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Umbau im Sporthandel

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Diskontriese rührt bei Eybl & Sports Experts um - zu viel Verkaufsfläche im Sporthandel.


Wien. Während das angeschlagene Familienunternehmen Baumax derzeit ohne Investor an einer Sanierung arbeitet, baut bei Sport Eybl & Sports Experts der neue britische Mehrheitseigentümer Sports Direct kräftig um. Der britische Diskontriese hat im Mai des Vorjahres 51 Prozent der Anteile übernommen, 49 Prozent hält die Gründerfamilie Eybl. Kurz nach dem Deal kamen Diskont-Marken von Lonsdale über Dunlop und Slazenger bis Karrimor ins Sortiment von Sports Experts, 13 Eybl-Filialen wurden im September in die Diskont-Schiene Sports Experts umgewandelt.

Mit Mai ziehen diese Marken auch bei Eybl ein - entgegen dem ursprünglichen Plan, Eybl als Premium-Anbieter zu positionieren. Die Entscheidung vom Eigentümer sei "überraschend" in den vergangenen drei bis vier Wochen gefallen. Damit sollen auch preisbewusstere Kunden angezogen werden, sagt Katharina Brunner, Sprecherin von Sport Eybl & Sports Experts. Die günstigeren Produkte sollen in den Filialen getrennt von den Markenprodukten angeboten werden. An den Kernkompetenzen - laut Brunner Wintersport und Bike - sowie dem Fokus auf Beratung bei Eybl soll sich nichts ändern.

Kommt Aus für die Marken Eybl und Sports Experts?

Neben der Sortimentsumstellung gebe es nach wie vor Überlegungen über einen Markenrelaunch. Die 37 Sports-Experts- und die verbliebenen 16 Eybl-Standorte könnten bald unter Sports Direct auftreten. Auf der Internet-Startseite von Sports Experts prangt bereits der Link zum Webshop von Sports Direct.

Aufgrund der Umstrukturierung haben einige Mitarbeiter, etwa im Einkauf, in den vergangenen Wochen von sich aus gekündigt, so Brunner. 250 Stellen wurden im Vorjahr gestrichen, derzeit beschäftigt das Welser Unternehmen rund 2000 Mitarbeiter. Vor einem Monat hat sich auch Catrin Aschenwald-Eybl aus dem operativen Management zurückgezogen, die als Eigentümervertreterin seit Juli Geschäftsführerin war. Nun führt Mike Weccardt Sport Eybl & Sport Experts als alleiniger General Manager und Vorstand. Vor der Übernahme hat die Gruppe 2011/12 bei 323,8 Millionen Euro Umsatz 20 Millionen Euro Verlust angehäuft. Neben einer zu raschen Expansion wurde ein zu großer Eigenmarken-Fokus für die Schieflage verantwortlich gemacht.

Milder Winter ließSpannen sinken

"Sportartikel sind seit Jahren ein Wachstumsmarkt. Die Umsätze sind nicht so schlecht, aber die Margen sind sehr gering", sagt Ernst Aichinger, Sporthandels-Obmann in der Wirtschaftskammer. Der Trend zu Fitness habe jedoch zu einer "enormen Flächenexpansion" geführt, so Aichinger: "Es gibt in Österreich zu viel Verkaufsfläche im Sporthandel." Für die hohen Fixkosten (Miete, Mitarbeiter und Energie) würden zu geringe Deckungsbeiträge erwirtschaftet: "Der Warendruck ist so groß, dass es pausenlos Aktionen und Rabatte gibt."

Besonders großzügige Rabatte gab es heuer im Winter, weil durch die milden Temperaturen die Lager noch gut gefüllt waren. Bei Skiern gab es ein deutliches Umsatzminus. Trotz des Schneemangels in weiten Teilen Österreichs gab es bei Skischuhen nur minimale Einbußen, und auch Helme verkauften sich gut, sagt Brunner. Die Handelsgruppe konnte Umsatzeinbußen über den Winter im Abverkauf zwar noch "gut aufholen", sagt die Sprecherin: "Aber die Spanne leidet darunter." Die Umsatzrentabilität in der Branche lag laut KMU Forschung Austria 2011/12 bei 2,4 Prozent der Betriebsleistung.

"Die Händler müssen im Einkauf sparen und ihre Werbung effizienter gestalten", sagt Aichinger. Getrennte Wege geht die Eybl & Sports Experts Gruppe mit Intersport, einem langjährigen Kooperationspartner. Die Intersport-Lizenz lief mit 31. August 2013 aus, im September wurde Intersport von der bisherigen Schwesterorganisation als neue 100-Prozent-Tochter übernommen. Die bisherigen Genossenschafter wurden stille Gesellschafter. Seit dem Vorjahr arbeiten auch der zum Grazer Unternehmen Kastner & Öhler gehörende Händler Gigasport und die Einkaufsorganisation Sport 2000 im Einkauf zusammen. Die zur Salzburger Spar-Gruppe zählende Kette Hervis ging eine Einkaufsgemeinschaft mit der französischen Go Sport Groupe und dem spanischen Sporthändler Forum Sport ein. Der Umsatz der 179 Hervis-Standorte in sieben Ländern, davon 82 im Inland, sank um 3,4 Prozent auf 424 Millionen Euro. In Österreich betrug das Minus mit 82 Filialen zwei Prozent. Der Rückgang ist laut Hervis auf Standortbereinigungen, den außergewöhnlich milden Winter sowie verstärkten Druck durch das Online-Geschäft zurückzuführen.

Mit ihren eigenen Webshops hinken heimische Sporthändler der Konkurrenz hinterher, oft ist nur ein eingeschränktes Sortiment erhältlich. Bei Eybl hat der Onlineshop einen einstelligen Anteil am Gesamtumsatz. Branchenfremde von Tchibo über H&M bis Forstinger knabbern am Sporthandels-Umsatz: Während der Sportartikel-Fachhandel im Vorjahr unverändert 1,85 Milliarden Euro umsetzte, stieg der gesamte Umsatz mit Sportartikeln um ein Prozent auf 2,6 Milliarden.