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Kein Leibl

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Eybl und Sports Experts werden auf Sports Direct umgestellt, bekannt für vollgeräumte Läden und Billig-Ware.


Wels. Was sich bereits mit dem Aus der Online-Shops angekündigt hat, wird Realität: Der britische Diskontriese Sports Direct brandet die übernommenen Filialen um, die beiden Marken Eybl und Sports Experts verschwinden vom Markt. In einer ersten Welle werden sieben Filialen von Sports Experts und ein Eybl-Standort auf das Sports-Direct-Design umgestellt. "Mit dem Rückzug der Gründerfamilie wird auch der Name Eybl in naher Zukunft als Branding von den Filialen verschwinden", sagt Sport-Eybl-Geschäftsführer Mike Weccardt: "Sicherlich wird im Sortiment noch der eine oder andere traditionsreiche Aspekt bestehen bleiben, aber dieses Unternehmen wird sich von Grund auf erneuern."

Billig-Ware statt Beratung

Das Sagen hat nun das Headquarter in England: Mitarbeiter der Zentrale in Wels wurden am Donnerstag vom Aus der beiden Marken informiert, von der Komplettübernahme durch die Briten Anfang April hatten sie aus den Medien erfahren. Das Konzept von Sports Direct setzt auf günstige Preise statt auf Beratung, wodurch weniger Personal benötigt wird. Unter den rund 1900 Beschäftigten herrscht aufgrund der so kurzfristig getroffenen und kommunizierten Entscheidungen Unsicherheit. Einige Mitarbeiter haben in den vergangenen Wochen bereits von sich aus gekündigt.

Weitere Entscheidungen aus England zu Standorten, Mitarbeitern und Sortiment liegen nicht vor, sagt Weccardt. "Die neue Eigentümerstruktur bringt naturgemäß eine integralere Anbindung an die Unternehmenszentrale in Shirebrook (England) auch im operativen Management und im Kommunikationsbereich mit sich." Das bedeute, dass "ein langes Kapitel der Unternehmensgeschichte endet - und ein völlig neues, noch unbekanntes beginnt". Gutscheine sind in den noch nicht umgestellten Filialen gültig, heißt es auf Nachfrage vom Unternehmen.

Der Diskontriese, der über rund 660 Läden in 19 europäischen Ländern verfügt, davon 400 in Großbritannien, hat die günstige Gelegenheit ergriffen und sich den - finanziell angeschlagenen - Marktführer im heimischen Sporthandel geschnappt. Damit verfügen die Briten mit einem Schlag über ein Filialnetz von derzeit 53 Standorten (davon drei in Deutschland). Abzuwarten bleibt, wie Sports Direct mit den nah beieinander liegenden Standorten von Eybl und Sports Experts, etwa in St. Pölten oder Wiener Neustadt, verfährt und wie die zehn mehrstöckigen Eybl-Megastores ins Diskont-Konzept passen.

Aggressive Expansion

Mit dem Erscheinungsbild der Läden hebt sich Sports Direct von den übrigen Sporthändlern in Österreich ab: Die Regale sind bis oben hin vollgeräumt und auf den Produkten hängen überdimensionierte Preisschilder, bei denen teilweise der Wert in Pfund mit dem neuen Euro-Preis überklebt wurde. Der britische Diskontriese verkauft vor allem Textilien und Schuhe und setzt dabei auf margenstarke Eigenmarken wie Dunlop, Lonsdale, Karrimor, Slazenger, No Fear oder USA Pro.

Die Konkurrenz - von Hervis über Intersport und Sport 2000 bis Gigasport - muss sich rüsten, um gegen den Diskontgiganten zu bestehen. Die Expansion der 1982 gegründeten Handelskette verlief - auch unterstützt durch diverse Übernahmen - rasch und kostete so manchem Sportgeschäft die Existenz. Der Managementstil des medienscheuen Gründers Mike Ashley, dem auch der Fußballclub Newcastle United gehört, ist umstritten. "Er ist ein brillanter Taktiker", beschreibt ihn ein britischer Banker gegenüber Reuters. "Denken Sie an eine Schachpartie . . . Seine Eröffnungszüge sind brillant, und die Zuschauer brauchen sehr lange, um zu verstehen, was er gemacht hat."