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Ja-Sagen lässt die Kassen klingeln

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Österreich ist als Hochzeitsdestination bei ausländischen Paaren beliebt - das Budget liegt bei bis zu 70.000 Euro.


Wien. Im Mai ist Hochsaison für Hochzeiten - auch ausländische Brautpaare kommen gerne nach Österreich, um sich trauen zu lassen. Vor allem bei Deutschen, Briten, Russen, Amerikanern und Asiaten ist die Alpenrepublik als Hochzeitsdestination beliebt - und Unternehmen können damit kräftig Geld verdienen. Die meisten Paare reisen mit Brautkleid, Anzug und Ringen an, der Rest wird vor Ort gekauft.

Während sich österreichische Brautpaare ihre Hochzeit durchschnittlich rund 10.000 bis 20.000 Euro kosten lassen, geben ausländische Gäste für Großhochzeiten 50.000 bis 70.000 Euro aus, sagt Wedding Planner Doris Wallner, die in Salzburg mit ihrem Unternehmen Mehrzeit-Hochzeit-Freizeit tätig ist. Als Ort für Trauung und Feier werden meist historische Bauwerke gewählt, was das Budget steigen lässt. Außerdem gehen die Hochzeiten über mehrere Tage - von einem Get-together am Vortag der Trauung bis zum Brunch zum Ausklang am Folgetag.

Japaner heiraten auchgerne in Tracht

Wedding Planner und spezialisierte Reisebüros organisieren die Feierlichkeiten nach den Wünschen des Brautpaares: ob eine Hochzeit wie zu Kaisers Zeiten im Schloss Schönbrunn oder im Jugendstilwaggon des Riesenrades mit Kutschenfahrt, zünftig in Tracht auf einer Alm in Filzmoos oder in Salzburg an Original-Drehplätzen des Musicalfilms "Sound of Music". Während manche Paare nur zu zweit anreisen, feierte ein indisches Brautpaar mit rund 500 Personen mehrere Tage lang im Schloss Fuschl in Salzburg, erzählt Wallner, die gemeinsam mit Angela Lindner, Chefin von Wedding Angel, unter der Marke "die Brücke ins Glück" Österreich als Hochzeitsdestination vermarktet.

"Japanische Brautpaare kommen nach Österreich über die Werbung in diversen Hochzeitsmagazinen, die meisten anderen ausländischen Brautpaare kennen Österreich von einem früheren Urlaub oder haben hier Verwandtschaft, oder ,flüchten‘ vor dem ,ungemütlichen‘ Wetter der Britischen Inseln", sagt Ingrid Eibl vom Reisebüro Panorama Tours in Salzburg, die seit 20 Jahren Hochzeiten für ausländische Brautpaare organisiert. Asiaten verbinden Österreich vor allem mit Mozart und Strauß, sagt Lindner: "Sie möchten in die österreichische Kultur eintauchen und heiraten gern in Tracht. Russen bevorzugen ein repräsentatives Palais in Wien oder ein Schloss, viele sehen die Location als Statussymbol." Organisiert wird dabei nicht nur die Trauung selbst und die Übersetzung der Dokumente, sondern auch Probeessen, Blumenschmuck, Hochzeitstorte und Musik sowie Brunch und Sightseeing am Tag nach der Trauung. Für Hochzeitsgesellschaften wurde bereits eine Walzerstunde vor dem Johann-Strauß-Denkmal im Wiener Stadtpark, ein Boot-Wettrennen auf der Alten Donau, eine Kutschenfahrt über den Wiener Ring oder Apfelstrudelbacken in der Hofbackstube im Schloss Schönbrunn veranstaltet, sagt Lindner.

"Unechte" Hochzeitenfürs Fotoalbum

Das laut eigenen Angaben größte Trauungsstandesamt in Österreich ist jenes in der Stadt Salzburg. Von den 1162 Eheschließungen im Vorjahr stammten bei rund einem Fünftel beide Ehepartner aus dem Ausland, sagt Stefan Fuchs, Leiter des Salzburger Standesamtes. Dazu kommen jährlich rund 50 symbolische, nicht rechtsgültige Trauungen, die im Marmorsaal im Schloss Mirabell in Salzburg stattfinden und nicht in der Statistik aufscheinen. Besonders Japaner, die bereits verheiratet sind, mögen diese nachgestellten Hochzeiten fürs Fotoalbum. "Japaner und Amerikaner machen auch gerne im Zuge einer Europareise zwei bis vier Tage für eine Trauungszeremonie Halt in Österreich", sagt Edmund Knorr, der in Salzburg eine Hochzeitsagentur betreibt.

Hochzeitstourismus sei ein mögliches Zugpferd im internationalen Tourismus, heißt es bei den Wedding Plannern. Sie sehen das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft: "Der Hochzeitstourismus in Österreich steht erst am Beginn. Wir haben vielfältige Angebote: Seen, Berge, Städte mit Kultur und Architektur aus allen Epochen", sagt Lindner.

Nach einem Boom vor einigen Jahren ist die Anzahl an japanischen Brautpaaren, die in Österreich heiraten, nun im Sinken, berichten sowohl Eibl als auch Knorr. "Früher hatten wir mehr als 100 Brautpaare allein aus Japan, momentan organisieren wir 30 Hochzeiten pro Jahr", so Eibl. Sie führt den Rückgang darauf zurück, dass in Japan weniger Werbung fürs Heiraten in Österreich gemacht werde, andererseits würden Japaner zunehmend auch ohne Trauschein zusammenleben. Zudem stehe Österreich immer stärker in Konkurrenz mit Hochzeitsdestinationen in Osteuropa.

Die Wedding Planner kümmern sich nicht nur um ausländische Heiratswillige, sondern organisieren auch Hochzeiten von Österreichern in Italien, auf griechischen Inseln, in Spanien oder Schottland. Wenn Geschiedene ein zweites Mal heiraten, sind laut Lindner auch Destinationen wie Las Vegas, New York und Malediven beliebt - mit den Flitterwochen gleich im Anschluss.