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"Schleichende Deindustrialisierung"

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
800 Fahrzeuge liefert Rosenbauer nach Saudi-Arabien.
© Rosenbauer

Feuerwehrausstatter Rosenbauer nimmt neues Werk in Leonding in Betrieb - Sorgen um Standort Österreich.


Wien. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die mit Abwanderung drohen oder künftig vor allem im Ausland investieren wollen, weitet der Feuerwehrausstatter Rosenbauer seinen Standort in Oberösterreich aus: Im April wurde das zweite Werk am Hauptsitz in Leonding in Betrieb genommen, in dem große Stückzahlen vom Flughafenlöschfahrzeug Panther und vom Kommunallöschfahrzeug AT gefertigt werden. Im Vorjahr wurde das Werk in Neidling bei St. Pölten erweitert, wo Kleinfahrzeuge gebaut werden.

Für Österreich spreche die hohe Qualifikation von Facharbeitern und Akademikern, sagt Rosenbauer-Vorstandsvorsitzender Dieter Siegel in der Bilanzpressekonferenz. Dennoch sorgt er sich um den Industriestandort Österreich: "Wenn Unternehmen der Stahl- und Papierindustrie ihre nächste Investition nicht in Österreich tätigen, sind das Anzeichen einer schleichenden Deindustrialisierung", sagt Siegel, der aufgrund steigender Lohnkosten auf eine Verschlechterung der Position Österreichs im Vergleich zu anderen Hochlohnländern wie Deutschland verweist.

Die geplante Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden begrüßt Siegel: Damit könnten kurzfristige Auftragsspitzen besser abgedeckt werden. Um auf Schwankungen reagieren zu können, beschäftigt der börsenotierte Feuerwehrausstatter rund 250 Leiharbeiter zusätzlich zu den 2650 Beschäftigten des Stammpersonals. "Leiharbeiter sind das Hauptreservoir für Rekrutierung", sagt Siegel.

Saudi-Arabien istgrößter Absatzmarkt

Aufgestockt wird die Belegschaft mit derzeit 70 Mitarbeitern auch in Saudi-Arabien, wo Rosenbauer im Vorjahr eine Tochtergesellschaft gegründet hat. Das Land war mit 900 ausgelieferten Fahrzeugen und 186 Millionen Euro Umsatz im Vorjahr der größte Absatzmarkt von Rosenbauer. Am Mittwoch wurde der zweitgrößte Auftrag der Firmengeschichte bekanntgegeben: Bis Mitte 2016 liefert Rosenbauer 800 Einsatzfahrzeuge und Ausrüstung für Feuerwehren nach Saudi-Arabien im Wert von 150 Millionen Euro. Als größte Absatzmärkte folgen Deutschland, USA und Österreich.

Der gesamte Rosenbauer-Umsatz stieg im Vorjahr vor allem durch den Export um 14 Prozent auf den Rekord von 738 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) kletterte um zehn Prozent auf 42,3 Millionen Euro. Der Dividendenvorschlag bleibt konstant bei 1,20 Euro je Aktie. Wachstumspotenzial sieht Siegel in Frankreich und Großbritannien: "Dort wollen wir stärker Fuß fassen."