Wien. (ede) Rekordmäßige 21.000 Zugriffe auf ihren Tarifkalkulator zählte die Energie-Regulierungsbehörde E-Control am 14. Jänner dieses Jahres. Diskonter Hofer verkaufte ab diesem Tag "Grünstrom" des Anbieters Naturkraft - das Interesse war enorm.

E-Control-Chefs Walter Boltz (l.) und Martin Graf: Sie wollen prüfen, ob die hohen Energiepreise gerechtfertigt sind.
E-Control-Chefs Walter Boltz (l.) und Martin Graf: Sie wollen prüfen, ob die hohen Energiepreise gerechtfertigt sind.

Bei der E-Control freut man sich über jede Belebung des Wettbewerbs und hofft auf mehr wechselwillige Kunden. Im vergangenen Jahr waren es mit 1,1 Prozent (nach 1,5 Prozent) aller Endverbraucher "beschämend wenige", die den Stromlieferanten gewechselt haben, so Martin Graf, Vorstand der E-Control. Beim Gas stieg die Wechselrate von 0,9 Prozent auf immerhin 1,7 Prozent - der höchste Wert seit der Liberalisierung im Jahr 2002.

Bei der E-Control kann man die ausgeprägte Treue der Österreicher zu ihren Energieanbietern nur schwer nachvollziehen, schließlich brauche niemand befürchten, dass neue Leitungen verlegt werden oder Strom und Gas abgeschaltet werden. Um diese Ängste zu zerstreuen, bietet die E-Control seit Oktober 2012 in Gemeinden kostenlose Beratungsgespräche an. Rund 280 Kommunen haben sich bisher angemeldet. Optimistisch stimmt die E-Control eine im Februar durchgeführte Umfrage, wonach sich fast jeder fünfte Haushalt einen Wechsel des Strom- oder Gaslieferanten vorstellen kann. Bis zu 400 Euro an Einsparungen seien möglich, lässt die Behörde wissen. Den Umstieg erleichtern würde die Möglichkeit des Wechsels mittels Onlineformular. Dies ist im Energieeffizienzpaket des Bundes enthalten, das im Frühjahr im Ministerrat beschlossen werden soll.

Körberlgeld auf Kosten

der Verbraucher?

Die E-Control vermutet, dass sich Österreichs Energieversorger ein Körberlgeld auf Kosten der Verbraucher verdienen, und fordert schon seit geraumer Zeit Einblick in die Beschaffungsstrategien der Unternehmen. "Die Großhandelspreise für Strom sind seit 2008 im Jahresdurchschnitt um mehr als 25 Prozent gesunken, an die Haushalte wurde diese Preissenkung aber kaum weitergegeben", moniert E-Control-Vorstand Walter Boltz. Auch bei Gas bestehe eine deutliche Lücke zwischen den höheren Haushaltspreisen und den seit Jahren niedrigeren Großhandelspreisen.

Für den Blick in die Bücher der Energieversorger hat die E-Control bereits das OK des Verfassungsgerichtshofes (VfGH). Noch ausständig ist eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes (VwGH). Boltz hofft, dass der VwGH bis zum Sommer oder Herbst entscheidet. Er könne sich kaum vorstellen, "dass die Unternehmen wirklich so ungeschickt eingekauft haben", also an der Börse selbst so viel für Strom gezahlt haben, dass jetzt kein Senkungspotenzial mehr da wäre, so der Energieregulator. Sollte herauskommen, dass Marktmissbrauch vorliegt, werde die Behörde einen Antrag an das Kartellgericht stellen. Die E-Wirtschaft wies die Kritik seitens der E-Control zurück und betonte, dass sich die Ertragssituation der Energieunternehmen in den vergangenen Jahren tendenziell verschlechtert habe.