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DiTech sperrt zu

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Sanierung gescheitert: Der Computerhändler hat keinen Investor gefunden, 254 Mitarbeiter verlieren ihren Job.


Wien. Nach wochenlangem Zittern ist es Gewissheit: Der insolvente Computerhändler hat keinen Investor gefunden, das Unternehmen wird liquidiert. Alle 22 Märkte sperren zu - ab heute, Freitag, sind bereits die Filialen in Salzburg, Liezen, Villach und Kapfenberg geschlossen. Insgesamt verlieren 254 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Das vergangene Woche beantragte Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung ist gescheitert. Am Donnerstag hat Insolvenzverwalter Günther Hödl die Schließung beim Handelsgericht Wien beantragt.

Für den Fortbetrieb wären laut Hödl neun Millionen Euro nötig gewesen. Diese Summe konnte DiTech-Gründer Damian Izdebski nicht auftreiben: Zwar habe Izdebski mit einem österreichischen Investorenkonsortium "viel Geld aufgestellt", aber nicht genug, um eine Sanierung zu finanzieren, so DiTech-Sprecher Mario Gündl. Die Identität der Investoren, mit denen verhandelt wurde, wird nicht preisgegeben. Selbst Hödl weiß nicht, wer hinter dem Konsortium steckte.

Totalabverkauf startet

Der Abverkauf der noch vorhandenen Ware startet ab sofort, die Filialen werden sukzessive geschlossen. "Vor einigen Tagen hatten wir noch 4000 Produkte auf Lager", sagt Gündl. Der Computerhändler kämpfte allerdings bereits seit Sommer 2013 mit Lieferschwierigkeiten aufgrund eines zu knappen Lagerbestandes. Filiale um Filiale wurde eröffnet - im Oktober sogar ein 700 Quadratmeter großer Flagshipstore in der SCS - ohne die langfristige Finanzierung sicherzustellen.

Kunden und Gläubiger werden wohl durch die Finger schauen: Da das Unternehmen praktisch über kein Vermögen verfügt, rechnet der Masseverwalter mit einer "sehr geringen Quote". Der Kreditschutzverband (KSV) 1870 geht von einer "desaströsen" Quote im "untersten einstelligen Prozentbereich" aus. "Selbst ein Totalausfall kann aus heutiger Sicht nicht ausgeschlossen werden." Die Filialen sind angemietet, die Geschäftsausstattung großteils geleast. Der Warenlagerbestand beläuft sich laut Hödl auf 2 bis 2,5 Millionen Euro.

Kunden, die bereits eine Anzahlung geleistet haben oder DiTech-Gutscheine besitzen, können ihre Forderung beim Handelsgericht Wien anmelden. Die Forderungen werden Mitte Mai bei einer Tagsatzung geprüft. Die Anmeldungsgebühr dafür beträgt allerdings 22 Euro, eine Anmeldung zahlt sich daher in vielen Fällen nicht aus. Am 10. März warteten mehr als 2000 Kunden auf bestellte Ware im Wert von rund 1,5 Millionen Euro, wie Izdebski in einem offenen Brief mitteilte, in dem er Fehler zugab.

Für DiTech-Mitarbeiter gibt es heute, Freitag, eine Informationsveranstaltung in der Firmenzentrale in der Wiener Dresdner Straße, bei der Gewerkschaft GPA-djp und der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) Beschäftigte über ihre Ansprüche informiert. Offene Forderungen aus dem Arbeitsverhältnis müssen beim staatlichen Insolvenzentgeltfonds angemeldet werden.

"Nicht alle kommen unter"

Nicht jeder Mitarbeiter werde bei anderen Elektrohändlern unterkommen können, glaubt Manfred Machac, Obmann des Gremiums Elektrohandel Wien: "Qualifiziertes Personal und Verkäufer von Unterhaltungselektronik werden aber immer gesucht." Machac geht außerdem nicht davon aus, dass an allen DiTech-Standorten wieder ein Händler einziehen wird - "nicht jede Filiale ist vom Standort her interessant".

DiTech bot vor allem Computer und Zubehör an und setzte auf Service und Beratung, aber auch auf den Onlineshop. "Der Markt für IT-Händler war schon immer umstritten. Der Wettbewerb in der Branche hat sich verschärft", sagt Machac, Inhaber des Elektrohändlers Europafunk in Wien. Finden Kunden bei einem Anbieter im Internet das gleiche Produkt günstiger, bestellen sie oft dort. Stationäre Händler stehen unter Preisdruck, "die Spannen werden immer geringer", so Machac. Er verweist zudem darauf, dass stationäre Händler Abgaben zahlen müssten, die Onlineshops nicht leisten müssten.

Nach Cosmos und Niedermeyer ist DiTech die nächste Pleite innerhalb weniger Jahre im Elektrohandel. Als österreichische Elektrohändler bleiben unter anderem Hartlauer mit 161 Filialen und der oberösterreichische "Markenelektronik-Diskonter" E-Tec mit 15 Filialen. Neben der deutschen Handelsgruppe Mediamarkt/Saturn gibt es tausende mittelständische Elektrohändler, von denen viele in einer der großen internationalen Kooperationen (Electronic Partner, RedZac - Euronics und Expert) Mitglied sind. Diese übernehmen Einkauf und Werbeaktivitäten. Conrad und Cyberport stammen aus Deutschland.

Die DiTech-Gründer kamen aus Polen nach Österreich und galten als Vorzeigeunternehmer. Sie haben sich mit der Expansion aber übernommen: Das vor 15 Jahren in Wien gegründete Unternehmen wuchs in kurzer Zeit zu schnell, die Mitarbeiterzahl stieg im Vorjahr zwischenzeitlich auf 320 Beschäftigte. Was Damian und Aleksandra Izdebski nun vorhaben, ist nicht bekannt.