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Amazon prüft Bau eines Logistikzentrums in Österreich

Von Karl Leban

Wirtschaft

Burgenländische Gemeinde Rudersdorf als Standort im Visier, 2000 Jobs winken.


Wien. Amazon setzt auf rasantes Wachstum - und das seit vielen Jahren. Um am weltweiten Boom des Online-Handels groß mitzunaschen, investiert der US-Konzernriese laufend in seine Expansion. Nun nimmt er auch einen eigenen Standort in Österreich ins Visier. Geprüft wird der Bau eines Logistik- und Versandzentrums im südburgenländischen Rudersdorf (Bezirk Jennersdorf).

Wird das Projekt realisiert, wäre dies die mit Abstand größte Betriebsansiedelung im Burgenland, das generell als strukturschwach gilt. Laut einem ORF-Bericht würden mehr als 2000 Arbeitsplätze entstehen.

Der Bürgermeister von Rudersdorf, Franz Tauss, spricht von einer "einmaligen Chance" für die Region, warnt aber vor verfrühter Euphorie: "Wir sind jetzt im Bewerbungsstadium." Mit einer Entscheidung von Amazon rechnet er in ein paar Monaten.

Jedenfalls steht ein Grundstück bereits zur Disposition. Es hat eine Fläche von zehn Hektar, liegt direkt an der künftigen Schnellstraße S7 und wäre relativ günstig zu haben. Das Grundstück, auf das die Gemeinde Rudersdorf eine Option hat, müsste nur noch umgewidmet werden.

Amazon noch zugeknöpft

Bei Amazon selbst hüllt man sich in Schweigen: "Kein Kommentar." Dementiert wird das Projekt eines möglichen Standorts in Österreich jedoch nicht. Schon vor rund zwei Jahren hat der weltweit führende Online-Versandhändler Grundstücke im nödlichen Burgenland prüfen lassen, dann aber einen Rückzieher gemacht.

Sollte es diesmal mit einem eigenen Amazon-Standort in Österreich klappen, so "würden wir das natürlich begrüßen", sagt der Vizechef der Gewerkschaft der Privatangestellten, Karl Proyer. "Uns ist jeder, der Arbeitsplätze schafft, willkommen." Er müsse sich nur an die in Österreich geltenden Arbeitsbedingungen halten und dürfe die Kollektivverträge (KV) nicht unterlaufen.

Amazon steht derzeit vor allem in Deutschland, seinem wichtigsten Markt außerhalb der USA, in der Kritik. Zuletzt legten dort Mitarbeiter mehrerer Versandzentren immer wieder ihre Arbeit nieder. Sie pochen auf höhere Gehälter, konkret wollen sie nach dem besseren Tarifvertrag des Versandhandels statt der Logistik bezahlt werden. Bisher ist Amazon jedoch stur geblieben.

In Österreich wäre ein Arbeitskonflikt wie dieser "undenkbar", so Proyer. Seine Begründung: "Bei uns hat der Logistik-KV die gleiche Qualität wie der Handels-KV."

Verlust im zweiten Quartal

Amazon ist im abgelaufenen zweiten Quartal kräftig gewachsen. Gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal legte der Umsatz um mehr als ein Fünftel auf 15,7 Milliarden Dollar zu. Für dieses Wachstum, das vor allem von massiven Investitionen in den Aufbau neuer Geschäftsfelder getrieben war (zum Beispiel E-Reader- und Tablet-Produkte), musste Amazon aber rote Zahlen in Kauf nehmen. Unterm Strich lag der Verlust im zweiten Quartal bei 7 Millionen Dollar.