Essen/Wien. Beim angeschlagenen Warenhauskonzern Karstadt sind die Weichen für einen radikalen Sparkurs mit einem Personalabbau bis hin zu Filialschließungen gestellt. Finanzvorstand Miguel Müllenbach, der das Unternehmen übergangsweise leitet, erklärte die bisherige Strategie für gescheitert und legte dem Aufsichtsrat am Donnerstag ein Sanierungskonzept vor, das auf niedrigere Personal- und Sachkosten in den Filialen, der Zentrale und der Logistik sowie die Schließung defizitärer Standorte setzt.
Wettbewerber seien mit gut 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher, hieß es weiter. Solche "Wettbewerbsnachteile" müssten ausgeglichen werden. Damit wären umgelegt auf Karstadt mindestens 3400 Stellen bedroht.
Die Arbeitnehmervertreter kritisierten die geplanten Einschnitte bei den Beschäftigten. "Gerade die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass Personalabbau keine Antwort auf die Frage der Zukunft des Warenhauses ist", erklärte das zuständige Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. An der falschen Stelle zu sparen, hat noch kein Unternehmen in die Zukunft gebracht." Auch Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt, der selbst im Aufsichtsrat sitzt, kritisierte die Pläne. "Man kann operative Fehler und ausbleibenden Erfolg nicht ständig mit Personalabbau kompensieren."
Karstadt zufolge wird das nach dem Eigentümerwechsel auf den österreichischen Immobilien-Investor Rene Benko neu formierte Kontrollgremium bis zur nächsten Sitzung am 23. Oktober die Vorschläge nun bewerten. In Verhandlungen mit den Arbeitnehmern soll "die richtige Balance zwischen Sozialverträglichkeit und wirtschaftlicher Überlebensfähigkeit des Unternehmens gefunden werden. "Wir werden um Karstadt kämpfen", kündigte Patzelt an und verwies darauf, dass betonte, dass noch keine konkreten Schließungsentscheidungen getroffen wurden.
Insider handeln inzwischen Aufsichtsratschef Stefan Fanderl als möglichen Kandidaten für den Karstadt-Chefsessel. Der ehemalige Rewe-Mann, der von Anfang an betont hatte, dass Einschnitte unausweichlich seien und rund 20 Standorte als gefährdet einstufte, sei ein logischer Kandidat, er genieße das Vertrauen des neuen Eigentümers Benko.