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Nackte Haut bleibt Werbeaufreger

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Gestoppt wurden 2013 vor allem Sujets mit nackter Haut als Blickfang.
© fotolia/B. Wylezich

Viele Auftraggeber zogen von sich aus die beanstandeten Kampagnen zurück.


Wien. Ein Bordell-Inserat für "Neue Mädchen - garantiert pferdefleischfrei" und ein Disco-Werbeplakat, auf dem Brüste und der Spruch "Schluss mit Rumhängen" zu sehen sind: Ein Auszug aus den vom Werberat beanstandeten Kampagnen zeigt, dass sexistische Werbung weiterhin die Gemüter erhitzt. Zehn Mal forderte die Selbstkontrollstelle der Werbewirtschaft 2013 einen sofortigen Stopp einer Kampagne - einige Beschwerden aus dem Vorjahr sind aber derzeit noch in Bearbeitung. Die Zahl der Beschwerden sank von 347 im Jahr 2012 auf 212 im Vorjahr. Allein geschlechterdiskriminierende Werbung mit nackten Körpern ohne Bezug zum beworbenen Inhalt oder sexistischen Darstellungen sorgte für 100 Beschwerden.

Selbst auferlegte Grenzen

Wegen Blickfang-Werbung, die sexuelle Signale in einer sachlich nicht begründeten Weise einsetzt, wurde auch Bet-at-home abgemahnt. Das Inserat versprach mit dem Ausblick auf einen Frauenkörper in Unterwäsche einen glücklichen Tag. Schon in den Vorjahren polarisierte der Sportwettenanbieter mit seinen Kampagnen, etwa mit der Darstellung eines brutalen Kopfstoßes.

Beschweren kann sich beim Werberat jeder, der eine Kampagne sieht, die gegen die Werbegrundsätze verstößt. Zu diesen Verhaltensregeln, mit der sich die Werbewirtschaft selbst beschränkt, zählen beispielsweise soziale Verantwortung, die Vermeidung von herabwürdigenden oder geschlechterdiskriminierenden Sujets sowie eine Darstellung, die Gewalt verharmlost oder verherrlicht.

Rund 150 Mal traf der Werberat eine Entscheidung über Beschwerden. Davor werden Auftraggeber und Arbeiterkammer vom Werberat um eine Stellungnahme zum beanstandeten Sujet gebeten. Immer mehr Auftraggeber reagieren prompt und ziehen Werbesujets von sich aus zurück oder ändern den Inhalt. Eine Entscheidung des Werberates wird dann nicht mehr eingeholt. "Der Werberat ist kein Verhinderer, sondern wird als Partner der Werbebranche akzeptiert", sagt Werberat-Geschäftsführerin Andrea Stoidl. In diesem Jahr will die Selbstkontrollstelle verstärkt Unternehmen in den Bundesländern über ihre Tätigkeit und die Verhaltensregeln informieren.

Wissen: Werberat

Der Österreichische Werberat ist ein unabhängiges Organ des Vereines "Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirtschaft". Mittels freiwilliger Selbstbeschränkung soll das verantwortungsbewusste Handeln der Werbewirtschaft gefördert werden. Zuständig ist der Werberat für in Österreich veröffentlichte Wirtschaftswerbung und professionelle Kommunikation zur Information der Bürgerinnen und Bürger ("Public Information") durch öffentliche Stellen des Bundes und des Landes, aber nicht für politische Werbung, für Werbung im Bereich Kunst und Kultur und für Kampagnen von Nichtregierungsorganisationen.

Der Kleine Senat kann Beschwerden zurückweisen oder ein ordentliches Verfahren einleiten. Das Gremium des Werberates besteht aus 160 Werberäten aus der Werbewirtschaft sowie aus anderen Spezialgebieten.