Noch mehr Arbeitslose
Trotz eines weiteren Anstiegs der Zahl unselbstständig Tätiger klettert die Arbeitslosigkeit noch einmal weiter, denn das Arbeitskräfteangebot nimmt mit 50.000 Menschen jährlich um zwei Drittel stärker zu als die Beschäftigung. "Der Aufschwung ist nicht stark genug, um die Arbeitslosigkeit zu senken", meinte Aiginger. Und Keuschnigg: "Die Erholung kommt am Arbeitsmarkt nur mit Verzögerung an."
Das Wifo sieht die Arbeitslosenrate nach nationaler Rechnung 2014/15 bei 8,1 bzw. 8,3 Prozent, nach 7,6 Prozent 2013. Das IHS geht für heuer von einem Anstieg auf 8,2 Prozent und für 2015 von einem leichten Rückgang auf 8,1 Prozent aus. Damit habe Österreich weiter die niedrigste Rate EU-weit, sie liege aber über Vorkrisen-Niveau.
Fünftes Jahr ohne Reallohnplus
Das fünfte Jahr in Folge wird es 2014 in Österreich keinen realen Lohnanstieg geben, netto nach Steuern und Inflation stehe voraussichtlich ein Minus von 0,3 Prozent, so Aiginger. In den fünf Jahren zusammen betrage der Verlust schon 5 Prozent, 2015 könnte bei den Reallöhnen pro Kopf ein kleines Plus von 0,1 Prozent stehen.
Seit dem Jahr 2000 seien die Einkommen pro Beschäftigtem in Österreich nominell um 31 Prozent geklettert, real aber um 2 Prozent geschrumpft, rechnete der Wifo-Chef vor. Ohne Steuerprogression und mit einer so niedrigen Inflation wie in Deutschland "hätten wir in den letzten Jahren in Österreich im Schnitt einen realen Lohnanstieg von einem Prozent gehabt", sagte er.
Weniger Teuerung - "große" Steuerreform erstrebenswert
Die Teuerung sehen beide Institute heuer zurückgehen - nach 2,0 Prozent Inflationsrate im Vorjahr sollten es 1,8 Prozent werden bzw. 2015 dann 1,8 (Wifo) oder 1,9 (IHS) Prozent. "Schuld" daran, dass die heimische HVPI-Rate zur Zeit mit 1,5 Prozent um ein Prozent über der deutschen liegt (0,6 Prozent - im Euroraum sind es 0,5 Prozent), ist laut Keuschnigg weniger Österreich: "Ich würde das Problem eher in Deutschland sehen. Denn dort ist die Rate außerordentlich oder sogar problematisch niedrig."
Aiginger und Keuschnigg plädieren für eine möglichst "große" Steuerreform. Der Wifo-Chef veranschlagt dafür mindestens 7 Milliarden Euro, sein IHS-Kollege hält längerfristig sogar 12 Milliarden Euro für erstrebenswert. Bei der Entlastung sollten auch die Sozialbeiträge mit einbezogen werden, "denn sonst bekommt das unterste Einkommensdrittel durch die Reform nichts", so Aiginger. Außer einer ersten kleinen Entlastung heuer um 100 bis 200 Millionen Euro sollte die Regierung auch die "Ansage" machen, dass künftig jedes Jahr der "Steuerkeil" zurückgehen werde.