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Am Dienstag rollt der Immofinanz-Prozess an

Von Karl Leban

Wirtschaft

Anklage lautet auf Untreue und Bildung einer kriminellen Vereinigung.


Wien. Vor mehr als vier Jahren schlug die Affäre rund um die börsennotierte Immofinanz turmhohe Wellen. Der österreichische Immobilien-Riese stand damals am Rande der Insolvenz, Anleger verloren wegen massiver Kursverluste Milliarden, und mutmaßliche Malversationen des Managements riefen die Justiz auf den Plan. Nun geht es mit der Aufarbeitung der Causa, die hierzulande neben Meinl, AvW und Amis zu den spektakulärsten Fällen von Wirtschaftskriminalität zählt, in die Schlussrunde. Kommenden Dienstag beginnt am Wiener Straflandesgericht der Prozess.

Angeklagt ist Karl Petrikovics, der früher sowohl Chef der Immofinanz als auch Chef der Constantia Privatbank (CPB) war. Mit ihm sitzen vier weitere Personen auf der Anklagebank (siehe Grafik).

Im Fokus der Anklage stehen Wertpapiergeschäfte rund um die Immofinanz-Gruppe, die einst mit der CPB über Managementverträge verbunden war. Die Staatsanwaltschaft wirft Petrikovics und dessen Ex-Managerkollegen Norbert Gertner und Helmut Schwager Untreue und Bildung einer kriminellen Vereinigung vor.

Für den Strafprozess hat Richterin Claudia Moravec-Loidolt neun Tage angesetzt, 21 Zeugen sollen befragt werden. Das Urteil wird für den 28. Februar erwartet.

Für Staatsanwalt Volkert Sackmann ist der Fall klar. Die APA zitiert ihn in der Anklage mit den Worten: "Petrikovics, Gertner und Schwager verfolgten das Ziel, sich selbst im größtmöglichen Ausmaß, ohne Rücksicht auf die Interessen der von ihnen vertretenen Gesellschaften und Anleger, unrechtmäßig zu bereichern." Weiters hält Sackmann darin fest, dass die drei Akteure kein eigenes Geld in die inkriminierten Geschäfte investiert und auch kein wirtschaftliches Risiko getragen hätten.

Fragwürdige Transaktionen

Die Anklage wirft Petrikovics und den beiden anderen Ex-Managern vor, im Jahr 2003 ohne Aufsichtsratsbeschluss bei einer Kapitalerhöhung Aktien der Immofinanz-Tochter Immoeast gekauft zu haben - über die CPB. Während der Zeichnungsfrist wurden aber nur 36.238 der 67.255 neuen Aktien verkauft. Erst zum Bilanzstichtag der CPB (30. April 2003) kaufte deren Tochter Leascon die restlichen 31.017 Stück - um 32,3 Millionen Euro.

Dafür erhielt die Leascon von der Immofinanz einen Kredit über 16,3 Millionen Euro, weitere 11,8 Millionen Euro kamen von 26 Gesellschaften der CPB. Zudem wurde das Leascon-Konto um gut vier Millionen Euro überzogen. 2004 verkaufte die Leascon die Aktien an die CPB zurück, jedoch unter den Preisen an der Börse. Dadurch erlitt sie einen rechnerischen Verlust, die CPB hatte hingegen einen Buchgewinn. Laut Anklage profitierten Petrikovics & Co. davon direkt, weil sie wegen ihrer Dienstverträge am Gewinn der CPB beteiligt waren.

Petrikovics hat sich laut Anklage um 7,68 Millionen Euro bereichert, Gertner um 5,12 Millionen und Schwager um 5,17 Millionen. Eingerechnet sind darin auch Gelder, die sie über fingierte Optionsgeschäfte kassiert und über ihren mitangeklagten Treuhänder Ernst Hable abgewickelt haben sollen.