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DiTech sperrt fast die Hälfte seiner Filialen zu

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
DiTech-Gründer Damian Izdebski galt als Vorzeige-Unternehmer.

Computerhändler beantragte ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung - weiterhin keine Investorenzusage.


Wien. Nach mehrmaligem Verschieben hat DiTech am Montag ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt - ein noch zu bestimmender Masseverwalter übernimmt nun das Kommando beim Computerhändler. Zehn der 22 Filialen und ein Zentrallager sollen geschlossen werden, die betroffenen Mitarbeiter wurden bereits informiert. Zugesperrt werden voraussichtlich die Niederlassungen in der Wiener Lugner City, in Amstetten, Horn, Linz, Salzburg, Kufstein, Dornbirn, Kapfenberg, Lienz und Villach. 120 der 254 Mitarbeiter wurden beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet, ursprünglich war geplant, 60 bis 80 Stellen zu streichen. Neue Zahlen wurden nicht bekannt gegeben.

Weiterhin hat der Händler keine fixe Zusage eines Investors, der für die Sanierung nötig ist: Die Sanierung soll mit Hilfe einer namentlich nicht genannten Investorengruppe erfolgen, die die Mehrheit der Anteile an der Gesellschaft übernehmen und auch schon während des Sanierungsverfahrens für Liquidität sorgen soll, teilte der Gläubigerschutzverband Creditreform mit.

Ohne Investor droht Konkurs

DiTech-Sprecher Mario Gündl bestätigte Gespräche mit einer österreichischen Investorengruppe. Zuvor wurde mit einem deutschen Finanzinvestor mit polnischen Wurzeln verhandelt. "Die intensiven Verhandlungen im In- und Ausland haben länger gedauert als angenommen. Nach den ersten Investorengesprächen haben sich neue, potenzielle Interessenten für eine Finanzbeteiligung an DiTech gemeldet", heißt es von DiTech.

Der Händler mit Zentrale in der Wiener Dresdner Straße hat Schulden in Höhe von 30 Millionen Euro, davon neun Millionen Euro gegenüber Lieferanten und rund 14 Millionen Euro gegenüber Banken. Dem stehen Aktiva von 16 Millionen Euro gegenüber. Dieser Wert ist aus Sicht der Gläubigerschützer jedoch mit Vorsicht zu genießen, weil Teile an Banken verpfändet sein sollen.

Den 1250 Gläubigern (exklusive Dienstnehmer) wird eine Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren, angeboten, heißt es vom KSV 1870. Das Verfahren wird am Dienstag am Handelsgericht Wien eröffnet. Sollte sich kein Geldgeber finden, könnte aus dem Sanierungs- noch ein Konkursverfahren werden. "Bekanntlich kann die Finanzierung des angestrebten Sanierungsplanes nur mit Hilfe einer Investorengruppe/Investors durchgeführt werden", teilt der KSV mit.

Fonds springt für Gehälter ein

Zur Insolvenz hat geführt, dass das 1999 gegründete Unternehmen zu schnell und zu stark gewachsen ist und nicht mehr über die nötige Liquidität verfügt hat. Der Umsatz verdoppelte sich allein zwischen 2008 und 2012 auf 120 Millionen Euro. Außerdem wurden verstärkt Smartphones und Tablets verkauft, die im Vergleich zu PCs und Laptops geringere Margen abwerfen. DiTech war ursprünglich als "PC-Firma" bekannt, die Computer aufgerüstet beziehungsweise zusammengebaut hat. Für die Tochterfirma dimotion, die Server, PC-Systeme und Laptops unter der gleichnamigen Eigenmarke zusammengebaut hat, wurde bereits vor eineinhalb Wochen Konkurs beantragt.

Die Beschäftigten haben ihre Februar-Gehälter erhalten - die März-Gehälter stehen aus. Forderungen aus dem Arbeitsverhältnis, die wegen der Insolvenz nicht mehr bezahlt werden können, müssen bei Gericht und beim Insolvenz-Entgeltfonds geltend gemacht werden, informieren Arbeiterkammer und Gewerkschaft GPA-djp. Die GPA-djp hat unter 050301-21000 eine Hotline für DiTech-Beschäftigte eingerichtet.

Damian Izdebski und seine Frau Aleksandra sind beide aus Polen nach Österreich gekommen und haben DiTech 1999 gegründet. Sie galten als Vorzeige-Unternehmer. Am Montag vor zwei Wochen gestand Izdebski in einem offenen Brief Liquiditätsprobleme und Fehler ein.