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"Es ist genug zum Verteilen da"

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Meist weiblich und in Teilzeit: Für 534.000 Handelsangestellte geht es um ein Gehaltsplus.
© corbis

Die Gewerkschaft will das Brutto-Mindestgehalt für Handelsangestellte von 1400 auf 1500 Euro anheben.


Wien. Nach den Metallern startet der Handel am 15. Oktober in die Verhandlungen um Gehaltserhöhungen für knapp 534.000 - großteils weibliche - Angestellte. Der Handel gilt als Niedriglohnbranche. In den vergangenen zehn Jahren ist das Mindestgehalt von 1000 auf 1400 Euro brutto gestiegen, die Gewerkschaft fordert nun 1500 Euro. Ziel der Lohnrunde sei, dass für die Beschäftigten netto real mehr am Gehaltszettel übrig bleibt. "Es ist genug Substanz zum Verteilen da", sagt Manfred Wolf von der Gewerkschaft GPA-djp. Nach Jahren mit Zuwächsen habe sich der Umsatz auf hohem Niveau eingependelt.

"Wir sind von dynamischem Wachstum weit entfernt. Man sollte auch die Ertragsentwicklung und die unterschiedliche Branchensituation beachten", dämpft hingegen René Tritscher, Bundessparten-Geschäftsführer in der Wirtschaftskammer, die Erwartungen. Der Umsatz sei zuletzt unter Berücksichtigung der Inflation leicht gesunken. "Viele Unternehmen schreiben Gewinn, viele haben aber auch Probleme."

Bei der ersten Verhandlungsrunde wird die Teuerungsrate, die die Basis für die Einkommenserhöhungen ab 1. Jänner 2014 darstellt, Thema sein. Der Durchschnitt der Inflationsrate in den vergangenen zwölf Monaten liegt laut Gewerkschaft bei 2,2 bis 2,4 Prozent. Um die Kaufkraft zu stärken, müsse die Einkommenserhöhung 0,75 Prozentpunkte über der Inflationsrate liegen, so Proyer. Laut Tritscher gehen die Arbeitgeber von rund 2 Prozent aus.

Im Vorjahr wurde eine Inflation von 2,65 Prozent als Basis herangezogen, man einigte sich auf 2,98 Prozent plus für Angestellte.

Streichen der Zuschläge wäre "inakzeptabel"

Besonders untere Einkommensklassen sind zuletzt angehoben worden, dadurch haben sich die Gehaltsgruppen angenähert. Ab 2014 soll eine Arbeitsgruppe ein neues Gehaltsschema vereinbaren. Tritscher plädiert für eine flachere Einkommenskurve und weniger Beschäftigungsgruppen. Thema könnte auch sein, den Mindestlohn anzuheben und dafür Zuschläge zu streichen.

Die Forderung nach dem Streichen der Zuschläge für Arbeit nach 18.30 Uhr, die Hartlauer-Chef Robert Hartlauer geäußert hat, sei inakzeptabel, sagt Wolf: "Für eine Arbeitsleistung zu unattraktiven Zeiten müssen Unternehmen auch mehr zahlen." Derzeit sieht der KV eine Zeitgutschrift für Arbeit von Montag bis Freitag von 18.30 bis 21 Uhr und am Samstag von 13 bis 18 Uhr vor. Quer legt sich die Gewerkschaft ebenso bei flexibleren Arbeitszeiten, die von der Metallindustrie gefordert wird. "Über flexiblere Arbeitszeiten wird nicht verhandelt", betonte Karl Proyer von der GPA-djp, der den Metaller-KV mitverhandelt.

Ein Anliegen der Arbeitnehmervertreter bleibt der leichtere Zugang zur sechsten Urlaubswoche, die nach 25 Jahren im gleichen Betrieb gewährt wird: Eine zeitgemäße Regelung sei besonders im Handel wichtig, wo Mitarbeiter durchschnittlich sieben bis neun Jahre bei einem Arbeitgeber bleiben. "90 Prozent der Handelsangestellten erreichen die sechste Arbeitswoche nie", sagt Proyer.

Metaller präsentieren am Montag ihre Lohnforderung

Für die Handels-Lohnrunde sind drei Termine in elf Tagen geplant. Die Verhandlungen sollen heuer kürzer dauern. Im Vorjahr waren sechs Termine nötig, vor der Einigung gab es Betriebsversammlungen. Traditionell schließt der Handel unter den Metallern ab - diese verhandeln am 15. Oktober, dem selben Tag wie der Handel, zum dritten Mal.

Die Gewerkschaften GPA-djp und Pro-Ge werden am Montag bei einer Regionalkonferenz der Betriebsratsvorsitzenden in Vösendorf ihre Lohn- und Gehaltsforderung für die KV-Runde der Metallindustrie bekanntgeben.