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Russische Gäste bleiben zu Hause

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Den größten relativen Rückgang gab es im Vorjahr bei Russen - 2014 brachte dem Tourismus einen Gästerekord, aber weniger Nächtigungen.


Wien. Mit dem Sölden-Logo am Helm fuhr der Russe Alexander Choroschilow seinem ersten Sieg im Nachtslalom von Schladming entgegen. Die Destination will mit dem Sponsoring angesichts der derzeit politisch und wirtschaftlich kritischen Lage um Sympathien russischer Winterurlauber werben. Denn in der bisherigen Wintersaison verzeichnet Sölden 25 bis 30 Prozent weniger Nächtigungen von Russen, die dort zuletzt die drittstärkste Gästenation im Winter waren. Österreichweit sanken die Nächtigungen von Russen im Dezember 2014 um 30,6 Prozent, wie am Mittwoch veröffentlichte Zahlen der Statistik Austria zeigen. Im Gesamtjahr ging die Zahl russischer Gästenächtigungen relativ am stärksten um 7,9 Prozent auf 1,8 Millionen zurück.

Einerseits verteuert die Rubel-Abwertung den Urlaub in Österreich, andererseits weichen viele Russen aufgrund der Sanktionen der EU gegen Russland auf andere (Inlands-)Destinationen aus.

Auch Geschäfte und Skischulen sind davon betroffen. "Die Kompensation ist dabei etwas schwieriger, da die russischen Gäste spendabler sind, als andere Nationen", sagt Oliver Schwarz, Direktor von Ötztal Tourismus. Die Unterkünfte in Sölden konnten das Minus bei Russen hingegen durch mehr Nächtigungen von Deutschen, Niederländern, Polen, Rumänen und Tschechen "mehr als kompensieren".

Trend zu 4- und 5-Stern-Hotels

In der Jahresstatistik schlägt sich indes einmal mehr der Trend zu kürzeren Aufenthalten nieder: Die Zahl der Urlauber stieg um 1,9 Prozent auf den Höchstwert von 37,55 Millionen, die Zahl der Nächtigungen sank jedoch um 0,6 Prozent auf 131,9 Millionen. Nach einem schwachen Jahresbeginn brachte das Sommerhalbjahr einen Gästerekord und die meisten Nächtigungen seit 1995. Der Start in die Wintersaison war der beste seit dem Beginn der statistischen Aufzeichnungen - obwohl die Skiopenings in einigen Regionen verschoben werden mussten. Vor allem deutsche Gäste hätten Kurzurlaube storniert, sagt Vorarlberg Tourismus-Geschäftsführer Christian Schützinger. Aus Italien und Polen kamen hingegen zu Jahresende mehr Urlauber.

"Die Situation ist keinesfalls dramatisch, aber doch herausfordernd", sagt Tourismus-Spartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher, denn rückläufige Zahlen bedeuten auch rückläufige Umsätze und Erträge. Bei den gewerblichen Herbergen seien die Nächtigungen nur um 0,2 Prozent gesunken. Weitgehend stabil blieben die Ergebnisse in der 4- und 5-Stern-Kategorie. Ein Minus von 6,1 Prozent verzeichneten Privatquartiere. Die Statistik aufpoliert hat Wien: Rechnet man die Bundeshauptstadt heraus, sanken die Nächtigungen um 1,3 Prozent.

Staus am Wochenende erwartet

Nach einem starken Start in die Wintersaison ist Nocker-Schwarzenbacher überzeugt, dass die momentane winterliche Stimmung noch kurzfristige Buchungen auslöst: "Der Februar ist bis dato gut gebucht, ebenso wie der März und wir rechnen damit, dass sich auch durch die frühen Osterferien und den genau zum richtigen Zeitpunkt verstärkt einsetzenden Schneefall, noch einige Skifahrer motivieren lassen."

Am Wochenende beginnen die Semesterferien in Wien und Niederösterreich, in fünf deutschen Bundesländern sowie in Teilen Tschechiens und Polens. Autoreisende müssen sich laut ÖAMTC auf Verzögerungen bei der Zufahrt in Skigebiete einstellen.