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Zeitarbeitsfirmen befürchten weiteren Personalabbau

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Viele Firmen bauen Zeitarbeiter ab - Wirbel um Kürzung der Eingliederungsbeihilfe des AMS Wien.


Wien. Nach einem schwachen Jahresbeginn und einem robusten Sommer in der Zeitarbeitsbranche senden zahlreiche Industriebetriebe überlassene Arbeitskräfte an die Personaldienstleister zurück. Zuletzt mussten 200 Leiharbeiter beim Autohersteller Magna in Graz gehen, auch das steirische Kühlgeräte-Unternehmen AHT Cooling Systems baut bis Ende Oktober 150 Leiharbeiter ab. Der Faserhersteller Lenzing und der Anlagenbauer Siemens VAI in Linz sendeten ebenfalls überlassene Mitarbeiter an die Personaldienstleister zurück. "Wir befürchten Rückgänge, wenn nicht konjunkturell oder strukturell etwas passiert", sagt Gerhard Flenreiss, Fachgruppenobmann der Gewerblichen Dienstleister in der Wirtschaftskammer Wien.

Die Personaldienstleister-Branche gilt als Seismograph für die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit ist zuletzt bei Zeitarbeitern besonders stark gestiegen. "Die Unsicherheit in der Wirtschaft nimmt generell zu", sagt Flenreiss. Zukünftige Entwicklungen seien immer schlechter vorhersehbar, was die Kapazitätsplanung erschwere.

Weniger Lohnsubventionfür Jüngere

Für Ärger bei den Arbeitskräfteüberlassern sorgt, dass das Arbeitsmarktservice (AMS) Wien ab November die Eingliederungsbeihilfe ändert: Das Budget für die Eingliederungsbeihilfe in ihrer bisherigen Form wird von 25 auf 10 Millionen Euro gekürzt. Im Rahmen des Beschäftigungspakets für über 50-Jährige gibt es weniger Budget für zielgebundene Förderungen und mehr Geld vom Sozialministerium an das AMS für zweckgebundene Förderungen. Daher sei die Kürzung aus reinen Budgetgründen erfolgt, die Beihilfe sei prinzipiell ein wirksames Instrument, sagt AMS-Wien-Sprecher Sebastian Paulick. Man hoffe, die Eingliederungsbeihilfe in einem Jahr wieder ausweiten zu können. Die Kürzung ist bitter für die Branche, die bisher ein Drittel der Beihilfe in Anspruch genommen hat. Gefördert werden kann mit der Beihilfe das Arbeitsverhältnis von Arbeitslosen ab 45 Jahren sowie von Personen, die mindestens sechs Monate (bei Personen unter 25 Jahren) beziehungsweise zwölf Monate (bei Personen ab 25 Jahren) arbeitslos vorgemerkt sind sowie von Wiedereinsteigern und Absolventen ohne Berufspraxis. Ein Zuschuss werde künftig im Einzelfall geprüft, so Paulick.

Eine spezielle Eingliederungsbeihilfe für Menschen ab 50 Jahren wird im Gegenzug heuer mit zehn und 2015 mit 26 Millionen Euro gefördert. Das AMS Wien zahlt dabei drei Monate lang die gesamten Lohn- und Lohnnebenkosten für den Arbeitgeber sowie bis zu neun Monate einen Teil der Lohn- und Lohnnebenkosten.

Flenreiss: "Falsches arbeitsmarktpolitisches Signal"

"Die geplanten Einschnitte bei der Eingliederungsbeihilfe sind ein völlig falsches arbeitsmarktpolitisches Signal", warnt Flenreiss vor einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenrate. Damit komme eines der effizientesten Instrumente des AMS unter die Räder, während gleichzeitig "sinnlose Kurse" beibehalten werden. Dem Vorwurf, Arbeitskräfteüberlasser würden die Beihilfe in Anspruch nehmen und die Mitarbeiter nach Ablauf der Förderung wieder arbeitslos werden, entgegnet Flenreiss: 40 Prozent der Zeitarbeiter kommen vom AMS, nur 14 Prozent kehren in die Arbeitslosigkeit zurück.

Österreichische Arbeitskräfteüberlasser stehen durch Konkurrenz aus dem Ausland unter Druck, vor allem am Bau. Insgesamt sind derzeit zwischen 75.000 und 77.000 Zeitarbeiter in Österreich beschäftigt, etwa im Handel, bei Telekomunternehmen, in der Industrie oder in der öffentlichen Verwaltung. Das entspricht rund zwei Prozent der Arbeitnehmer. Freie Stellen gibt es derzeit im technischen Bereich sowie in Buchhaltung und Personalverrechnung.