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FACC startet Börsengang

Von Karl Leban

Wirtschaft

Flugzeugzulieferer will sich für weitere Expansion 150 Millionen Euro holen.


Wien. Börsengänge in Österreich waren in den Jahren nach der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise mehr als dünn gesät. Lediglich der Alukonzern Amag, die Staatsdruckerei und jüngst die Immobilienfirma Buwog wagten sich auf das Wiener Parkett. Zwei weitere Börsengänge (Isovoltaic und Constantia Flexibles) fielen ins Wasser, weil sie auf zu geringes Anlegerinteresse gestoßen waren. Doch nun könnte es für die Wiener Börse nach langem Darben einen Eisbrecher geben. Denn heute, Mittwoch, startet der in Ried im Innkreis ansässige Flugzeugzulieferer FACC seinen Börsengang.

Die Details dazu gibt das oberösterreichische Unternehmen, das 1989 als Joint-Venture des Skiproduzenten Fischer und der Salinen AG gegründet und vor mehr als vier Jahren an den chinesischen Flugzeugbauer Avic verkauft wurde, im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien bekannt. Vor allem wie viele Aktien in welcher Preisspanne zum Kauf angeboten werden, bis wann die Zeichnungsfrist läuft und wann der erste Handelstag sein soll.

Der Börsengang ist jedenfalls eine Kombination aus einer Kapitalerhöhung, die FACC frisches Geld für die weitere Expansion bringen soll, und dem Verkauf von Altaktien des chinesischen Alleineigentümers, der sich auf bis zu 51 Prozent zurückziehen will. Nach bisheriger Schätzung von FACC-Chef Walter Stephan könnte die Transaktion ein Volumen von zirka 300 Millionen Euro erreichen. Wobei für die Kapitalerhöhung - da werden neue Aktien emittiert - ein Erlös von rund 150 Millionen Euro angepeilt wird.

Auf Bankenseite betreuen Morgan Stanley, JP Morgan, UBS und Erste Group den Börsengang. Beobachter gehen davon aus, dass er gelingt, sich also genügend Investoren für das Aktienangebot finden. Einen kleinen Testlauf dafür hat FACC - das Kürzel steht für Fischer Advanced Composite Components - im Vorjahr mit der Platzierung einer 90 Millionen Euro schweren Anleihe bestanden.

Prominente Kunden

Als Luftfahrttechnik-Spezialist ist FACC vor allem in der Kunststoffverarbeitung tätig. Entwickelt und produziert werden Passagierkabinen und Strukturbauteile für Verkehrsflugzeuge, Business Jets und Hubschrauber. Das Unternehmen beschäftigt knapp 3000 Mitarbeiter, davon mehr als 2600 in Österreich. Seine beiden mit Abstand größten Kunden sind Airbus und Boeing. Daneben beliefert FACC Flugzeugbauer wie zum Beispiel Suchoj, Embraer und Bombardier, aber auch den Triebwerkshersteller Rolls-Royce.

Mit dem Geld aus der Kapitalerhöhung wollen die Oberösterreicher das weitere Wachsen der Firma finanzieren. Dabei stehen kleinere Zukäufe auf der Agenda, außerdem soll ein Teil des Geldes in Forschung und Entwicklung fließen, um über Innovationen neue Aufträge zu generieren.

Luftfahrtindustrie boomt

Weil vor allem asiatische Airlines, die stark expandieren (etwa Emirates, Etihad oder Qatar), immer mehr Flugzeuge bestellen, boomt auch das Geschäft bei FACC. Im abgelaufenen Finanzjahr 2013/14 (per Ende Februar) legte der Umsatz um gut ein Viertel auf 546,5 Millionen Euro zu. Der Nettogewinn stieg sogar um 37 Prozent auf 28,9 Millionen Euro.

Für 2014/15 rechnet das Management nach bisherigen Aussagen mit einem Umsatz- und Gewinnwachstum in einstelliger Prozenthöhe. Aktuell hat FACC Aufträge im Wert von insgesamt vier Milliarden Euro in den Büchern, laut eigenen Angaben entspricht das dem 5,5-Fachen des Produktionsvolumens 2013/14.

Seit mit Avic ein strategischer Partner an Bord ist, floriert das Geschäft. Vor dem Eigentümerwechsel (2009) hatte FACC hingegen jahrelang große Probleme - Verluste waren an der Tagesordnung. Vor dem Verkauf gehörte die Firma einer Gruppe um Hannes Androsch (über die Salinen und eine Treuhandkonstruktion). Fischer Ski war da kurz zuvor bereits ausgestiegen.