Zum Hauptinhalt springen

Österreichs größter Blumenhändler ist pleite

Von Karl Leban

Wirtschaft

Holland Blumen Mark massiv überschuldet, Unternehmen soll dennoch weitergeführt werden.


Wien. Lange hatte der Blumen-Diskonter Holland Blumen Mark gegen schwindende Umsätze und rote Zahlen angekämpft. Jetzt - fast genau 40 Jahre nach seiner Gründung - ist das in Gerasdorf ansässige Handelsunternehmen bankrott. Am Mittwoch hat Österreichs größter Blumenhändler beim Landesgericht Korneuburg Insolvenz angemeldet. 320 Mitarbeiter, vorwiegend Frauen, bangen nun um ihre Jobs. Gemessen an dieser Zahl handelt es sich um das heuer bislang größte Insolvenzverfahren in Niederösterreich.

Was bei dieser Firmenpleite besonders ins Auge sticht: Die Überschuldung ist massiv. Nach Angaben des Gläubigerschutzverbands KSV stehen Passiva von 12,8 Millionen Euro Aktiva von lediglich 730.000 Euro gegenüber. Dennoch soll das Unternehmen, das mehrheitlich dem österreichischen Investor Anton Stumpf gehört, fortgeführt werden - mit einem kleineren Filialnetz. Ein Sanierungsplan wurde vorgelegt. Derzeit gibt es landesweit 85 Standorte.

Laut KSV wird den Gläubigern, deren Zahl vorerst unklar ist, eine Quote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren, geboten. Ob die Quote realistisch ist, entscheidet sich am 5. November bei der Berichts- und Prüfungstagsatzung. Am 10. Dezember stimmen die Gläubiger dann über den Sanierungsplan ab. Zum Masseverwalter hat das Gericht den Wiener Rechtsanwalt Helmut Platzgummer bestellt.

Insolvenz verschleppt?

Dem KSV zufolge ist die Handelskette mit ihrem Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens zwei Konkursanträgen entgegengetreten, die bei Gericht zuvor bereits eingebracht worden waren - und zwar von einem Arbeitnehmer mit offenen Gehaltsforderungen sowie der Kärntner Gebietskrankenkasse. Vor diesem Hintergrund will der Kreditschutzverband nun nachprüfen, ob Holland Blumen Mark die Insolvenz verschleppt hat. "Haben sie rechtzeitig den Insolvenzantrag gestellt?", fragt sich Alexander Klikovits vom KSV. "Die Sanierungsphase läuft schließlich schon lange."

Das Unternehmen selbst nennt als Gründe für die Pleite Umsatzrückgänge, Wettbewerbsdruck, hohe Fixkosten für Standortmieten und hohe Kosten rund um Abfertigungsverpflichtungen gegenüber langjährigen Mitarbeitern. Im zuletzt veröffentlichten Geschäftsbericht aus dem Jahr 2012 schrieb die Firma bei einem Umsatz von rund 23 Millionen Euro Verluste von 1,4 Millionen. Einschließlich der Verlustvorträge aus den Jahren davor belief sich der Bilanzverlust aber auf 5,4 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote machte lediglich 4,5 Prozent aus. Aktuelle Zahlen sind noch nicht bekannt.

Neuer Eigentümer seit Jänner

Erst im Jänner war es bei Holland Blumen Mark zu einem Eigentümerwechsel gekommen. Zusammen mit einem Konsortium aus Investoren und Banken hatte der Oberösterreicher Anton Stumpf die Kette von der Linzer Repac-Gruppe übernommen, die ihrerseits im Jahr 2008 eingestiegen war. Von der jetzigen Pleite nicht betroffen sind die rund zehn von Franchisenehmern geführten Filialen.

Wissen

Der Unternehmensstart erfolgte am 19. September 1974 - noch unter "Holland Blumen Markt" - mit dem Motto: "Jeder soll sich Blumen und Pflanzen leisten können." Gründer war der Niederländer Kees van der Velden. Das Selbstbedienungssystem gab es von Anfang an, auch das Logo mit der Windmühle wurde rasch kreiert. 1998 verschwand jedoch das "t" am Ende des Firmennamens. Konsumentenschützer erzwangen durch Klage eine Änderung, das Führen der Bezeichnung "Markt" wurde als irreführend verboten. Das Unternehmen strich dann einfach das "t" am Ende. Zum Höhepunkt hatte die Kette fast 150 Filialen.