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Neue Förderregeln für Start-ups

Von Andrea Möchel

Wirtschaft

Die Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) bietet neue Services für Gründer.


Wien. In Österreich nimmt die Zahl der Firmen-Neugründungen trotz Wirtschaftskrise weiter zu. So gab es im Vorjahr in der gewerblichen Wirtschaft rund 36.900 Neugründungen, das entspricht einem Plus von 3,7 Prozent im Vergleich zu 2012. Eine erfreuliche Entwicklung schafft doch ein neugegründetes Unternehmen bereits im ersten Betriebsjahr durchschnittlich 2,4 Arbeitsplätze.

Die Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) hat nun neue Förderrichtlinien erstellt, um junge Unternehmen angesichts der wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch effektiver zu unterstützen. "Generell soll die Förderabwicklung für Unternehmen erleichtert und entbürokratisiert werden", definiert Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner die Zielrichtung der Maßnahmen. "In der Tendenz setzen wir dabei stärker auf Förderangebote, die bei einem späteren Erfolg wieder zurückgezahlt werden müssen."

Zielgruppe wird ausgeweitet

Im Zentrum der neuen Regelung steht eine Ausweitung der Zielgruppe für aws-Förderungen. Wurden bisher nur jene Jungunternehmer gefördert, die seit maximal drei Jahren selbständig waren, können dank der neuen Richtlinien nun auch Unterstützungen für bis zu fünf Jahre alte Firmen gewährt werden. Diese Ausweitung gilt:

für den "aws Start-up Scheck", der einen Zuschuss von 1000 Euro für Investitionsprojekte mit einem Volumen zwischen 5000 bis 20.000 Euro beträgt;

für die "Start-up-Prämie", die für Projekte in einer Bandbreite von 20.000 bis 300.000 Euro ausgezahlt wird. Die Höhe dieser Prämie wurde auf zehn Prozent der investierten Betrages verdoppelt.

Ab einer Investitionshöhe von 300.000 Euro wird nun ein Zuschuss von zwölf Prozent angeboten, der aber bei erfolgreicher Unternehmensentwicklung wieder zurückzuzahlen ist. Mit diesen rückfließenden Mitteln will die Förderbank neue Projekte unterstützen.

Die aws geht davon aus, dass künftig mehr als 2000 Jungunternehmer pro Jahr bei ihren Gründungsinvestitionen mit einem Zuschuss unterstützt werden können. Die Mittel kommen aus einem Fördertopf, der mit rund 70 Millionen Euro gefüllt ist.

Bei neuen Garantien der Förderbank für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) wird das Bearbeitungsentgelt künftig um die Hälfte, auf 0,25 Prozent des beantragten Kreditbetrags, halbiert. Bei einer Garantieübernahme für ein Unternehmen in der Höhe von beispielsweise 500.000 Euro spart sich ein KMU dadurch rund 1500 Euro an Bearbeitungsgebühren. Zudem ist die Höhe des Bearbeitungsentgelts mit maximal 30.000 Euro gedeckelt. Gleichzeitig wurden die Konditionen vereinheitlicht, sodass die Abwicklung für Unternehmen und Banken erleichtert und die Bearbeitungszeiten dadurch verkürzt werden.

In den Jahren 2014 und 2015 sind Garantieübernahmen für rund 370 Unternehmensgründungen sowie 500 bestehende Klein- und Mittelbetriebe geplant, wobei ein Gesamtprojektvolumen von 150 Millionen Euro finanziert werden soll.

Geld für Kapitalmarktprospekte

Neuland betritt die aws mit der Förderung der Erstellung von Kapitalmarktprospekten. Damit will die aws insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen den Zugang zu alternativen Finanzierungsformen erleichtern. Für die Erstellung eines oft teuren Kapitalmarktprospekts, der bei Finanzierungen über die Öffentlichkeit wie Crowdfunding ab 250.000 Euro vorgeschrieben ist, gibt es künftig einen Zuschuss von 50 Prozent, beziehungsweise maximal 50.000 Euro. Der Hintergrund dieser Maßnahme: Mehr als ein Viertel der österreichischen Unternehmen haben laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Marketmind Interesse an alternativen Finanzierungsformen. "Die Nutzung alternativer Finanzierungsformen durch KMU hat sich von fünf Prozent im Jahr 2011 auf einen Anteil von neun Prozent im Jahr 2013 fast verdoppelt", ist der Marketmind-Studie zu entnehmen: "28 Prozent der aktuell befragten Unternehmen haben angegeben, künftig alternative Finanzierungsformen in Anspruch nehmen zu wollen."

Um der zunehmenden Bedeutung alternativer Finanzierungsformen wie Crowdfunding, Venture Capital, Mezzaninkapital, stille Beteiligungen oder Mitarbeiterbeteiligungen Rechnung zu tragen, wurde im Sommer außerdem die Initiative "Equityfinder" ins Leben gerufen. Die kostenlose Online-Kontaktplattform, sie wird von der aws im Auftrag des Wirtschaftsministeriums betrieben, soll jungen Unternehmen einen einfachen Zugang zu alternativen Finanzierungsformen ermöglichen. Derzeit suchen rund 150 Gründer über diese Plattform nach interessierten Investoren.

Die zweite Chance

Eine weitere positive Nachricht für die Gründerszene ist die Verankerung des Grundsatzes der "zweiten Chance". Das bedeutet, dass zwei Jahre nach Aufhebung eines Insolvenzverfahrens eine Förderung möglich ist, auch wenn der Zahlungsplan im Insolvenzverfahren noch nicht ganz erfüllt ist. Bisher musste der Zahlungsplan komplett erfüllt sein.

Diese Maßnahme soll ein stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein dafür schaffen, dass sich der Erfolg für so manches Unternehmen oft erst beim zweiten Anlauf eingestellt hat. "Eine positive Einstellung gegenüber dem unternehmerischen Risiko unterstützt die Entwicklung der Gründerszene in Österreich", glaubt Wirtschaftsminister Mitterlehner.

"Es geht auch darum, ein gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen. Ein Mindset, das auch Misserfolge erlaubt", betont aws- Geschäftsführerin Edeltraud Stiftinger. "Denn wer das Wagnis einer Gründung eingeht, kann auch scheitern - doch insgesamt sind es die Gründer und Jungunternehmer, die für Arbeitsplätze und Wohlstand sorgen."