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Für heuer erwartet Österreich eine positive Leistungsbilanz

Von Brigitte Pechar

Wirtschaft

Wirtschaftskammer-Experte Koren: Exporteinbrüche nach Russland und in die Ukraine haben nur mäßige Auswirkung.


Wien. Die geringe Wachstumsdynamik des Welthandels und die Konjunkturschwäche im Euroraum belasten die heimische Exportwirtschaft. "Aus den Überseemärkten bläst starker Gegenwind, in Europa herrscht Flaute." So beschreibt der Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich, Walter Koren, die Situation im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Grund dafür sei die schwache Investitionsneigung in ganz Europa. Koren macht dafür auch die Spirale nach unten bei den Erwartungen verantwortlich. Monat für Monat würden die Konjunkturprognosen nach unten revidiert, was zu sinkender Geschäftserwartung und damit geringerer Investitionsneigung führe. Hinzu komme die Konsumschwäche, die wiederum von der hohen Arbeitslosigkeit begleitet werde.

Dennoch bleibt Koren optimistisch. Er sehe nämlich "jetzt noch nicht, aber in den nächsten Monaten einen Turnaround - und wenn er auch noch so schwach ist". Lichtblicke seien Großbritannien, Irland und auch Spanien, wo es wieder aufwärts gehe. Für Österreich sei natürlich der stärkste Wirtschaftspartner Deutschland entscheidend. Man setze darauf, dass nicht nur auf ein positives Budget geachtet werde, sondern auch wieder Wachstumsimpulse gesetzt würden - das gelte als Hoffnung für ganz Europa, sagte Koren.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) schreibt in ihrer gesamtwirtschaftlichen Prognose, dass sich das Exportwachstum von real 0,8 Prozent im heurigen Jahr sehr verhalten entwickle, und rechnet mit einer Beschleunigung im kommenden Jahr. Marktanteilsverluste österreichischer Exporteure erklärt die OeNB damit, dass sich deren preisliche Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert habe. Wie die Statistik Austria am Freitag mitteilte, sind die Exporte in diesem Jahr von Jänner bis September um 1,1 Prozent auf 94,5 Milliarden Euro gestiegen. Die Einfuhren sind um 0,4 Prozent auf 96,83 Milliarden zurückgegangen. Koren erwartet - im Gegensatz zur OeNB - für das Jahr einen Exportzuwachs von knapp 1,5 Prozent und damit ein All-Time-High. Die Warenimporte seien rückläufig, die Dienstleistungsbilanz werde positiv sein, sodass Koren insgesamt eine positive Leistungsbilanz für das Gesamtjahr vorhersagt.

Trägerraketen oder sogenannte Hidden Champions der österreichischen Exportwirtschaft seien Spezialmaschinen, Autozulieferprodukte, Lebensmittel und Umwelttechnologie.

Zwar sind die Exporte nach Russland in den ersten neun Monaten laut Statistik Austria um 9,4 Prozent eingebrochen, das mache aber bei einem Exportanteil von insgesamt 2 Prozent für Russland und die Ukraine zusammen nicht sehr viel aus, sagte Koren. Natürlich sei das für die betroffenen Betriebe hart, aber insgesamt sei dieser Einbruch überschaubar. Mit speziellen Programmen wie dem "Go International" des Wirtschaftsministeriums werde versucht, betroffene Unternehmen in innovative Märkte wie die USA und China zu führen.

Für 2015 ist Koren wieder optimistischer, was den Export betrifft. Auch die OeNB rechnet da wieder mit einer Beschleunigung und prognostiziert für 2016 sogar ein Exportwachstum um 4,7 Prozent - womit man sich an das Wachstum der Exportmärkte annähere.