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Selbständig als Putzfrau

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Saubermachen ist nicht jedermanns Sache - Hausarbeit wird gerne ausgelagert.
© Helpling

Als "Helpling" mit Gewerbeschein von der Schwarzarbeit in die Legalität.


Wien. Der Stadtplan von Wien ist für Marija N. ein unverzichtbarer Begleiter. Mit seiner Hilfe macht die Kroatin Tag für Tag ihre Einsatzorte ausfindig. Marija arbeitet als Putzfrau. Allerdings ist sie nicht eine der geschätzt 300.000 bis 400.000 (fast ausschließlich) Frauen, die in Österreich als Reinigungskräfte pfuschen, sondern ganz legal unterwegs. Ihren richtigen Namen will sie trotzdem nicht in der Zeitung lesen, denn früher hat sie "schwarz" geputzt.

Darüber redet sie nicht gern. "Ich habe keine angenehmen Erfahrungen gemacht", sagt die ehemalige Kellnerin. Als sie in der Gratiszeitung "Heute" auf ein Inserat der deutschen Online-Putzhilfevermittlung Helpling stieß, die ihr Angebot auch auf Österreich ausweitete, zögerte sie nicht lange. Sie stellte sich dem Helpling-Team vor, demonstrierte, dass sie etwas vom Putzen versteht, besorgte sich - wie gefordert - einen Gewerbeschein und ein polizeiliches Führungszeugnis.

Flexibilität und Sicherheit

Seit dem Start der Plattform in Österreich im Juni ist Marija mit dabei. Sie schätzt ihren neuen "alten" Job sehr, denn: "Ich kann flexibel arbeiten, und ich bin versichert." Sie entscheidet selbst, wann und wo sie putzt und muss sich auch nicht mehr selber um Aufträge kümmern, indem sie etwa Kleinanzeigen durchforstet. Potenzielle Aufträge bekommt sie per E-Mail von Helpling. Ob sie annimmt oder nicht, bleibt ihr selbst überlassen. Mittlerweile hat sie auch schon Stammkunden, die sie regelmäßig buchen. Im Schnitt verrichtet sie zwei Aufträge pro Tag.

Über 1000 Wohnungen wurden über die Helpling-Plattform bereits gereinigt, sagt Nikolai Vitzthum, der von der Helpling-Zentrale in Berlin nach Wien entsandt wurde, um dort das operative Geschäft zu leiten. Menschen, die eine legale Putzhilfe wollen, können ab 13,90 Euro die Stunde aus einem Pool von Reinigungskräften auswählen, deren Anzahl sich mittlerweile im dreistelligen Bereich bewegt. Es gibt auch schon Konkurrenz, etwa die Plattform Clean Agents.

Die Helplinge, die Deutsch oder zumindest gut Englisch sprechen, kommen ab zwei Stunden ins Haus oder in die Wohnung. Gebucht werden nach Angaben von Vitzthum durchschnittlich dreieinhalb Stunden. Die Bezahlung wird bargeldlos über die Plattform abgewickelt. Die Helplinge bekommen ihr Geld alle 14 Tage auf ihr Konto überwiesen. Das ist Marija nur recht, denn früher hat sie "ziemlich oft" kein Geld gesehen: "Die Kunden haben einfach behauptet, dass ich nicht zufriedenstellend geputzt habe und mir nichts gezahlt. Und ich konnte nichts dagegen machen."

Dazu kamen fallweise eigenartige Vorstellungen von männlichen Kunden über ihre Arbeitsleistung, nach dem Motto: "Machen Sie auch Massagen?" Bei Leuten, die bei Helpling buchen - diese müssen sich mit Namen, Adresse und Telefonnummer registrieren -, habe sie ein gutes Gefühl, so die Kroatin.

"Mir ist es das wert"

Laut Vitzthum greifen am häufigsten Studenten-WGs, ältere Leute und Familien mit Kindern auf die Dienste der Plattform zurück. Zufriedene Kunden haben auch die Möglichkeit, "ihrem" Helpling ein Trinkgeld zu geben.

Vom Stundensatz, den die Kunden berappen, bleiben den österreichischen Helplingen nach Abzug der Vermittlungsprovision zwischen 11 und knapp 12 Euro pro Stunde, je nach Buchungsfrequenz des Kunden. Das ist nicht gerade üppig, denn davon sind noch Sozialversicherungsbeiträge und Steuern zu entrichten. "Mir ist es das wert", sagt Marija. Früher habe sie oft für 6 Euro die Stunde geputzt und sei herablassend behandelt worden. Jetzt putze sie bei "netten Leuten", die ihr das Gefühl geben, dass sie ihre Leistung schätzen. Ihre erste Steuererklärung, die 2015 fällig ist, wird sie hinkriegen, ist Marija überzeugt. Vitzthum versichert, dass man die Helplinge auch in diesem Punkt nicht im Regen stehen lassen wird: "Wir machen unsere Partner stets darauf aufmerksam, wo sie sich informieren können und Hilfe erhalten."