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Die Suche nach den Preistreibern bei den Stromkosten

Von Simon Rosner

Wirtschaft

Dachverband Erneuerbare Energien erklärt teuren Ökostrom zum Mythos.


Wien. Man hätte es ja wissen müssen: Das Gute kommt vom oben, nicht von unter der Erde. Die Sonne, der Wind, das sollen gemeinsam mit dem Wasser die Energielieferanten der Zukunft sein. Über die Notwendigkeit einer Energiewende herrscht angesichts von Klimaerwärmung und Verknappung der fossilen Brennstoffe kaum noch Uneinigkeit, sehr wohl jedoch über die Wege dorthin. Und zwar fast überall.

In Deutschland wird über ein Einfrieren der Ökostrom-Umlage diskutiert, die den Strompreis zuletzt in die Höhe getrieben hat. In Deutschland sind Förderungen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen prinzipiell unbegrenzt verfügbar, die Kosten werden dann auf alle Stromverbraucher umgelegt.

Billige Zertifikate

In Österreich ist die Regelung eine andere, aber auch der Energiemix, schließlich ist die Wasserkraft hierzulande für rund 60 Prozent der Energie verantwortlich, während in Deutschland nach wie vor Kohle der Energielieferant Nummer eins ist. Obwohl in Österreich etwa für Photovoltaik-Anlagen nur acht Millionen Euro pro Jahr als Subventionen zur Verfügung stehen und die Nachfrage jedes Jahr weit über das Förderangebot hinausgeht, ist die Debatte von Deutschland auch nach Österreich übergeschwappt. Zuletzt forderten etwa die Arbeiterkammer und der Verbund eine Reduktion der Ökostromförderung.

Das rief nun den Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) auf den Plan, der sich gegen den "Mythos des teuren Ökostroms" zur Wehr setzt. "Die wahren Energiekostentreiber sind die fossilen Energieträger", sagt EEÖ-Präsident Josef Plank. Seit Inkrafttreten des Ökostrom-Gesetzes vor zehn Jahren hätten die Konsumenten weniger als zwei Milliarden Euro für Ökostrom aufgewendet, die fossilen Energieimportkosten (Öl, Gas) seien seit 2003 von 2,5 auf über 8 Milliarden Euro jährlich angewachsen.

Kritik an einer "Überförderung" des Ökostroms weist Plank zurück, der Anteil des Zuschlags für Private liege heute deutlich unter zehn Prozent. Eine Gefahr für die Energiewende sieht der Dachverband auch durch das System des Zertifikatshandels. Geplant sei ursprünglich der Preis von 30 Euro pro Tonne CO2 gewesen, der heutige Preis liegt jedoch nur bei fünf Euro: "Das System hat nicht funktioniert, der freie (Zertifikats-)Markt hat es nicht geschafft", sagt Plank.

Komplexe Förderungen

Durch den niedrigen Preis würden Kohlekraftwerke eine Renaissance feiern, womit nicht nur Anbieter von erneuerbaren Energien unter Preisdruck geraten, sondern sich auch die CO2-Bilanz der europäischen Länder verschlechtern. "Wir brauchen hier Regeln", fordert Plank.

Auch Hubert Fechner, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energie am Technikum Wien, sieht die Politik als "Treiber" der Energiewende, und zwar in allen Bereichen. "Es geht um den Umbau des gesamten Energiesystems", sagt Fechner. Ein durch kleine Einheiten statt durch große Kraftwerke gespeistes System müsse andere technische Anforderungen erfüllen. Auf einmal würden Konsumenten durch ihre Photovoltaikanlagen auf dem Dach auch zu Erzeugern, "das gibt auch für den Markt ganz neue Herausforderungen", so Fechner.

Der Forscher weist auch auf einen weiteren Punkt hin: Während in Deutschland für 80 Millionen Einwohner ein Fördersystem existiert, gebe es in Österreich 35 Fördermöglichkeiten: Bund, Land, Kommunen, für KMUs, für Fertigteilhäuser und so weiter. "Es ist irrsinnig komplex, eine Verwaltungsreform wäre sinnvoll."