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Handlungsbedarf bei Risikokapital

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Jungunternehmer brauchen Ergänzung zum Bankkredit.


Wien. Markus Roth freut sich schon aufs Skifahren. In den vergangenen vier Jahren war Freizeit für den scheidenden Bundesvorsitzenden der Jungen Wirtschaft (JW) und Unternehmer aus Gmunden ein Fremdwort. Und auch seine Mitarbeiter haben den "massiven Pendler" manchmal wochenlang nicht zu Gesicht bekommen, erzählt der 38-jährige Oberösterreicher im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Jetzt wird sich Roth wieder mehr um seine Softwareentwicklungsfirma in Traun kümmern.

Sein Resümee über seine Zeit als Sprachrohr der Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer Österreichs: "In puncto soziale Absicherung für die Selbständigen ist viel geschehen." Die Deckelung des Selbstbehalts in der Krankenversicherung, die Verdoppelung des Wochengelds für selbständige Mütter, Krankengeld Neu für Selbständige: alles Maßnahmen, die dafür sorgen sollen, dass auch selbständig Erwerbstätige im Ernstfall nicht in ihrer Existenz gefährdet sind.

Weiters können SVA-Versicherte ab 2014 Nachzahlungen auf drei Jahre verteilt leisten, ohne Zinsen dafür zahlen zu müssen. Und die Lohnnebenkostenförderung für den ersten Mitarbeiter von Ein-Personen-Unternehmen (EPU) wurde unbefristet verlängert. Mit der Schaffung der GmbH light wurde heuer eine langjährige Forderung der Jungen Wirtschaft erfüllt. Seit 1. Juli 2013 benötigen GmbHs nur mehr 10.000 Euro Mindestkapital statt bisher 35.000 Euro. Dass nun im Regierungsprogramm von einer Auffüllungsverpflichtung für GmbHs mit Kapitalherabsetzung mit zukünftigen Gewinnen und für alle Neugründungen die Rede ist, findet Roth innovations- und wachstumsfeindlich. Jungunternehmer sollten die Gewinne in Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen investieren können.

Regierungsprogramm löst gemischte Gefühle aus

Insgesamt löst das Arbeitsprogramm der Regierung bei der Jungen Wirtschaft gemischte Gefühle aus. Begrüßt wird das Bekenntnis zur Schaffung eines attraktiven Rechtsrahmens zur Verbesserung von Crowdfunding- und Bürgerbeteiligungsmodellen bis März 2014. Roth: "Das wäre ein weiterer wichtiger Schritt, um die Rahmenbedingungen für alternative Finanzierungsformen für Jungunternehmer zu verbessern." Er bemängelt jedoch das Fehlen von Anreizen für andere Finanzierungsformen wie Venture Capital oder Business Angels. Mehr Risikokapital könnte die starke Abhängigkeit von der klassischen Bankenfinanzierung verringern.

Konkrete Vorschläge liegen schon auf dem Tisch. So soll etwa die Prospektpflicht weiter auf 5 Millionen Euro angehoben und der Einlagebegriff im Bankwesengesetz geändert werden.

Es ist also noch lange nicht an der Zeit, sich zufrieden zurückzulehnen. Seinem Nachfolger Herbert Rohrmair-Lewis, Unternehmer aus Wien, werde nicht langweilig werden, betont Roth. "Politik ist bekanntlich das Bohren harter Bretter", zitiert er den deutschen Soziologen Max Weber.

Rohrmair-Lewis (37) ist Partner der Wiener Werbeagentur lobster. Er vertritt ab 1. Jänner 2014 die Interessen von rund 120.000 österreichischen Jungunternehmern und 37.000 Mitgliedern der Jungen Wirtschaft und wird in seiner Eigenschaft als Bundesvorsitzender Druck für die Anliegen der neuen Generation der Wirtschaft machen. Als weitere Mitglieder des Bundesvorstandes wurden der Oberösterreicher Bernhard Aichinger (26), die Salzburgerin Amelie Groß (26) und der Steirer Christoph Kovacic (34) gewählt.