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Braucht die ÖVAG erneut Staatshilfe?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Volksbanken-Chef Koren schließt das nicht aus: "Sind eine Abbaubank."


Wien. Seit 2009 hängt die ÖVAG, das Spitzeninstitut des Volksbankensektors, am Staatstropf. Bisher hat der Steuerzahler 1,25 Milliarden Euro in die ramponierte, seit einem Jahr teilverstaatlichte Bank gepumpt. Und es könnte noch dicker kommen. Der neue Bankchef Stephan Koren sagt jedenfalls: "Ich kann nicht ausschließen, dass wir nochmals Geld des Steuerzahlers benötigen."

Offen lässt der frühere Bawag-Vize auch, ob die Republik von ihren noch übrigen Hilfsgeldern - 700 Millionen Euro sind nach einem Kapitalschnitt im Vorjahr bereits weg - überhaupt etwas sieht. "Derzeit ist die ÖVAG eine Abbaubank, de facto eine Abwicklungsbank. Und ein Abbau ist nichts, was gratis geht", sagt der Banker. "Es gibt keine Garantie, dass wir den Abbau ohne weitere Staatshilfen schaffen."

Im Chefsessel der Volksbanken AG sitzt Koren seit Herbst. Heuer und auch in den nächsten Jahren muss er die Bank im Rahmen eines fixen Restrukturierungsplans weiter radikal verkleinern. So will es die EU, weil Staatshilfen immer mit Auflagen verbunden sind.

Verkauf der Malta-Bank

und weiterer Immobilien

Den Abbau selbst will Koren mit Blick auf den Steuerzahler möglichst kapitalschonend umsetzen. Am Schluss dürfte nur mehr eine Bilanzsumme von 15 bis 20 Milliarden Euro übrig bleiben. Hatte sie noch zu Beginn der hauseigenen Krise knapp 53 Milliarden (Ende 2008) betragen, lag sie zuletzt bei 27,7 Milliarden Euro (Ende 2012). Geschehen ist also schon einiges. So konnte die Bank allein im Vorjahr neben anderen, kleineren Asset-Verkäufen größere "Risikobrocken", darunter vor allem die Osteuropa-Holding VBI (ohne Rumänien) und einen Großteil des Bestands an hochspekulativen Wertpapieren wie CDS und ABS, losschlagen. Doch noch ist "eine weite Strecke des Abbaus zurückzulegen", wie Koren einräumt.

Heuer will der ÖVAG-Chef unter anderem die Tochterbank auf Malta, aber auch weitere Immobilien verkaufen. Zudem wird über das Leasing-Geschäft verhandelt. In der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag bestätigte Koren erstmals Gespräche über die Abgabe des ÖVAG-Hälfteanteils an der VB Leasing International an Raiffeisen. Spruchreif ist hier allerdings noch nichts. Denn die Gespräche laufen vorerst noch ohne die deutsche DZ Bank, den zweiten Leasing-Hälfteeigentümer.

Als nach wie vor großes Sorgenkind gilt die Volksbank Rumänien, die 2012 abermals massive Verluste von 170 Millionen Euro eingefahren hat. Die rumänische Tochter, die zuerst saniert werden soll, ehe sie verkauft wird, ist ein besonderer Problemfall: Von 2,9 Milliarden Euro an faulen Krediten im gesamten ÖVAG-Konzern entfallen allein auf sie 1,2 Milliarden. Rund 30 Prozent ihres Kreditbestands sind notleidend, während es konzernweit "nur" zwölf Prozent sind.

Nun aber zur ÖVAG-Bilanz: Was den Einzelabschluss der AG betrifft, endete auch das Jahr 2012 mit einem Nettoverlust, und zwar in Höhe von 131 Millionen Euro. Dass das Ergebnis heuer viel besser wird, erwartet Koren nicht. 2011 hatte das Minus nach riesigen Abschreibungen auf Ostbanken und griechische Staatsanleihen 1,36 Milliarden Euro betragen. Deshalb hatte sich die Republik auch gezwungen gesehen, erneut als Retterin einzuspringen, um die Bank vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

Im Konzernabschluss für 2012 weist die ÖVAG operativ ebenfalls rote Zahlen aus, woran sich heuer laut Koren nichts ändern dürfte. Unterm Strich prangt jedoch kurioserweise ein Jahresgewinn von 312,6 Millionen Euro, nach einem Verlust von 959 Millionen. Grund dafür sind Einmaleffekte in dreistelliger Millionenhöhe - unter anderem aus dem oben erwähnten Kapitalschnitt und dem Rückkauf eigener Anleihen.

Im Konzern sind derzeit noch rund 1900 Mitarbeiter beschäftigt - davon 1200 in Österreich, wo im vergangenen Jahr etwa 150 abgebaut wurden. Personal soll auch heuer eingespart werden, kündigt Koren an, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen.

Ein Drittel des Defizits

geht aufs Konto der Banken

An der ÖVAG hält der Bund nach seiner Rettungsaktion im Vorjahr 43 Prozent der Anteile (die Mehrheit ist weiterhin bei den regionalen Volksbanken in den Bundesländern). Die anderen heimischen Krisenbanken, die Hypo Alpe Adria und die Kommunalkredit bzw. KA Finanz, sind hingegen zu 100 Prozent verstaatlicht. Allein diese drei Geldinstitute haben die Republik bis dato 4,55 Milliarden Euro gekostet (direkte Zuschüsse). Wobei auf Expertenseite niemand seriös sagen kann, ob damit das Ende der Fahnenstange bereits erreicht ist.

Alles in allem ist der Staat bei den heimischen Banken mit mehr als 20 Milliarden Euro engagiert, wovon der größte Teil - 12,2 Milliarden Euro - auf Haftungen entfällt. Für direkte Kapitalhilfen hat er bisher 8,1 Milliarden Euro flüssiggemacht (ein Teil des Geldes, floss auch zu Raiffeisen, Erste und Bawag, die dafür jedoch regelmäßig Dividenden zahlen).

Dass die Banken den Staatssäckel enorm belasten, steht außer Zweifel: Ein Drittel des Budgetdefizits 2012 geht jedenfalls auf ihr Konto.