Wien. Der Diversity-Preis "meritus - lesbisch schwul ausgezeichnet", der in Österreich seit 2009 von der agpro (Austrian Gay Professionals) und den Queer Business Women (QBW) vergeben wird, geht heuer an die MedUni Wien, die Boston Consulting Group (BCG) und die Marketingagentur brainworker. Der Preis ist eine Anerkennung für, aber auch die Sichtbarmachung von Organisationen, die sich vorbildlich in der Diversity-Dimension "sexuelle Orientierung" engagieren.
Die Boston Consulting Group ist schon seit 1997 im LGBT-Netzwerk für lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Talente aktiv. "Vielfalt und das Fördern von herausragenden Talenten stehen bei uns an erster Stelle in allen Bereichen. Besonders wichtig ist uns dabei, ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld und eine völlige Gleichstellung aller Mitarbeiter sicher zu stellen", sagt der Leiter des Wiener BCG-Büros, Hannes Pichler. Neben einem anonymen Ombudssystem hat das Unternehmen auch Trainings für Führungskräfte implementiert, um die Diskriminierung hintanzuhalten. In der internen Kommunikation sowie in der Unternehmenskommunikation werden LGBT-Aspekte transportiert. Die umfassenden freiwilligen Sozialleistungen stehen allen Beschäftigten zur Verfügung, unabhängig von deren sexueller Orientierung. Über Präsenz bei Personalmessen präsentiert sich das Unternehmen zusätzlich als LGBT-freundlich.
Das Team von Brainworker, der ersten Diversity Marketing-Agentur Österreichs, besteht aus Manuel Bräuhofer, Stephanie Lehner und Vessela Ivanova. Unterschiedliche Lebensformen sind in der Agentur selbstverständlicher Teil des Arbeitsalltags und in das Leitbild integriert. Die Organisation spricht die LGBT-Community explizit als Kunden an und unterstützt zahlreiche Community Veranstaltungen als Sponsor. Explizit ausgeschlossen werden Lieferanten im Falle von offenkundiger Diskriminierung.
Die MedUni Wien mit 5000 Beschäftigten implementiert Diversity Management intersektionell. Es werden die verschiedenen Diversitätsdimensionen miteinander verknüpft. Mit dieser Strategie können Mehrfachdiskriminierungen erkannt, aufgezeigt und aufgelöst werden. Es gibt eine Steuergruppe in der Organisation, die bereichsübergreifend agiert. Darüber hinaus werden Veranstaltungen und Seminare zum Thema LGBT angeboten und damit die Verbreitung des Diversitätsgedanken forciert sowie Anreize für die Auseinandersetzung in Forschung und Lehre geschaffen.
"Es ist schön zu beobachten, dass Unternehmen in den letzten Jahren immer mehr Engagement in Richtung Wertschätzung, Akzeptanz und Gleichwertigkeit von Mitarbeitern zeigen und somit die Wichtigkeit dieses Themas unterstreichen. Aber es ist noch immer viel zu tun", so Markus Knopp, Präsident der agpro. "Mit dieser Verleihung wollen wir Vorzeigeprojekten eine Bühne bieten und aktive Unternehmen honorieren. Wir wollen aber auch alle anderen motivieren, Diversität zu leben und zu nutzen" ergänzt QBW-Präsidentin Eva Götz.
"Wir brauchen Unternehmen als starke Partner gegen Homo- und Transphobie in dieser Stadt", betonte die für Antidiskriminierung zuständige Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger. Sie verweist auf eine Studie der EU-Grundrechteagentur (FRA) zur Situation von Lesben, Schwulen und Transgender Personen, wonach eine von fünf befragten Personen in der EU und Österreich, die im Jahr vor der Befragung einen Arbeitsplatz hatte oder auf Arbeitssuche war, sich diskriminiert gefühlt hat. Zwei Drittel der befragten Personen haben am Arbeitsplatz negative Kommentare oder negatives Verhalten einer LGBT-Kollegin oder einem LGBT-Kollegen gegenüber miterlebt. "Bei solchen Ergebnissen müssen die Alarmglocken läuten, und wir sind alle dazu angehalten, die Akzeptanz für Lesben, Schwule und Transgender-Personen zu erhöhen", so Frauenberger. Und: "Denn Homophobie und Transphobie haben am Arbeitsplatz nichts verloren."
Unterstützt wird der "Meritus" neben heimischen Unternehmen vom Bund, den Ländern und Sozialpartnern. Den Ehrenschutz haben die Wiener Wirtschaftskammer-Obfrau sowie ÖVP-Politikerin Brigitte Jank und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) inne.