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Fusionsreigen im Volksbanken-Reich

Von Karl Leban

Wirtschaft

Statt der zuletzt 41 Institute soll es 2017 neun große Regionalbanken geben. Am Freitag wird festgelegt, welche Institute in welchen Regionen zusammengespannt werden.


Wien. Ein Großumbau im genossenschaftlichen Volksbanken-Verbund steht an: Kein Stein soll in Zukunft auf dem anderen bleiben. Am Freitag halten die Volksbanken einen weiteren Gruppentag ab, um wichtige interne Beschlüsse zu fassen. Dabei geht es darum zu fixieren, welche Volksbanken in den Ländern durch Fusion zusammengespannt werden, damit bis 2017, wie Anfang Oktober bereits beschlossen, neun große Regionalbanken entstehen.

Nachdem es schon in den vergangenen Monaten zu ersten Zusammenschlüssen gekommen ist, gibt es derzeit nach letztem Stand noch 41 Volksbanken in den Bundesländern. Beim Gruppentag sollen nun die zukünftigen neun Regionen abgesteckt und die dafür noch zu fusionierenden Institute bestimmt werden. Wie im Volksbanken-Sektor dazu erklärt wird, bedeute dies aber nicht, dass es für jedes Bundesland eine große Volksbank geben werde. Es gehe um Regionen. So könnte etwa Niederösterreich zwei große Banken bekommen, während im Burgenland die einzige Volksbank, die es dort gibt, wohl mit steirischen Instituten fusionieren werde, sagt ein Volksbanker im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Die ÖVAG wird abgespaltenund zu einer "Bad Bank"

Die jetzigen Pläne für eine Neustrukturierung des Sektors gehen Hand in Hand mit dem jüngst gefassten Plan, die teilverstaatlichte Problembank ÖVAG, das bisherige Spitzeninstitut, aus dem Verbund herauszulösen und ab Mitte 2015 als Abbaugesellschaft ohne Bank-Konzession weiterzuführen, bis sie abgewickelt ist.

Mit der Umwandlung in eine Abbaueinheit soll für die ÖVAG das Stopfen des im Zuge des EZB-Stresstests festgestellten Kapitallochs von 865 Millionen Euro hinfällig werden, weil dann die Mindestkapitalvorschriften weit weniger streng sind als für Banken. Mit dieser Lösung sollen auch die österreichischen Steuerzahler, die bisher mehr als 1,3 Milliarden Euro in das Institut gepumpt haben, ein für alle Mal aus dem Schneider sein.

Ihren Abwicklungsplan für die ÖVAG wollen die Volksbanker den EZB-Aufsehern in den kommenden Tagen vorlegen. Bis 10. November müssen sie das tun. Da läuft die zweiwöchige Frist für alle europäischen Geldhäuser, die den Stresstest nicht bestanden haben und nun erklären müssen, wie sie ihre Kapitallücke zu schließen gedenken, ab.

Sobald die ÖVAG aus dem Sektor ausscheidet, werden ihre Spitzeninstituts- und Steuerungsfunktionen auf eine große Volksbank übergehen. Geplant ist, dass die Volksbank Wien-Baden diese Aufgaben übernimmt. Dazu zählt vor allem das Bündeln und Veranlagen von überschüssiger Liquidität innerhalb des Verbunds.

Mit der Bildung großer regionaler Einheiten wollen die Volksbanken künftig Synergien heben (indem zum Beispiel die IT-Systeme vereinheitlicht werden). Dabei werden freilich auch Jobs wegfallen - wie viele, ist noch unklar. In Summe wollen die Volksbanken ihre Erträge jährlich um 100 Millionen Euro steigern. Ziel ist auch, über das Erreichen einer kritischen Größe kapitalmarktfähig zu werden.

Das Fusionskarusselldreht sich bereits

Wie berichtet, wird es neben den neun Volksbanken auch noch drei Spezialinstitute geben: die Sparda-Bank, die Apotheker-Bank und die Bausparkasse. Zuletzt kam es in der Steiermark und in Niederösterreich zu mehreren Fusionen, denen in weiteren Schritten noch größere folgen werden. So fusionierten die Volksbank Süd-Weststeiermark, Graz-Bruck und Weiz zur neuen Volksbank Steiermark Mitte. In Niederösterreich wiederum sind die Volksbanken Weinviertel und Laa an der Thaya zusammengegangen. Auch in Oberösterreich stehen demnächst weitere Fusionen auf der Agenda.