Wien. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist nach den ersten drei Quartalen heuer im Vorjahresvergleich von 4.638 auf 4.158 gesunken, besagen Daten des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV). In allen Bundesländern gab es weniger Firmenpleiten - außer in Salzburg, wo die Zahl mit 342 stabil blieb und Kärnten, wo die Insolvenzen verglichen zu den ersten neun Monaten 2012 heuer um 30 Firmen auf 338 kletterten. Samt der privaten Pleiten gab es 11.864 Insolvenzen nach 12.709 im Vorjahr. Bei der Summe der Verbindlichkeiten ist 2013 allerdings ein "Rekordjahr", so der AKV.

Die Kreditschützer vom AKV sprechen von einem "dramatischen Anstieg" der Gesamtpassiva bei den Unternehmensinsolvenzen auf 6,58 Milliarden Euro nach 2,61 Mrd. Euro nach den ersten neun Monaten 2012. Alleine aus der Riesen-Pleite der Alpine Bau stammen derzeit 4,1 Mrd. Euro Passiva. Die Insolvenzen gefährden heuer 22.997 Jobs nach 15.080 Arbeitsplätzen in der Vorjahresperiode.

Nach der Alpine Bau folgt die Alpine Holding bei der negativen Passiva-Hitliste mit 290 Mio. Euro, dann die Alpine Bau GmbH A-1 spolka jawna mit 159 Mio. Euro, gefolgt von dayli (110 Mio. Euro) und der Jetalliance Holding (52,18 Mio. Euro).

Die Verbindlichkeiten der insgesamt 7.706 Privatinsolvenzen belaufen sich auf 758 Millionen Euro. Insgesamt betragen die Passiva nach neun Monaten damit laut AKV "unglaubliche 7,25 Milliarden Euro". Bei den Privatkonkursen beläuft sich die Durchschnittsverschuldung auf 110.000 Euro.

107 Firmen und 198 Private zahlungsunfähig

Auch wenn es im Vergleich zur Vorjahresperiode weniger Insolvenzen - sowohl privat mit einem Minus von 5,29 Prozent als auch von Firmen mit einem Minus von 8,15 Prozent - gibt, dürfe laut AKV nicht vergessen werden, "dass österreichweit wöchentlich noch immer 107 Unternehmungen und 198 Privatpersonen zahlungsunfähig werden".

Die Alpine ist nicht nur bei den Passiva Krösus im negativen Sinn, sondern auch bei den von der Insolvenz betroffenen Dienstnehmern - 4.883 Beschäftigte, die aber zum größten Teil bereits wieder Arbeit haben. Dann folgt bei den betroffenen Dienstnehmern der pleitegegangene Nahversorger dayli mit 3.468 Arbeitnehmern, die MPS Personal Service GmbH mit 796 ehemaligen Mitarbeitern und die Niedermeyer GmbH mit 787 betroffenen Dienstnehmern. Als einziges Insolvenzverfahren dieser Unternehmen wurde das der MPS beendet, nachdem 300 Mitarbeiter abgebaut wurden - die anderen Firmen wurden geschlossen.

Nach Branchen gab es die meisten Insolvenzverfahren heuer bisher im Handel samt Kfz-Reparatur (767 nach 883 im Vorjahr). Danach folgt der Bau mit 753 Pleiten (737) und Beherbung/Gastronomie mit 575 (589).

Von den 4.158 Firmeninsolvenzen waren 86 Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, 310 ohne Eigenverwaltung. Konkurse gab es 2.003, abgewiesen wurden 1.759 Verfahren.

Da Insolvenzen laut dem AKV verstärkt auf Mittel- und Großbetriebe übergreifen, in Österreich für ganz Europa beispielhafte Sanierungselemente existierten und es zahlreiche weitere Regeln gebe, müssten sich Insolvenzorgane, Gläubigerschutzverbände und Anwälte zunehmend spezialisieren und zusätzliche Kapazitäten aufbauen, da auch die Abwicklungen immer öfter länder- und fächerübergreifend erfolgten.