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Das Geschäft mit der Kunst

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

60 Galerien in Österreich vermitteln und verkaufen Kunst - Hotspot ist Wien.


Wien. Auch wenn die Karrierewege von Galeristen unterschiedlich sind - eines haben diese Unternehmer gemeinsam: Das Interesse für Kunst. "Die Beschäftigung mit Kunst ist Lebensinhalt - man beschäftigt sich selbstverständlich und immer damit. Es gibt keine Trennung zwischen Beruf und privat. Es ist kein nine to five job", sagt die Wiener Galeristin Christine König. Ihre kunsthistorischen Lehrmeister waren Künstler wie Hermann Nitsch, Arnulf Rainer und Jannis Kounellis. Von ihnen habe sie gelernt, dass zeitgenössische Kunst nicht vermittelt und verkauft werden kann ohne die alte zu kennen.

Galeristen entdecken neue Künstler und fördern ihre Karriere. "Ein Galerist fängt mit manchen Künstlern bei Null an - man muss erst einen Markt aufbauen und überlegen, für welche Sammler der Künstler interessant sein könnte", sagt Gabriele Senn, Präsidentin des Verbands Österreichischer Galerien Moderner Kunst. Ebenso betreuen Galerien den Aufbau und die Entwicklung von Kunstsammlungen.

Viel auf Reisen

Die meisten Galeristen haben studiert - häufig Kunstgeschichte, aber auch Jus, Volks- oder Betriebswirtschaft. "Wichtig ist eine profunde kunsthistorische und kaufmännische Ausbildung", sagt König. Praxiserfahrung als Mitarbeiter eines Museums oder einer renommierten Galerie wird empfohlen, ehe man den Sprung in die Selbständigkeit wagt. Zumal hier nützliche Kontakte geknüpft werden. Einfühlungsvermögen ist ebenfalls nötig: "Die Zusammenarbeit mit Künstlern ist oft sehr sensibel. Ein Galerist muss sich mit dem Werk und der Person des Künstlers auseinandersetzen", sagt Miryam Charim, die zwei Galerien in Wien führt.

Der Arbeitsalltag ist vielfältig: Termine mit Künstlern, Sammlern, Kuratoren und Museumsvertretern gehören genauso dazu wie Buchhaltung. Steht eine Ausstellungseröffnung bevor, muss auch der Katalog zusammengestellt und der Transport der Werke organisiert werden. Zudem sind Galeristen viel auf Ausstellungen oder Kunstmessen wie zuletzt die Art Cologne in Köln unterwegs. "Reisen macht etwa die Hälfte der Arbeitszeit aus", erzählt Charim. Weniger reiseintensiv sind traditionell die Sommermonate, bevor im September eine neue Ausstellung eröffnet wird.

Rund 60 Galerien in Österreich verkaufen Gegenwartskunst, die meisten davon in der Bundeshauptstadt. "In den vergangenen Jahren hat es einen Aufschwung für den Standort Wien gegeben, es ist eine richtige Galerienszene entstanden", sagt Senn, die als Geschäftsstandort wie viele ihrer Kollegen die Wiener Schleifmühlgasse gewählt hat.

Lässt sich mit Kunst Geld verdienen? Ja, aber es braucht oft eine Anlaufzeit. "Es ist kein leichtes Geschäft. Wichtig sind das Vertrauen in die betreuten Künstler und der Standort", sagt Senn.

Rauer Wind für Neugründer

Die Kosten von Marketing bis Transport trägt die Galerie. Dafür erhält sie eine Provision (bis zu 50 Prozent des Verkaufspreises). Die Preise reichen von einigen hundert Euro bis zu einigen hunderttausend Euro bei international gefragten Künstlern. Schnäppchen gibt es keine, denn die würden den Künstlern schaden.

Neueröffnungen von Galerien sind derzeit rar. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass auch der Kunstmarkt - mit Verzögerung - die Wirtschaftskrise spürt. Die Galeristinnen berichten, dass sich heuer die Verkäufe schleppend entwickeln und die Käufer in jüngster Zeit zurückhaltender geworden sind.

Ein schlechter Zeitpunkt, um eine neue Galerie zu eröffnen? Nicht unbedingt. Neustarter sollten zwar einen finanziellen Polster und einen langen Atem haben, um sich etablieren zu können, aber: "Wer in einer schwierigen Zeit eröffnet, lernt zu wirtschaften", meint König. Sie hat selbst im ökonomisch schwierigen Jahr 1989 ihre Galerie gegründet und würde sich daher als Jungunternehmer nicht davon abschrecken lassen, wenn Idee, Umsetzung und Umfeld stimmen.