Wien. (sf) Österreichs Exporteure spüren die politischen Spannungen zwischen Russland und der EU: China löste im ersten Halbjahr 2014 Russland als zehnwichtigster Handelspartner Österreichs ab. "Die Sanktionen können zu einer angespannten Situation bei einigen Unternehmen führen. Betriebe haben nicht sehr viel Zeit, andere Exportmärkte zu finden und sich anders auszurichten", sagt Christian Berger, Country Manager des Kreditversicherers Coface Austria.

Durch die Russland-Sanktionen bestehe ein erhöhtes Risiko für Unternehmen, heißt es in der Analyse von Coface. Dennoch erwartet Berger keine Insolvenzwelle unter österreichischen Unternehmen wegen der Russland-Krise. Der Anteil am Exportvolumen Österreichs ist mit 2,5 Prozent im ersten Halbjahr überschaubar. Zum Vergleich: Zum Hauptabnehmer Deutschland gehen 30,2 Prozent der Ausfuhren, nach Osteuropa 20 Prozent. Daher sei es für österreichische Unternehmen von großer Relevanz, die Entwicklung der Region CEE (Zentral- und Osteuropa) im Auge zu behalten, heißt es von Coface.

Umsatzstärkste Firmen
in der Öl- und Gasbranche

"Das Jahr 2013 war kein erfolgreiches für die CEE-Region", sagt Katarzyna Kompowska, Executive Manager von Coface Central Europe, bei der Präsentation der "CEE Top 500"-Studie von Coface am Montag. Obwohl die weltweite Wirtschaftsleistung im Vorjahr gestiegen ist, haben die Top-500-Unternehmen in Osteuropa ihre Umsätze nur um 0,2 Prozent auf 644 Milliarden Euro gesteigert. Die Anzahl der Mitarbeiter ist um 0,8 Prozent gesunken, besonders in den Balkanstaaten steigt die Arbeitslosigkeit. Für das geringe Umsatzwachstum verantwortlich ist laut Kompowska die schwache Entwicklung in der Eurozone, einem wichtigen Absatzmarkt für osteuropäische Unternehmen, limitierter Zugang zu Krediten und eine geschwächte Binnennachfrage.

"Glanzloser Gewinner" ist Polen: 148 Unternehmen - also mehr als ein Drittel der umsatzstärksten Firmen in Osteuropa - kommen aus diesem Land. Das sind allerdings 23 weniger als ein Jahr zuvor. Die Ukraine verdrängt mit 90 Unternehmen im Ranking Ungarn vom zweiten Platz. Unter den 43 ukrainischen Neueinsteigern finden sich vor allem Energieunternehmen. Allerdings erwartet der Kreditversicherer für heuer neben einer besseren Wirtschaftsentwicklung in der Region - getragen durch den starken Inlandskonsum und Exporte - eine deutliche Verschiebung der Länder in der Liste - auch aufgrund der Krise zwischen der Ukraine und Russland. Für das Ranking wurde der Umsatz sowie Unternehmenskennzahlen wie Nettogewinn und Anzahl der Beschäftigten und die Veränderung zum Vorjahr in 13 Ländern erhoben. Unternehmen aus der Finanzbranche wurden übrigens nicht in die Coface-Studie miteinbezogen.

Nach Branchen betrachtet erwirtschaftet die Öl- und Gasbranche ein Viertel der gesamten Umsätze aus den Top-500. Die Umsätze der Branche sind im Vorjahr im Jahresabstand gleich geblieben. Dahinter folgen Energieversorger. Einzig der Automobilsektor konnte seinen Umsatz deutlich - um zehn Prozent - steigern. Dafür ausschlaggebend war die gute Entwicklung von Fiat in Serbien, Mercedes-Benz in Ungarn und Ford in Rumänien.

Risikomanagement
als Stiefkind

Umsatzrückgänge verzeichneten hingegen das Baugewerbe, die Bergbauindustrie und die Telekommunikationsbranche. Die Insolvenzrate stieg im Vorjahr in allen untersuchten osteuropäischen Ländern mit Ausnahme von Lettland. Mit 0,05 Prozent weist Polen die niedrigste Insolvenzrate auf, in Rumänien lag diese zuletzt bei 6,4 Prozent.

Unternehmen sollten Bescheid wissen, wie es um die Kreditwürdigkeit ihrer Geschäftspartner steht. "Es gibt Nachholbedarf bei Risikomanagement in Klein- und Mittelbetrieben", sagt Berger. Ein Viertel der Insolvenzen wird demnach durch Zahlungsausfälle ausgelöst. Berger schätzt, dass nicht einmal jedes zehnte österreichische Klein- und Mittelunternehmen mit einem Kreditversicherer zusammenarbeitet.