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Hypo: Scholten beerbt Ditz

Von Karl Leban

Wirtschaft

Johannes Ditz tritt als Aufsichtsratschef zurück - aus Frust über die Regierung.


Wien. Johannes Ditz hat am Montag den Chefsessel im Aufsichtsrat der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria geräumt - und das mit sofortiger Wirkung. Sein plötzlicher Rücktritt erfolgte aus aufgestautem Ärger über die Politik. Die rede die Bank täglich ein Stück kaputt und trete bei den EU-Wettbewerbshütern in der Debatte über den neuen Abwicklungsplan nicht hart genug auf, kritisiert Ditz.

Konkret stößt er sich an dem Rohkonzept zur Zukunft der Hypo, das die Bundesregierung der EU-Kommission am vergangenen Freitag vorgelegt hat. Mit einem "Teil der Aussagen, Fakten und Zahlen, die als Verhandlungsbasis nach Brüssel übermittelt wurden", könne er sich "strategisch und inhaltlich nicht identifizieren", betont der frühere ÖVP-Spitzenpolitiker laut APA.

Ditz macht auch klar, dass eine Einigung mit der EU-Kommission "nicht um jeden Preis" erfolgen dürfe. Man müsse mehr auf das Wohl des Unternehmens und die Reduzierung der Kosten für den Steuerzahler achten. Bis dato hat die Republik 2,05 Milliarden Euro in die Hypo gepumpt, weitere 700 Millionen Euro sind für heuer bereits budgetiert.

Mit dem im Detail noch auszuformulierenden Masterplan will die Regierung in Brüssel erreichen, dass die bis Ende 2013 gesetzte Frist für die Abwicklung der Bank verlängert wird. Nach dem kürzlich besiegelten Verkauf der Österreich-Sparte an einen britisch-indischen Investor geht es dabei vor allem um die Balkan-Banken und um eine noch zu gründende Bad Bank, in die schlechte Assets verschoben werden sollen, um die guten später zu wesentlich besseren Preisen verkaufen zu können.

"In den Statuten festgelegt"

Die Nachfolge von Ditz als Hypo-Präsident tritt nun dessen bisheriger Stellvertreter Rudolf Scholten, Vorstandsmitglied der Oesterreichischen Kontrollbank, an. Der einstige SPÖ-Politiker, der in den 1990er Jahren mehrere Ministerfunktionen innehatte, rückt automatisch nach. "Das ist auch so in den Statuten festgelegt", heißt es bei der Hypo.

Indes umfasst der Aufsichtsrat aufseiten der Kapitalvertreter nur noch fünf Köpfe. Laut Informationen der "Wiener Zeitung" wird es dabei bleiben. Neben Scholten sitzen Ex-ÖBB-Boss Helmut Draxler, Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler sowie Klaus Liebscher und Adolf Wala, die beiden Vorstände der staatlichen Fimbag ("Banken-ÖIAG"), im Kontrollgremium.

Kritik an der Regierung gab es am Montag wegen der Hypo nicht nur von Ditz, sondern auch von der Opposition. "Das Chaos ist offenbar noch größer als befürchtet", meinten etwa die Grünen.

Porträt

Johannes Ditz (61) gilt als ÖVP-Urgestein. Seine Karriere als Politiker ist allerdings schon seit 17 Jahren vorbei. Begonnen hatte sie 1987 mit dem Amt des Finanzstaatssekretärs, 1988 wechselte der gebürtige Niederösterreicher dann als Generalsekretär zum Wirtschaftsbund, ehe er 1991 erneut als Finanzstaatssekretär ins Finanzministerium berufen wurde. 1995 folgte Ditz Wolfgang Schüssel als Wirtschaftsminister nach. Diese Funktion legte er 1996 zurück, nachdem der für die Wahl 1995 proklamierte "Schüssel-Ditz-Kurs" keinen Anklang gefunden hatte.

Im August 1996 startete Ditz seine Wirtschaftskarriere im Vorstand der damaligen Post & Telekom. Von 1999 bis 2001 war er dann Vorstand der Staatsholding ÖIAG. Danach folgten Chefämter bei der Energie Steiermark und 2006 (für einen Monat) bei der A-Tec Industries von Mirko Kovats. Den Hypo-Aufsichtsratsvorsitz hatte Ditz seit Jänner 2010 innegehabt.