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Ölpreis wird mittelfristig teurer, Gas könnte billiger werden

Von Brigitte Pechar

Wirtschaft

IHS-Ökonom Weyerstraß: Bis 2030 oder 2050 wird Ölpreis tendenziell ansteigen.


Wien. Die OMV geht davon aus, dass der Preis für ein Barrel Erdöl (159 Liter) der Nordseesorte Brent heuer nicht unter 100 Dollar sinken wird. Gestern notierte die Rohölsorte Brent in London bei 109,52 Dollar je Barrel.

Ökonom Klaus Weyerstraß vom Institut für höhere Studien bestätigt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" diese Einschätzung: Die Nachfrage nach Erdöl und Erdgas werde mittel- und längerfristig weiter ansteigen - insbesondere wegen der wirtschaftlichen Entwicklung in den Schwellenländern. Für heuer prognostiziert das IHS daher einen Ölpreis von 106 Dollar, für nächstes Jahr von 108 Dollar pro Barrel.

Das hohe Preisniveau wird auch von der äußerst schwierigen politischen Lage in Ägypten gestützt. Wobei Ägypten selbst kein entscheidender Ölproduzent ist, das Land spielt aber eine wichtige Rolle beim Transport, liegt es doch am Suezkanal. Aufgrund der politischen Instabilität sei die Entscheidung der OMV, in der Förderung zu diversifizieren, sehr sinnvoll, sagt Weyerstraß - ohne diese Entscheidung betriebswirtschaftlich kommentieren zu wollen.

Zwar würden durch den technischen Fortschritt immer mehr Erdöllagerstätten - Teersand, Schieferöl - förderbar, allerdings zu erheblich höheren Kosten. Man könne nicht sagen, wie lange man Öl gewinnbringend fördern kann, sagt Weyerstraß. Aber: "Je höher der Ölpreis, desto teurer kann man fördern."

Ölpreisdämpfend könnte sich laut Energieagentur EIA der Fracking-Boom in den USA auswirken. Die USA produzieren derzeit so viel Öl wie seit 24 Jahren nicht mehr. Zuletzt förderte das Land pro Tag 7,57 Millionen Barrel, wie die Energiebehörde EIA bekannt gab. Im Dezember 1989 kam man letztmals auf eine so hohe Förderquote. Anfang 2011 lag die Öl-Produktion noch unter sechs Millionen Barrel pro Tag. Die OMV hat zuletzt wieder bestätigt, dass sie in Österreich nicht mehr auf Fracking setze.

Beim Gaspreis könnte eine Bewegung Platz greifen. Zwar gibt es langfristige Lieferverträge, in denen der Gas- an den Ölpreis gebunden ist. Allerdings drängen neue Lieferanten auf den österreichischen Gasmarkt, bestätigt Bernhard Painz, Leiter der Gasabteilung der E-Control. Der Wettbewerb auf dem Gasmarkt werde sich erhöhen, wodurch eine gewisse Preisentwicklung nach unten gegeben sei. Beschränkt eben durch langfristige Lieferverträge. Der Importpreis von einer Megawattstunde Gas liege in Österreich bei 30 Euro, jener im kurzfristigen Handel bei 26 oder 27 Euro.

"Ganz ohne Gas wird man wohl noch länger nicht auskommen", prognostiziert Painz. Der Anteil von Gas im Vergleich zu Kohle oder Öl werde noch steigen. Die EU versuche, einen liquideren Großhandelsmarkt zu schaffen und so über Wettbewerbsdruck die Gaspreise zu senken, erklärt Painz.