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Rückkehr zur Kurzarbeit

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Beim Bau einer 952 Meter langen Schrägseilbrücke in Marokko sind Doka-Schalungen im Einsatz - Geschäft mit Sonderanfertigungen läuft allerdings schlechter als jenes mit Mietelementen.
© Doka

Umdasch schickt 800 bis 1000 Doka-Mitarbeiter in Amstetten ab Juli in Kurzarbeit - zum zweiten Mal nach 2009.


Amstetten. Bei Auftragsspitzen mehr arbeiten und bei Flaute mehr Freizeit - das sah ein Modell zur Arbeitszeitflexibilisierung von Umdasch vor. Mit dem Vorschlag ist die Konzernleitung allerdings bei den Beschäftigten abgeblitzt. Nun müssen ab Juli 800 bis 1000 Mitarbeiter des zu Umdasch gehörenden Schalungsunternehmens Doka für ein halbes Jahr in Kurzarbeit gehen, kündigte Umdasch-Chef Andreas Ludwig am Donnerstag vor Journalisten in Wien an. Die Arbeiter in der Produktion sowie Angestellte in produktionsnahen Bereichen in der Zentrale in Amstetten (Niederösterreich) wurden am Donnerstag in einer Betriebsversammlung informiert, sagt Umdasch-Sprecherin Evi Roseneder.

"Kündigungen sindkein Thema"

"Kündigungen sind kein Thema", betont Roseneder. Sonst könne man eine innerhalb weniger Wochen anziehende Nachfrage mit der bestehenden Belegschaft nicht mehr bewältigen. Mit der Kurzarbeit reagiert Doka auf Auftragsschwankungen, die Produktion ist derzeit nicht ausgelastet und die Lager sind voll. Der Grund: Die Vermietung, bei der die Schalungselemente nach Fertigstellung des Bauwerks wieder ins Doka-Lager zurückkommen, läuft besser als die Produktion von neuen Elementen und Sonderanfertigungen. Ursprünglich hat Doka die Schwankungen als Krisenphänomen angesehen - ab März 2009 waren 1000 Beschäftigte in Kurzarbeit. "Der volatile Markt mit Auftragsspitzen und Flauten begleitet uns nun seit ein paar Jahren", sagt Roseneder. Parallel zum Bau sei bei Doka die Nachfrage im Winter schwächer und ziehe im Frühling an.

Im Vorjahr ging die Mitarbeiterzahl leicht auf 7411 zurück, davon arbeiteten 2772 in Österreich. Einige Beschäftigte wurden 2013 mit Wiedereinstellungszusage gekündigt. Insgesamt verloren 70 Mitarbeiter ihre Stelle. Leiharbeiter - zu Spitzenzeiten waren es 300 - werden keine mehr bei Umdasch beschäftigt. Zudem produziert man vorher zugekaufte Produkte nun verstärkt selbst. "Alle Mittel sind ausgeschöpft", erklärt Roseneder die Entscheidung für Kurzarbeit für rund die Hälfte der Belegschaft im Amstetten, die zu Wochenbeginn getroffen wurde.

Ein Modell, bei denen in schwachen Monaten weniger gearbeitet wird und in starken Monaten ein Sechs-Tage-Schichtdienst gefahren wird, wurde im Vorjahr von der Belegschaft abgelehnt. 76 Prozent haben gegen das Modell gestimmt, das volle Überstunden- und Wochenzuschläge vorgesehen hätte. Wenn die Nachfrage wieder anzieht, werde man noch einmal ein Arbeitszeitflexibilisierungs-Modell andenken, kündigt Roseneder an.

Ab Juli werden die Betroffenen voraussichtlich eine Vier-Tage-Woche haben, teilweise auch eine Drei-Tage-Woche. Die Details werden noch mit dem AMS vereinbart, dem die Kurzarbeit sechs Wochen vorher gemeldet werden muss. Die Gewerkschaft muss die Regelung unterschreiben, betonte GPA-djp-Vizechef Karl Proyer. Er zeigte sich nach der Ankündigung von Ludwig irritiert, weil die Gewerkschaft zuvor nicht informiert worden war: "Wenn jemand öffentliche Gelder will - Kurzarbeit ist vom AMS finanziert -, wäre er gut beraten, wenn er vorher mit uns spricht", so Proyer. Laut Roseneder war das ein "Kommunikationsproblem".

Während Umdasch mit Schalungen von Bauprojekten mehr umsetzte, schrieb die Ladenbau-Division Umdasch Shopfitting unterm Strich Verluste. Vor allem Modeketten geben derzeit kaum Geld für neue Shopgestaltung aus. Der Gruppen-Umsatz stieg um 3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, der Gewinn sank aufgrund von Wechselkursschwankungen von 40,2 auf 23,2 Millionen Euro.

Derzeit in ganz Österreich nur rund 1200 Kurzarbeiter

Kurzarbeit ist derzeit ein Randphänomen: In ganz Österreich waren Anfang Mai laut AMS-Statistik 1192 Mitarbeiter in 14 Betrieben betroffen, die meisten davon in Wien. Zum Vergleich: Im April 2009 waren 57.000 Personen in Kurzarbeit. Kurzarbeit gibt es aktuell bei Warenherstellern, am Bau, im Gesundheits- und Sozialwesen und bei freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern.