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Habau und Porr melden Interesse an

Von Brigitte Pechar

Wirtschaft
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Habau: Eine Gesamtübernahme braucht Zeit, rascher wäre Filetierung.


Wien. "Wirklich gut geht es in dem Geschäft niemandem", sagt Peter Scherer, zuständig in der Wirtschaftskammer für Bau. Die Wurzeln dafür lägen in der Finanzkrise 2008/09, diese schlage sich verzögert im Baugewerbe und in der Bauindustrie nieder.

Dennoch gibt es Unternehmen, die an der Alpine Österreich beziehungsweise Teilen daran größtes Interesse haben. "Wir sind hochinteressiert am österreichischen Kerngeschäft", sagt Karl Steinmayr, Geschäftsführer von Habau, dem fünftgrößten Baukonzern Österreichs, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Wie rasch könnte eine Übernahme erfolgen? Der Masseverwalter (Stefan Riel) werde Zeit brauchen, einen genauen Überblick zu erhalten. Auch Habau müsse sich das Geschäft der Alpine - etwa 850 Millionen Euro Bauleistung mit 4900 Arbeitnehmern - genau ansehen. Für Habau wären spezielle Segmente sehr interessant, aber auch eine Übernahme des Gesamtgeschäfts: "Wir fürchten uns nicht davor. Das wäre aber eine Verdoppelung der Bauleistung für uns."

Der Faktor Zeit

Auch Porr meldete am Mittwoch Interesse an. "Wir könnten Aufträge und bis zu 4500 Mitarbeiter übernehmen", sagte Porr-Chef Karl-Heinz Strauss im Ö1-"Mittagsjournal". Das müsste aber schnell gehen, andernfalls verflüchtigten sich Aufträge und Mitarbeiter. Der Österreich-Kern der Alpine sei sehr solide, bei Arbeitsgemeinschaften habe man die Mitarbeiter schätzen gelernt.

Auch bei Habau sieht man den Faktor Zeit. Denn jede Verzögerung am Bau ziehe einen Rattenschwanz an Verpflichtungen nach sich. Dennoch liege hier eine Vielzahl an Verflechtungen vor, teilweise auch mit dem Ausland, sodass eine komplette Übernahme wohl nicht von heute auf morgen gehen werde, erklärt Steinmayr. Das wäre mit einer regionalen Filetierung aber sehr wohl zu bewerkstelligen. "Ohne Ratschläge an den Masseverwalter geben zu wollen: Ich glaube, dass Teillösungen mehr Interessenten generieren und es auch schneller geht." Habau ist vor allem am Oberösterreich-Geschäft interessiert, weil das der Heimmarkt ist. Aber auch sonst sieht der Kenner der Baubranche - Steinmayr war selbst einmal Alpine-Geschäftsführer - zahlreiche Übernahmeinteressenten: Ich würde da niemanden ausnehmen aus der edlen Zunft."

In Österreich sind im gesamten Bauwesen (Baugewerbe, Bauindustrie, Baunebengewerbe) 250.000 Menschen beschäftigt. 38,8 Milliarden Euro wurden von diesen an Produktionswert erbracht, der Anteil am BIP beträgt 14 Milliarden Euro, was 8 Prozent der marktorientierten Wirtschaft entspricht.

Wesentlich für die Baubranche sind die Konjunktur, Investitionen der öffentlichen Hand in Infrastruktur und der Wohnbau. Jetzt schlage die Krise aus 2008 voll durch, sagt Scherer von der WKO. Die Hoffnung auf Osteuropa habe sich leider zerschlagen.

Vorsicht lohnt sich am Bau

Auch Georgine Heindl, Gesellschafterin von Habau, verweist auf die Einbrüche des Bauwesens in Osteuropa und die fehlenden Investitionen hierzulande. Das treffe vor allem jene, die massiv expandiert hätten. Habau sei in nicht so gewachsen wie andere. "Diese Vorsicht hat sich bewährt." Und vor allem die Konzentration auf Nischen und Know-how sei eine Stärke des Unternehmens.

Die Hoffnung stirbt zuletzt: "Ich rechne irgendwann mit Infrastrukturmilliarden - schließlich wollen die Menschen nicht Maut zahlen und über Waschrumpeln fahren - schon gar nicht in einem Urlaubsland", sagte Steinmayr.