Wien. (sf) Im Streit um die Arbeitsbedingungen bei der Wiener Bäckerei Ströck prangert die Gewerkschaft weitere Missstände an: Vor- und Nacharbeiten sowie Sonntagsarbeit werden nicht ordnungsgemäß bezahlt, wie eine Mitarbeiterbefragung der GPA-djp ergeben hat, an der 100 der 1800 Ströck-Beschäftigten teilgenommen haben.
Rund 600 Mitarbeiter in Ströck-Filialen mit angeschlossenem Café sind nach dem Gastronomie-Kollektivvertrag beschäftigt - was nach Ansicht von Karl Proyer von der GPA-djp "eine reine Lohndumping-Konstruktion" ist. Sprecher Michael Ströck verteidigt die Einstufung, da diese bei der Einführung im Jahr 2008 mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer abgestimmt worden sei.
Weitere Bäcker im Visier
Ob Ströck wie bisher den Gewerbe-KV anwenden darf oder dem für die Mitarbeiter besseren Großbäcker-KV zuzurechnen ist, hat die Wiener Wirtschaftskammer zu entscheiden. "Das Unternehmen ist seit der Gründung dem Gewerbe zugeordnet, an der Produktionsweise hat sich nichts geändert", sagt Ströck. Laut Gewerkschaft sind jedoch die Größe des Unternehmens und die Anzahl der Maschinen ausschlaggebend.
Dass die Familie Ströck bei der Gewerkschafts-Pressekonferenz anwesend war, sieht Proyer als "Auftakt zu Verhandlungen".
Ströck will die Anschuldigungen prüfen: "Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst", sagte Ströck-Personalchefin Eva Planötscher-Stroh. Die Gründung eines Betriebsrates wolle man nicht verhindern.
Auch gegen die Bäckerei Mann, die ihre Mitarbeiter nach dem Gewerbe-KV bezahlt, hat die Gewerkschaft eine Aufsichtsbeschwerde beim Wirtschaftsministerium eingebracht. Nach dem Großbäcker-KV zahlen Anker und Ölz - aus Sicht der Gewerkschaft müssten mehr Bäcker diesen KV anwenden: "Es gibt großen Handlungsbedarf in der Branche."