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Die Spezialisten für zwei Kufen

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Rund 900 Rodeln werden pro Jahr per Hand gefertigt und individuell angepasst.


Buch. Auch Skistar Lindsey Vonn besitzt eine Gallzeiner Rodel - hergestellt von Bernhard Lederwasch in seiner Tiroler Werkstätte. "Unsere Kunden sind von 3 bis 80 Jahre alt. Erst vor kurzem haben wir eine Rodel für einen 80-Jährigen zum Geburtstag verkauft", sagt Lederwasch, der mit seiner Frau Helga den Handwerksbetrieb vor einigen Jahren von seinem Schwiegervater Josef Brunner übernommen hat. Rodelsportler Brunner machte vor rund 50 Jahren aus seinem Hobby, die Rodeln selbst herzustellen, ein Unternehmen - und übersiedelte von Gallzein ins wenige Kilometer entfernte Buch bei Jenbach.

Den Familienbetrieb führen Bernhard und Helga Lederwasch (im Bild mit Sohn Philipp) in zweiter Generation. Sonderwünsche wie der eingestickte Name auf dem Sitz werden erfüllt.
© Foto: Gallzeiner Rodelerzeugung

"Alle unsere Rodeln sind Unikate", sagt Bernhard Lederwasch, der für die Übernahme zum Tischler umsattelte. Ein Fließband sucht man im Betrieb vergebens - jede Rodel wird aus den Einzelteilen von den Kufen bis zu den Füßen zusammengebaut und verschraubt, was bis zu zwei Stunden dauert. Als Holz wird Esche, Buche oder Ahorn verwendet.

Hauptsaison bis Mitte März

Die Modelle reichen von der Kinder- oder Seniorenrodel über Ein- und Doppelsitzer für Freizeitrodler bis hin zu Rennmodellen, auch in der Nostalgieversion. Am häufigsten verkauft wird der klassische Einsitzer. Auch Sonderwünsche wie der eingestickte Name des Besitzers mit Edelweiß oder einer aufgestickten "Rennsau" auf der Sitzfläche werden erfüllt. Einsteigermodelle sind ab 125 Euro zu haben, das Top-Rennmodell kostet rund 400 Euro.

Pro Jahr werden 800 bis 900 Holzrodeln verkauft, der Absatz ist seit Jahren stabil. "Der Rodelbau ist sehr speziell. Diese Menge können wir noch als Familienbetrieb mit einem zusätzlichen Mitarbeiter bewältigen", sagt Lederwasch. Die Kunden stammen großteils aus dem Dreieck innerhalb von Wien, Hamburg und Zürich.

Ab Mitte November stauen sich die Anfragen, sagt Lederwasch: "Derzeit müssen Kunden mit vier bis fünf Wochen Wartezeit rechnen." Die Hauptsaison für den Rodelerzeuger geht bis Mitte März. Im Sommer werden vor allem Rodeln, die von den Käufern verschenkt werden, Sonderanfertigungen und Einzelteile wie Sitzbänke hergestellt. Außerdem werden in der Nebensaison die Rodeln gewachst und repariert, falls etwas kaputtgegangen sein sollte. Damit die Rodel nicht rostet, sollten die Kufen nach der Abfahrt mit einem trockenen Tuch abgewischt werden.

Bestellt werden kann direkt beim Unternehmen. "Uns ist persönlicher und unkomplizierter Kundenkontakt sehr wichtig", sagt Lederwasch. In großen Sportgeschäften sind Gallzeiner Rodeln nicht zu finden. "Es ist auch nicht unser Ziel, mit unseren Produkten bei Sportartikel-Handelsketten vertreten zu sein. Dafür ist unser Betrieb zu klein", sagt der Tischlermeister.

Trend zu sportlichen Rodeln

Lederwasch beobachtet, dass sportliche Rodeln stärker nachgefragt werden. Generell erfreue sich Rodeln konstanter Beliebtheit. Es sei außerdem "günstiger als Skifahren". Bei einer Rodelpartie gehe es nicht nur um den Sport an sich, sondern auch darum, miteinander die Natur zu genießen.

Die Zukunft des Betriebes ist gesichert, was die Nachfolge angeht: Sohn Philipp besucht derzeit die Tischler-HTL und wird bereits in den Betrieb eingebunden - etwa bei Kundenbesuchen, wo auch eine Rodelpartie am Programm steht.