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Ein Baumeister, der sein Wissen bis zuletzt weitergab

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Der langjährige Porr-Chef und ÖBB-Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker ist im 76. Lebensjahr gestorben.


Wien. "Ein Generaldirektor ist ein ganz normaler Mensch. Er weiß es nur nicht" - nach einem Vierteljahrhundert an der Spitze des Baukonzerns Porr nahm Horst Pöchhacker im Herbst 2007 zum Abschied das "Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" mit gewohnt trockenem Understatement entgegen: Bei der Karriere komme es vor allem "auf Zufälligkeiten an, die irgendwann passieren".

Aufbauen - Häuser, Straßen, Brücken, Tunnels, das ganze Land - das war für den 1938 in Wien Geborenen von Anfang an Vision und Ziel. Nach der Matura 1956 ging er an die TU Wien, graduierte 1962 an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur zum Diplom-Ingenieur und begann noch im selben Jahr bei Porr zu arbeiten. Nach Einsätzen als Bauleiter bei Projekten im Iran und dann beim Bau der Tauernautobahn rückte er 1976 in den Vorstand auf, wurde 1982 Generaldirektor. Von einem Unternehmen mit dreieinhalbtausend Mitarbeitern und 250 Millionen Euro Jahresumsatz wuchs die Porr in dieser Zeit zu einem Konzern mit 11.000 Mitarbeitern und drei Milliarden Euro Umsatz.

Der Antrag für die Verleihung des Ordens kam damals übrigens von den Mitarbeitern: Pöchhacker habe bewiesen, "dass man auch in einer globalisierten Wirtschaft ein Unternehmen dieser Größenordnung ökonomisch erfolgreich und gleichzeitig sozial führen kann", erklärte damals der Betriebsratsvorsitzende. Seine Arbeit sei "ein Beweis für gelebte Sozialpartnerschaft im Unternehmen" gewesen.

Die Forcierung des Straßen- und Bahnausbaus war Pöchhacker stets ein Anliegen - es ging ihm dabei nicht nur um Aufträge für sein Unternehmen, er sah die Bedeutung der Infrastruktur als Rückgrat der Volkswirtschaft.

Als Berater zahlreicher Minister - und selbst wiederholt als ministrabel gehandelt - habe er "wirtschaftspolitische Weichenstellungen vorgenommen und infrastruktur- und standortpolitische Zeichen gesetzt", bescheinigte man ihm denn auch schon bei seinem Ausscheiden aus dem operativen Geschäft. Die Berufung in den Aufsichtrat der ÖBB und der Asfinag war für den Baumeister und Gestalter nur folgerichtig. Sein Mandat bei den ÖBB hätte laut Bestellung bis zur Hauptversammlung 2015 laufen sollen. "Ich bin ein Beispiel dafür, dass man auch in einem gewissen Alter, ohne operative Verantwortung und ohne täglich stundenlang eingespannt zu sein, sein Wissen weitergeben kann", hatte er in einem Interview erklärt.

Dass große Infrastrukturprojekte und staatliche Unternehmungen immer auch politisch kontroversiell diskutiert werden, war Pöchhacker - der nie ein Hehl aus seiner Nähe zur Sozialdemokratie machte - gewohnt, er kommentierte es eher gelassen.

Dass er zuletzt auch ins Visier der Justiz geriet, hat ihn erbittert, vehement wies er die Vorwürfe zurück. Beim Kauf der ungarischen MavCargo durch die ÖBB soll Schmiergeld geflossen sein - das bescherte ihm und anderen früheren leitenden ÖBB-Leuten erst im Juli eine Anklage wegen Untreue. Auch am Rande der Causa um die Buwog-Privatisierung und den von Porr gebauten Linzer Terminal Tower fiel zuletzt in Medien Pöchhackers Name - er soll als einer von 18 in einem Vorhabensbericht der Korruptionsstaatsanwaltschaft stehen, hieß es. Für Pöchhacker spielt das nun keine Rolle mehr.