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Telekom scharrt in den Startlöchern

Von Karl Leban

Wirtschaft

Ex-Monopolist will Milliarden-Kapitalerhöhung noch heuer durchziehen. Wegen Bulgarien tiefrote Bilanz nach drei Quartalen.


Wien. Noch heuer will sich die Telekom Austria an der Börse mit frischem Kapital von bis zu einer Milliarde Euro eindecken. Allerdings muss das Marktumfeld mitspielen, wie aus einer Unternehmensaussendung hervorgeht. Ursprünglich hatte die Telekom für den Verkauf neuer Aktien einen Zeitrahmen bis Ende Juni 2015 genannt.

Von den Aktionären genehmigt ist die seit längerem angekündigte Kapitalerhöhung seit 14. Oktober. Mit den frischen Mitteln will die Telekom unter ihrem neuen Mehrheitsaktionär, dem mexikanischen Mobilfunkriesen América Móvil, und dessen Juniorpartner ÖIAG die hohe Verschuldung reduzieren und über Akquisitionen auf den Wachstumspfad zurückkehren.

Sollte die Kapitalerhöhung tatsächlich noch dieses Jahr durchgezogen werden, müsste sie jedenfalls bereits in den kommenden Wochen erfolgen. Denn nach Thanksgiving - dieser nordamerikanische Feiertag fällt heuer auf den 27. November - sind die Bücher bei den für die Wiener Börse sehr wichtigen US-Investoren für den Rest des Jahres im Regelfall geschlossen. Der Startschuss für die Kapitalerhöhung könnte deshalb schon in Kürze fallen, spätestens aber in der ersten Novemberhälfte, sagen Marktbeobachter.

ÖIAG greift tief in die Tasche

Für die Staatsholding ÖIAG ist die geplante Emission eine teure Sache. Sie muss zumindest zirka eine Viertelmilliarde Euro aufwenden, damit ihr Telekom-Anteil von 28,4 Prozent nicht zu stark verwässert wird. Denn unter die von der Politik vorgeschriebene Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) darf ihre Beteiligung keineswegs fallen.

Auch América Móvil wird bei der Kapitalerhöhung mitziehen - aber nicht voll. Der lateinamerikanische Konzern, der dem Multimilliardär Carlos Slim gehört, hat sich nämlich im Zuge der Nachfrist für sein Übernahmeoffert an die Telekom-Streubesitzaktionäre weitere Anteile gesichert. Er hält seit kurzem nun 59,7 (nach zuvor fast 51) Prozent, kann diesen Anteil jetzt aber verwässern lassen. Der Grund: Mit der ÖIAG ist in dem im Frühjahr geschlossenen Syndikatsvertrag vereinbart, dass mindestens 24 Prozent der Telekom-Aktien breit im Börsenpublikum gestreut sein müssen. Derzeit sind das nur 12 Prozent.

Für die ersten drei Quartale hat die Telekom am Donnerstag eine tiefrote Bilanz gelegt. Der Verlust belief sich auf 190 Millionen Euro, nachdem im gleichen Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von gut 159 Millionen verbucht worden war. Grund für die tiefroten Zahlen war eine zum Halbjahr vorgenommene 400-Millionen-Euro-Abschreibung auf den Firmenwert der Bulgarien-Tochter. Gerade in Osteuropa leidet die Telekom unter Regulierungsdruck und dem harten Wettbewerb. Auch für das Gesamtjahr 2014 wird ein Konzernverlust erwartet.