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Vorbilder für fairen Einkauf gesucht

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Baumwollbauern verdienen wenig - Fairtrade garantiert ihnen einen Mindestpreis für den Rohstoff.
© Foto: Südwind/Simon Rawles

Ausgezeichnet wird die sozial faire Beschaffung von Baumwollprodukten.


Wien. Ein T-Shirt für den Universitätslauf, eine Baumwolltragetasche mit Logo oder Arbeitsbekleidung für das Gartenbauamt - öffentliche Auftraggeber, die sozial faire Baumwollprodukte beschafft haben, können sich nun für den ersten europäischen Fair Cotton Award bewerben. Zwar achten bei Lebensmitteln wie Kaffee bereits einige Gemeinden, Ministerien und Schulen auf faire Beschaffung - bei Baumwolle ist dies allerdings selten der Fall.

Deshalb will das Fair Trade Advocacy Office (FTAO) in Brüssel gemeinsam mit den Projektpartnern in Österreich, Deutschland, Frankreich und Großbritannien, Auftraggeber mit vorbildhaften Beschaffungsprojekten vor den Vorhang holen. Der Award wurde im Rahmen des FTAO-Projekts "Cotton on to Fairtrade Procurement" ins Leben gerufen, Partner in Österreich sind die entwicklungspolitische Organisation Südwind und das Klimabündnis.

Im Fokus stehen Anbau- und Arbeitsbedingungen

Für den Fair Cotton Award bewerben können sich bis Ende 2013 Gemeinden, Städte, Länder, Ministerien, öffentliche Institutionen und Bildungseinrichtungen, die im Zeitraum zwischen Anfang 2011 und Ende 2013 Baumwollprodukte sozial fair beschafft haben. Voraussetzung ist, dass die Produkte Fairtrade-zertifizierte Baumwolle enthalten. Dafür muss der Rohstoff aus fairem Anbau kommen. Zusätzlich sollten auch die Arbeitsbedingungen der Zulieferer überprüft worden sein. Das GOTS-Zeichen (Global Organic Textile Standard) garantiert zum Beispiel umweltschonenden Anbau und soziale Mindeststandards in den Verarbeitungsbetrieben, etwa für Näherinnen.

Die Auftragsvergabe muss durch das Anbot und den Zahlungsbeleg nachgewiesen werden, erklärt Nora Niemetz, Bildungsreferentin von Südwind Oberösterreich. Bei ihr können sich Interessierte melden und das Online-Formular für die Bewerbung anfordern. Die österreichische Jury wählt anschließend anhand eines Kriterienkataloges mit Punkten drei Projekte aus, die für den europäischen Award nominiert werden. Eine internationale Jury kürt den Gewinner, an den der Preis im April 2014 vergeben wird.

Öffentliche Auftraggeber in Österreich geben rund 40 Milliarden Euro jährlich für Produkte und Dienstleistungen aus, etwa für Verpflegung, Computer, Arbeitskleidung und Pflastersteine. Diese Einkaufsmacht sollten sie nutzen, um ihre Vorbildfunktion wahrzunehmen und nicht nur den Preis, sondern auch die Arbeitsbedingungen bei Zulieferern zu überprüfen, fordert Südwind.

Faire Beschaffung muss nicht mehr kosten

Nach wie vor hält sich der Glaube, dass fair automatisch teurer heißt. "Die erste Frage von Beschaffern ist meist: Was kostet uns das? Fair beschaffen muss aber nicht heißen, dass es teurer wird", sagt Niemetz. Der Preis hänge von der Produktgruppe, dem Anbieter und der gekauften Menge ab. Ein Vergleich von Südwind habe ergeben, dass ein Bio- und Fairtrade-Shirt um neun Prozent teurer war als ein herkömmliches. "Die längere Lebensdauer von sozial fair beschafften Produkten gegenüber einem Billig-T-Shirt wird oft übersehen. Nur ein paar Cent mehr können die Arbeitsbedingungen einer Näherin verbessern", sagt Niemetz.

Für österreichische Beschaffungsverantwortliche wird im Frühjahr 2014 ein E-Learning-Kurs zur sozial fairen öffentlichen Beschaffung angeboten, der im Rahmen des von der Europäischen Kommission geförderten "TriNet-Global"-Projekts entwickelt wurde. Niemetz: "Der Preis sollte eine von vielen Ausschreibungsbedingungen sein, aber nicht das vordergründige Kriterium."

Interessierte können sich an Nora Niemetz von Südwind (nora.niemetz@suedwind.at) wenden.