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Ein Aufputz vor dem Verkauf?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Einstige Gewerkschaftsbank überweist dem Bund 350 Millionen Euro aufs Konto.| Rückführung des großen Rests der Staatshilfe: Bawag befreit sich von hohen Dividendenzahlungen.


Wien. Es ist ein Geldsegen, wenn auch ein relativ kleiner. Doch für den Bund kommt er angesichts einer neuen Kapitallücke bei seiner Krisenbank Hypo Alpe Adria gerade zur rechten Zeit. Heute, Freitag, zahlt die Bawag PSK den großen Rest ihrer Ende 2009 abgerufenen Staatshilfe zurück. 350 Millionen Euro fließen damit auf die Konten der Republik. Mitüberwiesen werden auch die Dividenden für 2013 und 2014.

Insgesamt hatte sich die Bawag vom Staat vor mehr als vier Jahren - während der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise - 550 Millionen Euro geholt. Erste Tranchen waren dann ab Juni 2013 retourniert worden. Dass die Bawag nun auch den letzten Rest zurückführt, hat folgenden Grund: Ihre Aktionäre, primär die beiden US-Fonds Cerberus und Golden Tree, haben davor 125 Millionen Euro flüssiggemacht und damit den Kapitalpolster der früheren Gewerkschaftsbank nachgefüllt.

"Unsere Aktionäre unterstützen uns nach wie vor", sagte Bankchef Byron Haynes am Donnerstag. Vor diesem Hintergrund wies der gebürtige Brite Gerüchte über einen baldigen Bawag-Verkauf - Cerberus hatte die Bank 2007 vom ÖGB übernommen - abermals zurück. "Es gibt kein Verkaufsverfahren", betont Haynes.

Großbank Santander

an Bawag interessiert

Aus Bankenkreisen ist anderes zu hören. Dort heißt es zur "Wiener Zeitung", dass es Gespräche mit Interessenten gebe. Davon sei einer die spanische Großbank Santander, die zu den größten Geldinstituten Europas zählt. Auch von einer namentlich nicht genannten russischen Gruppe ist die Rede. Sie soll sich aus den Gesprächen wegen der Krim-Krise jedoch zurückgezogen haben.

Ein Zusammenhang zwischen der jetzigen Komplett-Tilgung der Staatshilfe und einem möglichen Bankverkauf könnte durchaus bestehen. Denn mit der Rückzahlung ist die Bawag in Zukunft von hohen Belastungen befreit, die ihre Gewinne bisher geschmälert hatten. Und dies hebt wohl auch ihren Preis. Immerhin 9,3 Prozent Zinsen hatte die Bank dem Bund pro Jahr für dessen Kapital bezahlen müssen. Alles in allem hat die Republik Dividenden in Höhe von 234 Millionen Euro kassiert.

Hypo: Bawag-Chef sieht Ruf

Österreichs bereits lädiert

"Wir waren ein gutes Investment für den Steuerzahler", sagt Haynes. Anders als Hypo, Kommunalkredit und Volksbanken AG, die ein nicht mehr wegzubringendes Milliarden-Schlamassel angerichtet haben, hat die Bawag die Republik demnach mit keinem Cent belastet. Und der Staat hat obendrein noch was draufgekriegt.

Im Übrigen gilt dies auch für Erste Group und Raiffeisen Bank International (RBI). Die Erste hat das Staatskapital - 1,22 Milliarden Euro - schon im vorigen Jahr zurückgezahlt und dem Bund 448 Millionen Euro an Dividenden abgeführt. Die RBI steht unterdessen unmittelbar davor, die staatlichen 1,75 Milliarden Euro zu retournieren. Sie muss vorerst noch das grüne Licht der Aufsichtsbehörden abwarten, hat das Geld jedoch nach einer riesigen Kapitalerhöhung (über die Börse) bereits parat, wie Banksprecherin Ingrid Krenn-Ditz betont. An Dividenden hat sie dem Bund 560 Millionen Euro eingebracht.

Schwenk zurück zur Bawag: Auch dort verfolgt man derzeit die desaströse Lage der Hypo Alpe Adria mit Argusaugen. Sollte die staatliche Problembank kollabieren, wäre dies wegen unabsehbarer Folgen sehr schlecht für Österreich, meint Haynes. Den Ruf Österreichs sieht der Bawag-Chef wegen der verschleppten Entscheidungen in der Causa allerdings ohnehin schon leiden.

Asset-Verkäufe verhalfen

zu Gewinnverdoppelung

Im abgelaufenen Jahr hat die Bawag ihren Netto-Gewinn auf 229 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Neben Wertpapier- und Beteiligungsverkäufen halfen dabei auch Aufwertungen massiv. Was sich ebenfalls positiv auf das Ergebnis auswirkte: Die Vorsorgen für notleidende Kredite konnten 2013 um gut ein Drittel zurückgefahren werden (siehe Grafik).

Ihr Kreditportfolio in Osteuropa hat die Bawag in den vergangenen drei Jahren halbiert - auf mittlerweile 712 Millionen Euro (was für weniger als zwei Prozent der Bilanzsumme der Bank steht). Dieses Volumen verteile sich auf eine Handvoll Länder, in der Ukraine sei die Bank aber nicht engagiert. Finanzvorstand Anas Abuzaakouk: "Wir wenden uns nach Westen, nicht nach Osten."

In Sachen Ertragskraft und Kapital sieht sich die Bawag gut aufgestellt. Das betrifft auch die heuer anstehenden Bilanzchecks und Stresstests der europäischen Bankenaufsicht und der EZB. Per Ende 2013 wies die Bawag eine harte Kernkapitalquote von 9,4 Prozent aus, sie soll heuer auf mehr als zehn Prozent steigen.

Das Sparprogramm Bolero läuft noch bis Ende Juni. Aber auch danach will Haynes die Kosten nicht aus dem Auge lassen. Im Vorjahr hat die Bawag fast 480 Jobs eingespart, die Personalkosten sanken um sieben Prozent. Zum Jahresende 2013 beschäftigte die Bank insgesamt 3180 Vollzeitkräfte.