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Kreuzfahrten: Reedereien nehmen Kurs auf Jüngere

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
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Gigantische Ausmaße hat die "Allure of the Seas" der Reederei Royal Caribbean: Mit 362 Metern Länge bietet das schwimmende Hotel Platz für 5400 Gäste.
© Royal Carribbean

Preisrabatte und Attraktionen wie Eislaufplatz sollen Gäste anlocken.


Wien. Ob Botox-Behandlung, Eislaufplatz, Kletterwand, Wasserrutsche oder Picknick am Rasen - große Reedereien überbieten sich gegenseitig mit Attraktionen an Bord ihrer Kreuzfahrtschiffe. In den Werften wird kräftig weitergebaut: In diesem Jahr laufen sieben neue schwimmende Hotels vom Stapel - mit Platz für bis zu 4000 Gäste pro Schiff.

Mit den höheren Kapazitäten klettert auch die Zahl der Passagiere. Im Vorjahr buchten 125.000 bis 130.000 Österreicher eine Seereise, so Josef Peterleithner, Präsident des Reisebüroverbandes und Sprecher von TUI Österreich. 2011 waren es noch rund 118.600. In den Ruefa Reisebüros machen Kreuzfahrten derzeit knapp ein Zehntel des Umsatzes aus, Tendenz steigend.

Für heuer rechnen die Anbieter damit, dass sich noch mehr Urlauber eine Kreuzfahrt entscheiden - das lässt sich bereits jetzt abschätzen, da im Moment schon Kabinen bis ins Jahr 2015 gebucht werden können. "Trotz schwacher Konjunkturdaten in Europa boomt die Kreuzfahrtbranche", sagt Ulrike Soukop, Geschäftsführerin der Costa Kreuzfahrten Österreich.

Um die Kabinen zu füllen, werden die Preise gesenkt

Der Umsatz mit Kreuzfahrten steigt allerdings nicht im gleichen Ausmaß wie die Passagierzahl. Weil mehr Schiffe in den Markt kommen, verkaufen einzelne Reedereien über den Preis. "So günstig wie momentan waren Kreuzfahrten lange nicht", bestätigt Brigitte Jafarmadar, Produktmanagerin für Kreuzfahrten bei Ruefa Reisen. Eine Woche Mittelmeer in der Innenkabine wird derzeit ab 299 Euro (ohne obligatorische Trinkgelder) angeboten.

Seit dem Vorjahr sinken die Reisepreise auf großen Schiffen. Manche Reedereien gewähren Frühbucher- und Kinderrabatte oder Guthaben für Konsumationen an Bord. Sind Kabinen wenige Wochen vor dem Auslaufen noch frei, werden sie zum Schnäppchenpreis verkauft, um das Schiff zu füllen. "Für die Reedereien rechnet es sich, die Kabine günstiger anzubieten: Sie hoffen, dass die Gäste an Bord konsumieren", sagt Jafarmadar. Durchschnittlich werden bei Ruefa rund 1500 Euro für eine Kreuzfahrt ausgegeben, die zehn Tage dauert. Außerdem buchen immer mehr Reisende Balkonkabinen.

Für einige Passagiere ist "das Schiff selbst die Destination"

"Einige Urlauber suchen sich ein kleines Schiff und ausgefallene Routen aus, für andere ist das Schiff selbst die Destination", sagt Jafarmadar. Die beliebtesten Kreuzfahrt-Destinationen der Österreicher bleiben das westliche und östliche Mittelmeer, gefolgt von den norwegischen Fjorden. Dem Winter entfliehen die Urlauber am liebsten auf Routen in der Karibik. Auf Expeditionskreuzfahrten begeben sich die Österreicher am liebsten nach Alaska oder auf die Galapagosinseln. Nil-Kreuzfahrten werden hingegen nach den Unruhen in Ägypten derzeit weniger oft gebucht. Daneben werden Themenkreuzfahrten in Weingebiete oder mit klingenden Namen wie "Musi auf See" und "Full-Metal-Kreuzfahrt" mit Koch Tim Mälzer angeboten.

International planen Reedereien mehr Routen durch Asien und rund um Australien. Die Anbieter hoffen auch auf neue Kunden aus diesen Ländern, wo das Potenzial im Vergleich zu Nordamerika noch lange nicht ausgeschöpft ist. Auch mit Schnupperkreuzfahrten von drei bis zu fünf Tagen versuchen die Reedereien, neue Stammkunden zu gewinnen.

Das Image der Kreuzfahrten hat sich in den vergangenen Jahren durch die Freizeitangebote an Bord geändert. Auch die Kleidungsvorschriften wurden teilweise gelockert, sodass Frack und Abendkleid zuhause bleiben können. "Langsam wird das Publikum an Bord jünger", sagt Jafarmadar. Bisher fallen die Gäste auf größeren Schiffen überwiegend in die Gruppe 50 plus. Auf Luxusdampfern, die oft nur Platz für wenige hundert Passagiere haben, liegt der Altersdurchschnitt sogar über 60. Die Gäste auf Clubschiffen der Aida sowie bei Costa, bei der Kinder in der Kabine der Eltern gratis reisen, sind dagegen jünger. Kreuzfahrten werden damit auch von vielen Familien als Alternative zum herkömmlichen Cluburlaub gesehen. Selbst nach dem Unglück der Costa Concordia im Jänner 2012 wurden nur vorübergehend weniger Kreuzfahrten gebucht. "Wenn sich eine Branche nach einem Unglück so schnell erholt, ist sie stark", sagt Hans-Dieter Toth, Chef des heimischen Reiseveranstalters Eurotours.

Warum suchen immer mehr Österreicher ein Hotel auf dem Meer? Für Soukop entscheidend ist die "Vielseitigkeit, mit der kaum ein anderes Urlaubskonzept konkurrieren kann". Viele Destinationen könnten in kurzer Zeit bereist werden - und das ohne Kofferpacken.