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Kunden werden für schnelleres Internet zur Kasse gebeten

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Mobilfunker bauen Netz aus - wer mit mehr Geschwindigkeit surfen möchte, muss Aufpreis zahlen.


Wien. Die Handytarif-Erhöhungen der vergangenen Monate - das Grundentgelt lag laut Statistik Austria im August um 19 Prozent höher als vor einem Jahr - haben zahlreiche Kunden verärgert. Auch der Anbieter "3" bemerkt die Auswirkungen: "Wir spüren, dass Kunden von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen", sagt "3"-Chef Jan Trionow. Die Kundenzahl sei jedoch weniger stark gesunken als bei Mitbewerbern. A1 hatte per Ende Juni fünf Prozent seiner Kunden im Vergleich zum Vorjahr verloren.

Zwar verstehe er den Unmut der Kunden, aber: "Gebühren zu streichen, wird schwer möglich sein. Die Lage in der Branche ist noch sehr angespannt. Das übertragene Datenvolumen steigt, aber der Umsatz sinkt seit 2006", verweist Trionow auf die teure Frequenzauktion sowie auf das Verbot von Gebühren für Papierrechnungen und Zahlscheine. Auch durch das geplante Aus der Roaminggebühren in der EU ab Dezember 2015 fallen Einnahmen weg. "Offensichtlich scheinen die Telekomfirmen zu intervenieren", sagt der ÖVP-Europaabgeordnete Paul Rübig. Er dementiert jedoch eine Verzögerung bei Abschaffung von EU-Roaminggebühren.

Gericht entscheidet im Herbst über Frequenzauktion

Einnahmen benötigen Mobilfunker auch für den Netzausbau, in den sie Millionen investieren. Die Anbieter werden sich in Zukunft durch ihre Netzqualität abheben, erwartet Trionow. Bei "3" steht ab Donnerstag das LTE-Netz im Großraum Wien zur Verfügung, bis Jahresende sollen weitere Ballungszentren um die Landeshauptstädte folgen.

Wer im ultraschnellen mobilen Internet surfen möchte, braucht nicht nur ein LTE-fähiges Smartphone oder Tablet, sondern muss mehr dafür zahlen: Ohne Tarif, der LTE inkludiert, kostet die raschere Datenübertragung am Smartphone für "3"-Bestandskunden 4 bis 10 Euro extra. Wie viele Kunden den Aufpreis zahlen werden, ließe sich nicht abschätzen, so Trionow. T-Mobile bietet Zusatzpakete je nach Geschwindigkeit um rund 5 bis 10 Euro monatlich, bei A1 ist zusätzliche Maximalgeschwindigkeit im Internet für rund 10 Euro Aufpreis pro Monat zu haben. Während das Herunterladen eines 10 Megabyte großen Videos bei einer Geschwindigkeit, die in mittelpreisigen Tarifen inkludiert ist, vier Sekunden dauert, ist er bei LTE in 0,6 Sekunden erledigt.

Der Netzausbau in der Branche könnte allerdings ins Stottern geraten, wenn der Verwaltungsgerichtshof die zwei Milliarden Euro teure Frequenzauktion im Vorjahr als nicht rechtens ansieht. Der Verwaltungsgerichtshof will über die Beschwerde von T-Mobile im Oktober oder November entscheiden. "3" hat seine Beschwerde mittlerweile zurückgezogen, sieht aber weiterhin "schwerwiegende formale und rechtliche Mängel" bei der Versteigerung, die von der Mobilfunk-Regulierungsbehörde RTR durchgeführt wurde. Kippt das Ergebnis, müssten die Frequenzen neu ausgeschrieben werden. "Eine neue Auktion würde sicherlich ein Jahr dauern", so Trionow.

In den nächsten Monaten starten indes neue Anbieter wie Hofer, UPC und Mass Response. Bis zu 16 "virtuelle" Netzbetreiber, die die Infrastruktur eines bestehenden Anbieters nützen, können es werden. Das war die Auflage der EU-Kommission bei der Übernahme von Orange durch "3" und dem Verkauf des Mobilfunkdiskonters Yesss! von Orange an A1. Vor der Übernahme hatte die Bundeswettbewerbsbehörde Bedenken geäußert, dass der Wettbewerb leiden könnte. Nun prüfen die Wettbewerbshüter die Branche. Im Juni 2015 soll die sehr komplexe Prüfung abgeschlossen sein, so ein Sprecher.

Hürden beim Wechsel auf einen günstigeren Tarif

Verbraucherschützer kritisieren immer wieder komplizierte Tarife. Wie ein Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) unter A1, T-Mobile, "3" und Red Bull Mobile zeigt, kostet der Wechsel auf einen günstigeren Tarif beim gleichen Anbieter 19,90 Euro bis 49 Euro. "Was bleibt, ist das Gefühl, dafür bestraft zu werden, dass man dem Unternehmen ab sofort weniger Geld pro Monat überweisen will", so der VKI. Die Anbieter weisen den Vorwurf der mangelnden Transparenz zurück. "Kulanzlösungen sind üblich und möglich, sofern es die Umstände des jeweiligen Vertragsverhältnisses zulassen", teilt "3" mit.