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Forschung steht noch in der zweiten Reihe

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

Österreich wollte zu den Spitzen der europäischen Forschung aufsteigen. Doch es fällt zurück, zeigt eine Studie des Forschungsrats.


Alpbach. Österreich wollte zu den Spitzen der Forschung aufsteigen, doch das Gegenteil passiert: In Innovationsrankings fällt das Land zurück und die Universitätsbudgets erlauben keine neuen Investitionen. "Die Aufholdynamik ist unzureichend", konstatiert der Rat für Forschung und Technologieentwicklung in einer Studie. "Statt aufzuholen, sind wir zurückgefallen", sagte Ratsvorsitzender Hannes Androsch Mittwochabend im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche.

Handlungsfelder erster Ordnung sieht er bei Bildung, kompetitiven Forschungsförderungen, dem Anteil der Unternehmensfinanzierung, Gründungsdynamik und Innovationskraft: Österreich hätte einen starken Wissensraum, mangels großer Venture-Capital-Geber und Risikokapital-Financiers aber nicht die Instrumente, um sein Wissen in innovative Produkte umzuwandeln. Im EU-Ranking "Innovation Scoreboard" ist es auf Platz zehn zurückgefallen.

In seinem Bericht "Global Innovation Monitor" hat der Forschungsrat die Entwicklung Österreichs in Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt, Bildung, und Forschungsfinanzierung mit jener Chinas, Israels, Südkoreas, der Niederlande, der Schweiz und der USA verglichen. Alle Länder außer China seien "Innovation Leader", mit deren Konkurrenz man rechnen müsse.

"Neben gezielten Investitionen in die Wissensgesellschaft benötigen wir Verbesserungen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft", sagte Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner im Rahmen der Eröffnung der Technologiegespräche am Donnerstag. Bis 2018 stellt er 11,25 Millionen Euro für die Gründung von vier neuen Wissenstransferzentren bereit. Diese sollen in Wien, Salzburg und Graz Forschern die Verwertung ihrer Erkenntnisse erleichtern. Sowohl Mitterlehner als auch Verkehrsministerin Doris Bures fördern die Digitalisierung der Produktionstechnologien - Mitterlehner mit 30 Millionen Euro und Bures mit 250 Millionen Euro für Pilotfabriken an Universitäten (siehe oben). "Industrie 4.0", die vollends digitale Steuerung der Fabriksproduktion, ist ein Schwerpunkt einer neuen Standortstrategie, die mit Leitbetrieben entwickelt wird.

Die voraussichtlich scheidende Verkehrsministerin zog auch Bilanz: Vor vier Jahren habe sie mit 15 Leitbetrieben vereinbart, dass diese bis 2015 ihre Forschungsausgaben um 20 Prozent steigern sollten, wenn das Verkehrsministerium seine um zehn Prozent steigern würde. "Schon Ende 2013 haben die Unternehmen ein Plus von 44 Prozent erreicht und 1400 Arbeitsplätze geschaffen und die öffentliche Hand ein Plus von 15 Prozent", sagte Bures.

Warum also fällt Österreich zurück? Möglicherweise sind die Maßnahmen zwar gut, aber zu klein. Möglicherweise fehlt in fünf Jahren Wirtschaftskrise das Geld. Möglicherweise werden aber auch große Summen wenig zweckgemäß verteilt. Androsch forderte eine andere Prioritätensetzung der öffentlicher Haushalte. So habe sich etwa das Gesamtbudget der Unis seit 1990 bloß verdoppelt, während sich die Ausgaben für "wirkungslose Umschulungen" des Arbeitsamtes versechsfacht hätten. Damit könne man eine Menge Studenten finanzieren.