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Die unterschätzte Branche

Von Gregor Kucera

Wirtschaft

Computerspiel-Entwickler kämpfen in Österreich um Anerkennung - nun zeichnet sich eine Trendwende ab.


Wien. Dass alle Menschen gerne spielen, ist bekannt. Egal, ob Brettspiele, am Computer oder auch am Handy. Dennoch kämpft die Spielebranche seit Jahrzehnten um Anerkennung - zumindest in Österreich.

"Wenn man heute auf ein modernes Smartphone schaut, so sind nicht weniger als drei Viertel der heruntergeladenen Apps Spiele", so Eugen Knippel, Senior Marketing Manager bei Ubisoft. Der französische Spielepublisher ist der letzte der großen Anbieter, der in Österreich noch eine eigene Niederlassung betreibt. Während die Hardwareriesen Microsoft und Sony, mit ihrer Xbox beziehungsweise Playstation, und seit kurzem auch Nintendo mit seiner Wii wieder eine österreichische Dependance unterhält, ist Knippel allein auf weiter Flur. "Es ist schon schade, dass kein anderer Publisher in Österreich vertreten ist. Natürlich sind wir im Wettbewerb, aber es wäre auch einfacher seine Anliegen und Forderungen als Branche mit einem anderen großen Mitstreiter durchzusetzen und zu artikulieren."

Einstieg über Handy-Spiele

Schon vor einigen Jahren verließ mit Electronic Arts der letzte Mitstreiter Österreich. Zu klein sei der Markt, sowohl was die Spieler, aber auch was die Handelspartner betrifft, einfacher sei es von Deutschland aus einfach mitzubetreuen. Die Argumente kennt man seit geraumer Zeit. Am Ende steht stets die Frage der Kosten und lohnt der Aufwand, wenn ein Betreuer aus Deutschland oder der Schweiz den heimischen Markt nicht auch mitmachen kann? "Ich denke nicht, dass dies Sinn macht", so Knippel. "Der österreichische Markt und die heimischen Spieler verdienen eine eigene Niederlassung." Die Betreuung vor Ort sei wesentlich, allen Unkenrufen zum Trotz. Spannend wird es, wenn man sich die Bedeutung der Computerspiele in anderen Ländern ansieht. Ubisoft, ein französischer Konzern, kann sich staatlicher Unterstützung im Heimatland gewiss sein. Immerhin halten auch französische Spiele das Kulturgut der "Grande Nation" hoch. Die Entwicklung der Spiele selbst findet aber nicht nur in Frankreich statt. England, aber vor allem Kanada haben sich als wichtige Standorte für das Unternehmen etabliert. Und Österreich? So richtig haben sich Computerspiele und deren Entwicklung in Österreich noch immer nicht etablieren können.

Aber es zeichnet sich eine Trendwende ab. "In Österreich gibt es viele kleine Studios, mit denen wir auch immer öfter zusammenarbeiten", sagt Knippel. "Für die einfachen Spiele am Handy sind keine großen Entwicklerstudios notwendig und somit ist auch der Einstieg für neue Unternehmen einfacher. Ein sehr erfolgreiches Beispiel ist dabei etwa "Blek". Das Handyspiel wurde von den Wiener Programmierer-Brüdern Denis und Davor Mikan erdacht und unter dem Label "kunabi brother" veröffentlicht. Nachdem es mit dem Content Award Vienna (bei dem die "Wiener Zeitung" Partner war und auch heuer wieder ist) als "Das beste Spiel 2013" ausgezeichnet wurde, ging der Höhenflug erst los. Das Spiel wurde millionenfach heruntergeladen und erhielt zahlreiche weitere Auszeichnungen.

Hochschulkurse für Entwickler

"Auch mit der GameCity im Rathaus hat Wien eine unglaublich erfolgreiche Computerspielveranstaltung zu bieten, die wahrlich einzigartig ist", meint Knippel. Die heimischen Spieler, auf Konsolen und am PC, männlich zwischen 18 und 35 - am Handy durchaus jünger und öfter weiblich - sind lange noch nicht gesättigt und bringen den großen Firmen durchaus gute Umsätze.

An verschiedenen Hochschulen gibt es mittlerweile Kurse für Spiel- oder zumindest App-Entwicklung, was immerhin die Hoffnung nährt, das sich in Österreich eine kleine, aber feine Gemeinschaft kreativer Köpfe findet, die sich mit der Entwicklung von Computerspielen beschäftigt. Denn eines steht fest, mittlerweile hat die Branche die großen Vorbilder früherer Zeiten, die Musik- und Filmindustrie locker ein- wenn nicht sogar überholt. Spiele werden aufwändiger produziert als so mancher Hollywood-Film und beschäftigen viele Mitarbeiter. Man könnte also durchaus sagen, dass sich Österreich und die Spielebranche langfristig wunderbar ergänzen würden. Es bleibt abzuwarten, ob die technologischen Entwicklungen und die Initiativen bald auch weitere sichtbare Erfolge bringen werden.