Zum Hauptinhalt springen

Firmen beweisen ihre soziale Ader

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft

Betrieblicher Sozialpreis geht in die fünfte Runde.


0
Sozial engagiert sind die dm-Mitarbeiter - für ein Projekt erhielt die Drogeriemarktkette im Vorjahr den Betrieblichen Sozialpreis.
© dm

Wien. Noch sind sich Wirtschaft und Wissenschaft nicht einig, ob tatsächlich bereits ein Fachkräftemangel herrscht. Dass er jedoch quasi vor der Tür steht, ist unbestritten. Unternehmenschefs müssen sich deshalb verstärkt überlegen, wie sie ein gutes Arbeitsklima schaffen und gute Mitarbeiter an sich binden.

So hat zum Beispiel die Drogeriemarktkette dm aus dem zunächst vorhandenen Problem der Sprachenvielfalt in ihrer Lagerverwaltung eine Tugend gemacht und lebt nun die kulturelle Vielfalt mit Nationenfesten und natürlich Sprachkursen, die von Mitarbeitern selbst durchgeführt werden. Dafür wurde das Unternehmen im vergangenen Jahr mit dem "Betrieblichen Sozialpreis" ausgezeichnet, den der Verein fair-finance, der zur gleichnamigen Gruppe rund um die jüngste österreichische Vorsorgekasse gehört, auch heuer wieder auslobt.

Unterstützung auf dem zweiten Bildungsweg

In den vier Jahren, seit der Preis ins Leben gerufen wurde, reichte die Palette der Einreichungen von Gesundheitsförderung für Mitarbeiter über Hilfe in Notsituationen bis hin zu speziellen Lehrlingsförderungsprogrammen. So arbeitet etwa das Familienunternehmen Fröling, das von Oberösterreich aus die Welt mit Heizkesseln beliefert, seit zwölf Jahren mit dem Joker Hof Tollet zusammen, der Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf betreut. Fröling bildet Jugendliche aus, die ansonsten aufgrund ihrer schulischen Einstufung vom Lehrberuf ausgeschlossen wären. Seit Projektbeginn wurden bereits acht Jugendliche regulär ins Unternehmen übernommen.

Die Wien Energie Stromnetz GmbH wiederum wirkt dem Fachkräftemangel entgegen, indem sie bedarfsorientiert den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den zweiten Bildungsweg erleichtert. "Der Facharbeitermangel ist in unserer Branche schon Realität", sagt Peter Weinelt, Geschäftsführer des Unternehmens. Er will daher vermehrt auf Frauen in Lehrberufen setzen, vor allem in der Montage. Um nicht auf die passenden Arbeitskräfte warten zu müssen, hat das Unternehmen Weiterbildung zu einem Fixpunkt bei den regelmäßigen Mitarbeitergesprächen gemacht, wobei gemeinsam mit den Angestellten mögliche Ausbildungsziele besprochen werden. Unterstützung durch das Unternehmen gibt es sowohl in Form von Zeit als auch Geld. Ein ehemaliger Lehrling hat vor kurzem seinen "Dr. tech." gemacht. "Solche Leute haben alles von klein auf gelernt, und wir setzen sie dann auch als Lehrlingsbetreuer ein", sagt Weinelt. Außerdem wüssten solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch genau, wie es ist, "in der Kinettn zu stehen", wodurch sie einen "ganz anderen Umgang mit Kolleginnen und Kollegen" haben.

Selbst Fachkräfte ausbilden, ist derzeit also noch preisverdächtig, aber bald könnte es ein absolutes Muss für Unternehmen sein. Überhaupt werden Zusatzangebote von Betrieben, egal, ob es sich um einen Krisenfonds, eine Schuldnerberatung, Gesundheitsangebote oder Weiterbildungsmöglichkeiten handelt, immer mehr zu sogenannten "Hygienefaktoren". So werden in der Wirtschaftspsychologie Faktoren genannt, die die Arbeitszufriedenheit anheben können.

Datenbank mit Vorzeigeprojekten

0
Der Gründer und Chef von fair-finance, Markus Zeilinger, will andere anregen.
© fair-finance

Das Fehlen solcher "Zuckerln", zu denen vermehrt auch das Angebot einer betrieblichen Altersvorsorge gehört, wird aber auch verstärkt als Ausschlusskriterium bei der Jobsuche herangezogen, sind sich Personalberater einig.

Markus Zeilinger, der den Verein fair-finance gegründet und den Betrieblichen Sozialpreis ins Leben gerufen hat, möchte Unternehmen, die sich heute schon sozial engagieren, nicht nur finanziell unterstützen. Er will vor allem eine Datenbank mit vorbildlichen Ideen schaffen, die zur Nachahmung anregen sollen. Generell soll damit das Thema CSR stärker bewusst gemacht werden.

Einreichen kann beim Betrieblichen Sozialpreis jedes Unternehmen, das ein Projekt ins Leben gerufen hat, das nachhaltig und nachahmbar ist sowie gemeinsam vom Betriebsrat und der Unternehmensführung getragen wird, so die Kriterien der fair-finance und der unabhängigen Jury.