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Smartphone ersetzt Zimmerschlüssel

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Bar statt Rezeption: Die Bar ist zentrale Anlaufstelle für Gäste im Eingangsbereich des Hotels Schani, das im April am Areal des Wiener Hauptbahnhofes eröffnen soll (im Bild eine Simulation).
© HotelSchani_Nanavizio

Gäste können bald im Hotel Schani in Wien mit dem Mobiltelefon einchecken - in Japan entsteht das erste Roboter-Hotel.


Wien. Ein weiblicher Roboter in Gestalt einer jungen Japanerin wird ab Juli Gäste an der Rezeption im ersten Roboter-Hotel in Japan begrüßen. Statt mit einem Schlüssel sollen Gäste über Gesichtserkennung in ihre Zimmer kommen. Im "henna hoteru" (seltsames Hotel) in einem Freizeitpark in der südlichen Provinz Nagasaki sollen die Maschinen nicht nur Gäste empfangen, sondern auch Zimmer reinigen und Kaffee bringen, berichtet die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei". Roboter sollen mehr als 90 Prozent der Hotelservices ersetzen. Der Betreiber wolle diese kostengünstigen Hotels mit containerähnlichen Zimmern in Zukunft auch in Schwellenländer exportieren.

So weit gehen die Pläne von Österreichs Hotelbetreibern nicht - allerdings wird im April am Areal des Wiener Hauptbahnhofes das Hotel Schani eröffnet, in dem das Smartphone Check-In und Zimmerschlüssel ersetzen kann. "Es wird keine Rezeption im herkömmlichen Sinn geben, aber eine zentrale Bar", sagt Benedikt Komarek, Geschäftsführender Gesellschafter des Budget-Hotels mit 135 Zimmern und Schanigarten, das als "Hotel der Zukunft" mit dem Fraunhofer Institut geplant wurde.

Bluetooth-Technologie

Haben Gäste bei der Buchung ihre Daten bekannt gegeben, können sie 24 Stunden vor der Anreise online einchecken. Die Zimmerkarte wird an einem Automaten im Eingangsbereich abgeholt. Gäste können aber auch gleich den Zimmerschlüssel via Applikation (App) auf ihr Smartphone laden und direkt zum Zimmer gehen, erklärt Komarek. Allerdings wird es auch nach wie vor möglich sein, ohne Smartphone einzuchecken und eine herkömmliche Zimmerkarte zu erhalten.

"Früher war die Technologie das Problem, um das Smartphone als Zimmerschlüssel einzusetzen", sagt Komarek. Seit einigen Jahren wurde bereits an der Umsetzung getüftelt: Zuerst via NFC (Near Field Communication), doch Handyhersteller wie Apple integrierten diese Technologie erst spät in ihre Geräte. Daher setzt das Hotel Schani nun auf Bluetooth Low Energy. Dahinter steckt ein Sicherheitsserver, erklärt Komarek: "Wir schließen aus, dass der Zutritt gehackt werden kann. Es gibt einfachere Arten, Zimmertüren zu öffnen."

Vorbild Online-Flugboarding

Auch internationale Hotelkonzerne setzen auf die neuen Funktionen. Die US-Hotelkette Hilton hat angekündigt, in diesem Jahr in den Herbergen von vier Marken eine Technologie einzuführen, mit der Smartphones als Zimmerschlüssel genutzt werden können. Ende 2016 soll das im Großteil der Hotelzimmer konzernweit möglich sein. "Reisende können ihre Smartphones als Boardingpässe für Flugzeuge nutzen, es ist also selbstverständlich, dass sie diese auch nutzen wollen, um in ihre Hotelzimmer zu kommen", sagt Christopher J. Nassetta, Präsident und Vorstandsvorsitzender von Hilton Worldwide.

Bereits seit Ende des Vorjahres können Mitglieder des Kundenprogramms Hilton HHonors in mehr als 4000 Herbergen in über 80 Ländern mit ihren persönlichen mobilen Endgeräten einchecken und die gewünschte Zimmernummer (nicht nur die Kategorie) via App über einen digitalen Zimmerplan oder eine Liste auswählen. Dabei können Gäste Sonderwünsche bekanntgeben. Derzeit muss der Zimmerschlüssel noch im Hotel abgeholt werden - im Laufe des Jahres wird sich das ändern. Auch beim Check-Out müssen Gäste künftig nicht mehr zur Rezeption, weil ihnen die Rechnung automatisch an ihre E-Mail-Adresse gesendet wird, wie Hilton mitteilt.

Die Kette Starwood Hotels & Resorts (zu der unter anderem die Marken Sheraton und Le Meridién gehören) hat ebenfalls ein System eingeführt, mit dem Gäste ihr Smartphone als Zimmerschlüssel nutzen können. In den ersten Monaten 2015 soll das System für Mitglieder des Kundentreueprogramms Starwood Preferred Guest (SPG) für 30.000 Zimmer in 150 Hotels der Marken Aloft, Element und W hotels zur Verfügung stehen. Dazu muss das Zimmer direkt bei der Hotelkette, etwa über deren Website, gebucht werden. Kundenclub-Mitglieder müssen sich einmal über die SPG-App anmelden. Wollen sie den Zimmerschlüssel aufs Handy, erhalten sie diesen via Bluetooth, sobald das Zimmer fertig ist. Für das Öffnen wird das Smartphone zum Zimmerschloss gehalten. Leuchtet das grüne Licht auf, kann der Reisende eintreten.

Rezeptionist wird Concierge

Der Smartphone-Check-In spart dem Gast nicht nur Zeit, damit kann auch Personal eingespart werden. Im Hotel Schani stehe hingegen im Vordergrund, dass der Rezeptionist in die Rolle des Concierge schlüpft, sagt Komarek: Die gewonnene Zeit sollen die Mitarbeiter für mehr Service nutzen, etwa um Gästen Restauranttipps zu geben oder den Weg zu Sehenswürdigkeiten zu erklären.

In der multifunktionalen Lobby wird außerdem ein Coworking Space mit 20 bis 30 Arbeitsplätzen für Hotelgäste und Wiener Unternehmer eingerichtet: Damit will man eine angenehme Arbeitsumgebung schaffen und dem Trend Rechnung tragen, dass Arbeits- und Freizeitwelt immer mehr verschwimmen.