und Arbeit stecken. Das in einem Schlag wieder zu vereinheitlichen, ist  nicht  einfach. Insgesamt ist das Projekt aber gut unterwegs.
Das wichtige ist, dass man am Ende des Tages  ein einheitliches System schafft. Denn die wahren Einsparungsmöglichkeiten liegen ja schließlich in der Vereinheitlichung von Geschäftsprozessen und Prozessorganisationen.. Software soll ja Arbeit unterstützen und nicht Selbstzweck sein.

Wie viele Leute werden bei dieser Harmonisierung eingesetzt?
Das lässt sich schwer beantworten, in Summe arbeiten aber sicher über 100  Mitarbeiter daran.

Strebt Raiffeisen die Vereinheitlichung der Bankensysteme der Raiffeisen International an?
Es gibt diesbezüglich Überlegungen, man hat aber bei den Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern ganz unterschiedliche Voraussetzungen. In der Ukraine gibt es beispielsweise ein ganz anderes Bankwesengesetz als in Ungarn, Tschechien, Polen oder Österreich. Nachdem solche IT-Systeme auch das juristische Korsett, innerhalb dessen sich eine Bank bewegt, abbilden, ist es extrem schwierig, eine Standardsoftware, wie z. B. eine Art "SAP" für alle Banken zu machen. In der gesamten Bankenwelt wird das wohl auch nicht gelingen - höchstens in einzelnen Segmenten wie z. B. dem Zahlungsverkehr. Darum wird bei den Banken die Entwicklung von Individualsoftware immer wichtig sein.

Was sagen Sie zu den Vorfällen bei der Umstellung der IT-Systeme der Bank Austria?
Mir tut es leid für die IT-Leute, die in dieser Krise arbeiten mussten und einer unglaublichen Belastung ausgesetzt waren. Unsere Kollegen haben da sicher keine Schadenfreude verdient. Solche Migrationen sind immer mit Risiken verbunden. Von außen betrachtet hat es den Eindruck gemacht, als hätte ein großer Termindruck bestanden. Ich bin mir nicht sicher, ob die IT-Leute diese Termine unbedingt auch so haben wollten, wie sie gesetzt wurden. Oft besteht die Gefahr, dass man einen warnenden Experten nicht hört, weil er nicht laut genug schreit.

Solche Ereignisse führen uns aber immer wieder vor Augen, dass wir die Technologie zur Selbstverständlichkeit haben werden lassen. Wir müssten uns bewusst machen, dass es manchmal eher ein Wunder ist, dass in unserer hochtechnologisierten Welt nicht viel mehr passiert. Bei Systemen wie dem einer Bank bewegt man sich in derartig komplexen Systemarchitekturen und wechselseitigen Abhängigkeiten von Logik und Daten - dagegen ist der Flug zum Mond ein Spaziergang. Es wird wirklich unterschätzt, was da in 30 Jahren an permanenter  Weiterentwicklung passiert ist. Seit Generationen wurde auf bestehendem Knowhow und Lösungen aufgebaut. Millionen und Abermillionen von Sourcecode-Zeilen in verschiedenen Programmiersprachen, Datenbanksystemen, Fremdsystemen undSchnittstellen! So gesehen konnte das, was passiert ist, zumindest der Öffentlichkeit und den Verantwortungsträgern ein bisschen vor Augen führen, wie schwierig der Job der IT-Verantwortlichen ist.