Wien. Während zum Jahreswechsel und in den Semesterferien die meisten Zimmer ausgebucht sind und Hoteliers höhere Preise verlangen können, sieht es den Rest des Jahres in vielen Betrieben weniger gut aus: "Der Preiskampf in der Hotellerie hat die Wintersaison erreicht", sagt Erich Liegl, Geschäftsführer der Tourismusberatung Kohl & Partner. Ließen Hotels vor einigen Jahren in der Hauptsaison oft nur eine Belegung von einer ganzen Woche zu, so müssen sich auch die Betriebe in beliebten Skidestinationen wie am Arlberg auf die kürzere Aufenthaltsdauer ihrer Gäste einstellen.
"Das Urlaubsbudget von 25 Tagen im Jahr pro Arbeitnehmer hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert, das Freizeitverhalten dagegen massiv", sagt Liegl. Kurzurlaube werden bevorzugt an den Wochenenden gebucht, die Folge für viele Hoteliers: Am Wochenende herrscht zu große Nachfrage, unter der Woche sind viele Zimmer nicht belegt. Einige Betriebe reagieren mittlerweile darauf, indem sie bei einer Anreise am Sonntag vier Nächte zum Preis von drei anbieten oder zum Wochenende zwei Nächte Mindestaufenthalt vorschreiben und die Preise am Wochenende entsprechend hinaufschrauben. Durchschnittlich werden die Zimmer jedes Jahr im Rahmen der Inflation teurer, heißt es aus der Branche. Eine fixe Preisliste hat längst ausgedient.
Einige Regionen schaffen es, die schwache Saison zu beleben: Der Wolfgangseer Advent im Salzkammergut bringt beispielsweise 35.000 Nächtigungen und über zehn Millionen Euro zusätzlichen Umsatz in die Region, die früher hauptsächlich für ihren Sommertourismus bekannt war.
Hohe Auslastung in Wien wird über den Preis erkauft
In der Nebensaison verlassen sich allerdings viele Betriebe auf Reiseveranstalter, die die Zimmer bis zur Hälfte günstiger anbieten und so für Auslastung sorgen. Die Gefahr: "Ist einmal der Preis unten, bekommt man ihn schwer wieder hinauf", warnt Liegl. Unterscheiden sich Gäste, die das Billigangebot gebucht haben, von der übrigen Kundschaft, könnte das außerdem (Stamm-)Gäste vergraulen. Fühlen sich Neukunden hingegen nicht willkommen, könnte es schlechte Bewertungen auf Internet-Buchungsportalen hageln.
Während Unterkünfte in den Ferienregionen vor allem an der Saisonalität zu knabbern haben, macht Hotelbetreibern in Wien das Überangebot an Betten zu schaffen. "Der Preisverfall in den vergangenen Jahren war massiv. Hotels unterbieten sich gegenseitig sukzessive und setzen so eine Preisspirale nach unten in Gang", sagt Elfi Maier. Die Expertin für Umsatzoptimierung berät Hotels und Theater. Zwar liegt die Zimmerauslastung mit durchschnittlich mehr als 71 Prozent in Wien im Österreich-Vergleich hoch.