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Hypo sucht ihren Friedhof selbst

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

Neues EU-Konzept kann Balkantochter Verkaufs-Spielraum bis 2015 bringen.


Wien. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man sich Friedhof und Begräbniszeremonie noch zu Lebzeiten selbst aussucht. Die Hypo Alpe Adria startet nun eine Ausschreibung für genau diesen Fall. Gesucht und bezahlt wird eine Investmentbank, von der die beste Variante für die geplante Bad Bank, also eine Abwicklungsstelle für Problemgeschäfte, kommen soll. Zur Debatte stehen vier Varianten, da in Deutschland, Irland, den Niederlanden und Spanien jeweils eigene Modelle für den Finanzmüll der Banken erfunden wurden. Diese ausgelagerten "toxischen Papiere" machen europaweit mittlerweile 1000 Milliarden Euro aus - eine Zeitbombe für die Steuerzahler (Details dazu im Artikel "Bankenpleiten in geordneten Bahnen").

Zeitlich drängender als die Entscheidung dieser Abwicklungsbank ist das Sanierungskonzept, das an die EU-Kommission geschickt werden muss. Hier scheint die Task Force aus Finanzministerium, Bankenaufsicht, Nationalbank und der staatlichen Bankenholding weitgehend fertig zu sein. Überraschungen wird es dabei nicht geben. Der jüngste Verkauf der Österreich-Bank wird erwähnt, auch wenn der längst nicht in trockenen Tüchern ist. Die Italien-Tochter wird "abgewickelt", das sind knapp vier Milliarden Euro Bilanzsumme. Und für die Hypo-Banken am Balkan wird ein Verkaufstermin 2014 festgeschrieben, plus dem Zusatz, dass "unter widrigen Marktverhältnissen" der Verkauf erst 2015 erfolgen könne. Der "Wiener Zeitung" wurde mitgeteilt, dass die EU-Kommission einer solchen Formulierung zustimmen könne. Das einzige Fragezeichen dabei ist die nächste EU-Kommission, die nach der EU-Wahl Ende Mai 2014 neu zusammengesetzt wird. Ob der nächste Wettbewerbskommissar dies auch so sieht, kann derzeit niemand beantworten.

Sicher ist aber, dass die Hypo eine Investmentbank für ihre Bad Bank suchen wird - ein starkes Indiz, dass Finanzministerin Maria Fekter ihren Widerstand aufgegeben hat. Zuletzt sprach sie von "kreativen Lösungen", und von denen gibt es einige.

In Deutschland wurden mehrere solcher "Finanz-Giftmülldeponien" gegründet, doch nicht als Bank. Der Vorteil: Diese Gesellschaften unterliegen keinerlei Kapitalvorschriften, der Staat muss also kein Geld einschießen. Der Nachteil: Für die jährlich in den Bilanzen ausgewiesenen Verluste muss der Staat geradestehen. Deutschland hat durch die Bad Banks seine Staatsverschuldung auf 82 Prozent der Gesamt-Wertschöpfung getrieben.

Das will Österreich unbedingt vermeiden, es käme in eine ähnliche Größenordnung. Das spanische Modell würde hier Pate stehen. Dort wurde eine Bad Bank (Sareb) gegründet, an der private Investoren 55 Prozent des Kapitals halten. Damit ist die Bank privat und unterliegt nicht der Schuldenquote des Landes. Was bewegt private Investoren, sich an an so etwas zu beteiligen? Die Deutsche Bank tat es, ihr Sprecher formulierte es so: "Das hängt davon ab, zu welchem Wert die Assets übernommen werden." Im Klartext: Private Investoren übernehmen Problemkredite mit einem deutlichen Abschlag (50 Prozent und mehr). Wenn sie von diesen Krediten 60 Prozent hereinbringen, haben sie eine ordentliche Risikoprämie kassiert.

Manche Experten halten davon wenig, denn diesen Abschlag muss der Staat vorfinanzieren, und so manche Bank, die Mitverursacher der Finanzkrise war, macht noch einmal Gewinn. In den Niederlanden schaut das Modell ähnlich aus, aber dort macht es eine staatliche Stelle - geräuschlos. Diese Geräuschlosigkeit - so ist zu hören - gefällt der Finanzministerin am besten.