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Für "gutes" Spielzeug gibt es kein Gütesiegel

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Plastik und grelle Farben: Wer Kinder hat, weiß, dass man nur schwer drum herumkommt .
© fotolia/Andrea Arnold

Nach wie vor wenig Einblick in die Produktionsbedingungen.


Wien. "Lego Märchenschloss, kaum benutzt, 153 Teile, um 50 Euro (Originalpreis: 160 Euro)." Inserate wie dieses findet man nicht nur zur Weihnachtszeit auf den diversen Internet-Marktplätzen. Wenn schon Plastik, dann wenigstens Second Hand, denken sich mittlerweile viele Eltern. Sie schonen damit nicht nur ihr Haushaltsbudget, sondern leisten auch einen Beitrag zur Abfallvermeidung. Befindet sich die Ware in gutem Zustand, ist es den Kindern üblicherweise auch egal, dass sie keine fabriksneuen Puppen, Actionfiguren oder Spielzeugautos in Händen halten.

Apropos Fabriken: 86 Prozent des in die EU importierten Spielzeugs werden in China gefertigt. Eine Untersuchung der Produktionsbedingungen der wichtigsten Markenhersteller im Jahr 2012 durch mehrere europäische Verbraucherorganisationen, darunter der Verein für Konsumenteninformation (VKI), zeigte, dass trotz einiger Verbesserungen etwa bei den Mindestlöhnen und bei Maßnahmen zur Sicherheit und Gesundheit nach wie vor grobe Missstände herrschen.

Wenig auskunftsfreudige Hersteller

"Aufgrund der mangelnden Kooperationsbereitschaft der meisten Hersteller muss man davon ausgehen, dass es immer noch etwas zu verbergen gibt", sagt Peter Blazek vom VKI. Lediglich die Unternehmen Hasbro (USA) und Playmobil (Deutschland) zeigten sich auskunftsfreudig und schnitten in puncto Ethik mit den Noten "B" beziehungsweise "C" relativ gut ab. Die anderen sieben Firmen - von Mattel über Lego bis Walt Disney - bekamen jeweils nur ein "E". Bei ihnen waren die Konsumentenschützer auf wenig aussagekräftige öffentlich zugängliche Informationen angewiesen.

Eltern, die mit gutem Gewissen Spielzeug einkaufen wollen, haben es schwer. Ein verbindliches Gütesiegel, das garantiert, dass es sich um "gutes", also hochwertiges und fair produziertes Spielzeug handelt, gibt es nicht. Auf das CE-Zeichen, das jedes Produkt tragen muss, das auf den europäischen Markt kommt, sollte man sich nicht verlassen, meint Georg Rathwallner, Leiter der Konsumentenschutzabteilung der Arbeiterkammer Oberösterreich.

Mit dem CE-Zeichen erklärt der Hersteller oder Importeur zwar, dass das Produkt die gültige Europa-Norm EN 71 einhält. "Eine Kontrolle durch unabhängige Prüfstellen ist aber nicht verpflichtend", sagt Rathwallner. Somit ist das CE-Zeichen kein Qualitätssiegel. Aussagekräftiger ist das GS-Zeichen. Es steht für "Geprüfte Sicherheit" und zeichnet Hersteller aus, die sich freiwilligen Produkt- und Sicherheitstests durch staatliche Zertifizierungsstellen wie zum Beispiel TÜV, Dekra oder ÖVE unterziehen.

Holzspielzeugals Alternative

Die rote "Spiel gut"-Plakette des unabhängigen deutschen Arbeitsausschusses Kinderspiel und Spielzeug e.V. kennzeichnet pädagogisch sinnvolles Spielzeug, das von Fachleuten getestet und gemeinsam mit Kindern ausprobiert wurde.

Als Alternative zu Plastik sowie batteriefressendem und lärmerzeugendem Spielgerät bietet sich Holzspielzeug an, das in der Regel auch die Umwelt weniger belastet. Bei Spielzeug aus Österreich oder benachbarten Ländern sind zumindest die Transportwege kürzer, betont der VKI. Die Holzbauklötze von Matador etwa werden in Waidhofen/Thaya produziert. Fair produziertes Spielzeug aus der Dritten Welt gibt es in den Weltläden.

Bleibt das Problem, dass der Nachwuchs mit zunehmendem Alter immer anspruchsvoller wird. "Es gibt nicht wirklich attraktive Alternativen", meint Rathwallner. Er rät, es auch einmal mit Gesellschaftsspielen zu versuchen. Dabei wird es zwar auch manchmal laut, aber sicher nicht so laut wie bei einigen von der AK Oberösterreich getesteten Produkten für Kinder. Bei einem als "Einschlafhilfe" mit Musik angepriesenen Gute-Nacht-Licht wurden am Ohr 90,10 Dezibel gemessen, was in etwa dem Lärm eines Presslufthammers entspricht.