Wien/Salzburg/Linz. Die geplante 290 Kilometer lange Tauerngasleitung von Bayern über Oberösterreich, Salzburg und Kärnten nach Italien kommt nicht. Das 1,4 Milliarden Euro teure Vorhaben haben die Eigentümer der Projektgesellschaft am Donnerstag in einer Sitzung in Wien für tot erklärt. Grund ist das EU-Unbundling, das Versorgern solche Pipelines nur eingeschränkt erlaubt - andere Investoren waren aber nicht zu finden.
Die Leitung sollte als Verbindung des mitteleuropäischen Erdgasnetzes und Österreichs mit der Mittelmeerregion und den Erdgasmärkten in Italien und Südosteuropa zur langfristigen Absicherung der europäischen Erdgasversorgung beitragen. Die gesamteuropäische Bedeutung des Projekts war seinerzeit auch durch die Aufnahme in die Transeuropäischen Energienetze durch die EU-Kommission bestätigt worden. Als Transportkapazität waren 1,3 Millionen m3 pro Stunde in beide Richtungen vorgesehen. Der Hauptnutzen der neuen Gasleitung wäre aber vor allem in den Nachbarländern gelegen, hieß es von der E-Control. "Die Inlandsversorgung ist auch ohne diese zusätzlichen Kapazitäten gesichert", betonte Walter Boltz, Vorstand der Strom- und Gasregulierungsbehörde. "Der Gasinfrastrukturstandard ist in Österreich zu 233 Prozent erfüllt", sagte er.
Das Aus für die Gasleitung erklärten die Betreiber mit dem dritten Energiepaket der EU - beziehungsweise der darauf basierenden Novelle des heimischen Gaswirtschaftsgesetzes (GWG) würden seit Ende 2011 eine "strenge Entflechtung" vorsehen. Demnach dürfen vertikal integrierte Gasunternehmen, also Erdgashändler, -versorger, -speicherbetreiber oder -produzenten, "nicht oder nur unter strengen und im Einzelfall zu genehmigenden Auflagen gleichzeitig Gasfernleitungen betreiben", heißt es zur Erläuterung.
Freude bei Bürgerinitiativen
Angesichts dessen haben die Gesellschafter der Tauerngasleitung GmbH monatelang versucht, neue Gesellschafter als Partner zu gewinnen, um die Firmenstruktur gemäß den Vorgaben des GWG zu verändern. Dabei zeigte sich laut Tauerngasleitung GmbH aber, "dass aufgrund der großen regulatorischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten für das Projekt mit einem Investitionsvolumen von 1,4 Milliarden Euro keine Interessenten für einen unmittelbaren Projekteinstieg gefunden werden konnten" - die auch bereit gewesen wären, die hohen Projekt- und Verfahrenskosten mitzutragen. Nun haben die Eigentümer - im Wesentlichen E.ON/Ruhrgas und die Landesversorger aus OÖ, Salzburg, Tirol, Kärnten und via RAG auch von NÖ - die Liquidierung der seit 2008 bestehenden Gesellschaft beschlossen. Angeblich bleiben sie auf 15 bis 16 Millionen Euro Anlaufverlusten sitzen. Das sei für die Anteilseigner aber überschaubar, wurde aus dem Eigentümerkreis erklärt.
Über das "Aus" für die Tauerngasleitung werden sich Anrainergemeinden und Bürgerinitiativen freuen. Vor allem in Salzburg war der Widerstand heftig gewesen. Die alpenquerende Trasse sollte in Nord-Süd-Richtung von Burghausen am Inn in Richtung Arnoldstein/Tarvis verlaufen.