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Das Millionengrab im hohen Norden

Von Karl Leban

Wirtschaft
Die RHI fertigt feuerfeste Produkte etwa für die Stahlindustrie.
© RHI

Probleme bei norwegischem Rohstoffwerk halten RHI in Atem, RHI will trotz Gewinneinbruchs unveränderte Dividende ausschütten.


Wien. Es war eine Großinvestition, die zum Millionengrab geworden ist. Im Herbst 2012 hat der Feuerfesthersteller RHI eine Rohstoff-Schmelzanlage in Norwegen in Betrieb genommen. Technische Probleme, aber auch mangelnde Produktivität haben seither dafür gesorgt, dass sich die Anlage alles andere als rechnet. Bisher hat das Projekt im hohen Norden die RHI schon mehr als 200 Millionen Euro gekostet. In dieser Summe enthalten sind zum einen die Investitionen in die Fabrik und zum anderen operative Verluste und Abschreibungen, die das Konzernergebnis 2013 mit fast 100 Millionen Euro belasteten.

Die Anlage stillzulegen kommt für die RHI dennoch nicht in Frage, auch wenn heuer und im Folgejahr noch weitere Millionen-Belastungen aus Norwegen erwartet werden. "Wir sind uns sicher, dass wir die Probleme auf der Kostenseite bis Ende 2015 im Griff haben", betont Vorstandschef Franz Struzl. "Fortschritte sehen wir bereits, aber es ist noch viel Arbeit für ein Dutzend führender Leute aus dem Konzern, die jetzt alle in Norwegen sind."

Den ursprünglichen Plänen für das Rohstoffwerk, die Struzls Vorgänger initiiert hatte, waren unrealistische Wirtschaftlichkeitsberechnungen zugrunde gelegt worden. Deshalb soll die Anlage, mit der die RHI die Magnesia-Abhängigkeit von China verringern will, technisch nun so umgebaut und optimiert werden, dass ihr Betrieb in Zukunft rentabel läuft.

"Es war kein Krisenjahr"

2013 hat der weltweit tätige Konzern, der mit seinen feuerfesten Produkten vor allem die Stahlindustrie, aber auch andere Branchen (Zement/Kalk, Glas, Nichteisenmetalle und Energie) beliefert, nach vorläufigen Zahlen deutlich weniger verdient als im Jahr davor. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern brach um gut ein Drittel auf 111,1 Millionen Euro ein. Netto blieben 62,7 Millionen Euro übrig - ein Rückgang um knapp 45 Prozent. Trotzdem soll eine unveränderte Dividende von 75 Cent je Aktie ausbezahlt werden (größter RHI-Einzelaktionär ist der milliardenschwere österreichische Investor Martin Schlaff, der fast 30 Prozent der Anteile hält).

"Es war kein Krisenjahr, aber ein Jahr mit schwacher Konjunktur", zog Struzl am Dienstag vor der Presse Bilanz. Vor allem das Stahlgeschäft in Europa und im Nahen Osten drückte die Absatzmengen, im Durchschnitt waren die Produktionswerke nur zu 67 Prozent ausgelastet. Beim Umsatz musste der Konzern, der mehr als 8100 Mitarbeiter hat, einen Rückgang um 4,4 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro hinnehmen.

Für heuer ist Struzl vorsichtig optimistisch. Beim Umsatz sieht er ein Plus von rund drei Prozent, und trotz der Probleme in Norwegen sollte auch das operative Ergebnis höher ausfallen.